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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Weizen-, Roggen-und Gerstenhalmen und auf den nahezu mähreifen Wiesen, auf denen die Wachtelkönige lärmten, glühten tiefrote Mohnblumen. Der Großkönig reiste gemächlich, machte immer wieder in Dörfern und an Gutshöfen halt, wo er Ackerland und Gebäude inspizierte und Männern, die weit besser wußten als er, wie man eine Gerbgrube anlegte oder einen Eber verschnitt, gutgemeinte Ratschläge erteilte. In Aquae Sulis badete er in den heißen Quellen, und als er die Stadt verließ, fühlte er sich so wohl, daß er eine ganze Meile weit zu Fuß ging, bevor er sich wieder in seinen mit Pelzen ausgelegten Karren helfen ließ. Begleitet wurde er von seinen Barden, seinen Ratgebern, seinem Arzt, seinen Sängern, einem Troß von Bediensteten und einer Eskorte von Kriegern, die unter dem Kommando von Owain, seinem Champion und Befehlshaber der Leibwache, stand. Zum Zeichen dafür, daß sie in friedlicher Absicht kamen, hatten sich alle Reisenden Blumen angesteckt, und die Krieger trugen ihre Schilde verkehrt herum. Allerdings war Uther zu alt und zu vorsichtig, um sich nicht ständig zu vergewissern, daß die Speerspitzen jeden Tag frisch geschliffen wurden.
    Auch ich marschierte mit nach Glevum. Zwar hatte ich dort nichts zu suchen, aber Uther hatte Morgan zum Hohen Rat befohlen. Normalerweise waren Frauen bei
    Ratsversammlungen, hohen oder weniger hohen, nicht gern gesehen, aber da Uther überzeugt war, daß kein anderer so gut für Merlin sprechen könne wie Morgan, hatte er sich aus Verzweiflung über Merlins Abwesenheit an sie gewandt. Außerdem war sie Uthers außereheliche Tochter, und der Großkönig pflegte zu sagen, in Morgans goldmaskiertem Kopf wohne mehr Verstand als in den Schädeln der Hälfte seiner Ratgeber zusammen. Darüber hinaus war Morgan für Norwennas Gesundheit verantwortlich, und schließlich sollte über Norwennas Zukunft entschieden werden, obwohl Norwenna selbst weder geladen noch dazu befragt wurde. Sie blieb in Ynys Wydryn in der Obhut von Merlins Gemahlin Guendoloen zurück. Morgan hätte niemanden außer ihre Sklavin Sebile nach Glevum mitgenommen, wenn Nimue ihr nicht im letzen Moment kühl und gelassen mitgeteilt hätte, sie werde ebenfalls nach Glevum reisen und ich solle sie begleiten.
    Morgan machte natürlich viel Aufhebens davon, doch Nimue nahm die Empörung der Älteren mit aufreizender Ruhe hin.
    »Es wurde mir befohlen«, erklärte sie Morgan, und als Morgan in schrillem Ton wissen wollte, von wem, lächelte Nimue schweigend. Morgan war doppelt so groß und doppelt so alt wie Nimue, aber als Merlin Nimue in sein Bett holte, hatte er die Macht in Ynys Wydryn auf sie übertragen, und angesichts dieser Autorität war die Ältere hilflos. Gegen meine Teilnahme aber protestierte sie dennoch. Sie wollte wissen, warum Nimue nicht Lunete mitnehme, die zweite Irin unter Merlins Findelkindern. Ein Bursche wie ich, behauptete Morgan, sei keine Gesellschaft für eine junge Frau, und als Nimue weiterhin nur lächelte, fauchte Morgan, sie werde Merlin von Nimues Vorliebe für mich in Kenntnis setzen, dann wäre es mit Nimues Macht vorbei, doch Nimue lachte nur über diese plumpe Drohung und kehrte ihr kurzerhand den Rücken. Mich kümmerte diese Auseinandersetzung wenig. Ich wollte nur nach Glevum gehen, die Turnierkämpfe erleben, den Barden zuhören, mir die Tänze ansehen und vor allem mit Nimue zusammensein.
    Also zogen wir als wenig harmonisches Quartett nach Glevum. Morgan stapfte, den Schlehdornstab in der Hand, voran. Ihre Goldmaske glänzte in der Sommersonne. Jeder ihrer schweren, hinkenden Schritte war eine nachdrückliche Geste des Mißfallens an Nimues Gegenwart. Sebile, die sächsische Sklavin, hastete, tief gebückt unter einem Bündel von Bettlaken, getrockneten Kräutern und Töpfen, hinter ihrer Herrin einher. Ihr folgten Nimue und ich, barfuß, barhäuptig und frei jeglicher Last. Nimue trug einen langen schwarzen Umhang über ihrem weißen Gewand, das sie in der Mitte mit einem Sklavenstrick zusammengefaßt hatte. Das lange schwarze Haar hatte sie hoch aufgesteckt, und sie trug keinerlei Schmuck, nicht einmal eine Knochennadel, um ihren Umhang zusammenzuhalten. An Morgans Hals glänzte ein schwerer goldener Torques, und ihr dunkelbrauner Umhang wurde in Brusthöhe von zwei goldenen Spangen gehalten, von denen die eine die Form eines dreigehörnten Hirschs besaß. Die andere war der schwere Drachenschmuck, den Uther ihr in Caer Cadarn geschenkt hatte.
    Ich genoß die

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