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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ein Viertel, doch er verfügte immer noch über ein Königreich, und das verdankte er einzig Arthur. Aber er bedankte sich nicht, sondern marschierte, als die Diskussionen beendet waren, schnurstracks zum Raum hinaus und verließ London noch am selben Tag wie ein großer, verwundeter Keiler, der sich in seine Höhle zurückzieht.
    Es war Nachmittag, als Aelle abzog. Mit mir als Dolmetscher brachte Arthur nunmehr die Frage des Belgenlandes, das Cerdic im Jahr zuvor an sich gerissen hatte, zur Sprache, und er verlangte die Rückgabe des Landes auch noch, nachdem wir anderen längst aufgegeben hätten. Er drohte nicht, er wiederholte seine Forderung einfach immer wieder, bis Culhwch einschlief, Agricola gähnte und ich es müde war, Cerdics ablehnenden Entgegnungen die Schärfe zu nehmen. Und noch immer stieß Arthur nach. Er spürte, daß Cerdic Zeit brauchte, um die neuen Territorien zu sichern, die er Aelle abgenommen hatte, und drohte, Cerdic keine Ruhe zu lassen, bis die Flußlandschaften zurückgegeben waren. Cerdic konterte, indem er drohte, in London gegen uns zu kämpfen, aber Arthur erklärte schließlich, daß er bei einem solchen Kampf Aelles Hilfe suchen würde, und Cerdic wußte, daß er gegen unsere vereinten Heere nicht ankommen konnte. Es war fast dunkel, als Cerdic endlich nachgab. Er erklärte zähneknirschend, er werde das Problem mit seinem persönlichen Rat besprechen. Also weckten wir Culhwch, verließen den Innenof und traten durch ein kleines Tor in der Flußmauer auf einen Kai hinaus, wo wir zusahen, wie die Themse dunkel vorüberfloß. Die meisten von uns sagten wenig, Meurig jedoch belehrte Arthur gereizt, es sei Zeitverschwendung, unmögliche Forderungen zu stellen; aber als Arthur sich weigerte, mit ihm zu streiten, verstummte auch der Prinz. Sagramor saß mit dem Rücken an der Mauer und strich unaufhörlich mit dem Schleifstein über seine Schwertklinge. Lancelot stand mit den silurischen Druiden ein Stück von uns entfernt: drei hageren, hochgewachsenen, gutaussehenden Männer, die vor lauter Stolz fast steif wirkten. Dinas starrte zu den in Dunkelheit versinkenden Bäumen am anderen Flußufer hinüber, während sein Bruder mir lange, nachdenkliche Blicke zuwarf.
    Eine Stunde warteten wir, dann kam Cerdic endlich ans Flußufer herunter. »Meldet Arthur folgendes«, befahl er mir ohne einleitende Worte. »Ich traue keinem von euch, ich mag keinen von euch und wünsche mir nichts sehnlicher, als euch alle zu töten. Aber ich werde ihm die belgischen Ländereien abtreten – unter einer Bedingung: daß Lancelot zum König über dieses Land erhoben wird. Nicht zum Vasallenkönig«, setzte er hinzu, »sondern zum König mit allen Rechten eines unabhängigen Königtums.«
    Ich starrte dem Sachsen in die graublauen Augen. Seine Bedingung überraschte mich so sehr, daß ich kein Wort herausbrachte, nicht einmal, um seine Worte zu bestätigen. Es war plötzlich alles so klar: Lancelot hatte einen Handel mit dem Sachsen geschlossen, und Cerdic hatte diese geheime Übereinkunft hinter einem ganzen Nachmittag verächtlicher Ablehnungen versteckt. Dafür hatte ich natürlich keine Beweise, aber ich wußte genau, daß es so war, und als ich den Blick von Cerdic wandte, entdeckte ich, daß Lancelot mich erwartungsvoll ansah. Er sprach kein Sächsisch, aber er wußte genau, was Cerdic soeben zu mir gesagt hatte.
    »Sagt es ihm!« befahl mir Cerdic.
    Ich übersetzte für Arthur. Agricola und Sagramor spien angewidert aus, und Culhwch ließ ein kurzes, verärgertes Lachen hören, aber Arthur sah mir ein paar Sekunden lang tiefernst in die Augen, bevor er mir resigniert zunickte.
    »Einverstanden«, sagte er.
    »Ihr werdet diese Stadt bei Tagesanbruch verlassen«, verlangte Cerdic unvermittelt.
    »Wir werden in zwei Tagen abziehen«, gab ich zurück, ohne Arthur zu fragen.
    »Einverstanden«, sagte Cerdic und wandte sich ab. So schlossen wir Frieden mit den Sachsen.

    Es war nicht der Friede, den Arthur sich gewünscht hatte. Er hatte gedacht, wir könnten die Sachsen so sehr schwächen, daß
    ihre Schiffe nicht mehr über das Germanische Meer kämen und daß wir in ein bis zwei Jahren den Rest aus Britannien vertrieben haben würden. Aber es herrschte Frieden.
    »Das Schicksal ist unerbittlich«, sagte Merlin am folgenden Morgen zu mir. Ich traf ihn in der Mitte des römischen Amphitheaters, wo er den Blick langsam von den nackten Steinbänken wandte, die im Kreis rings um die Arena emporstiegen. Er hatte

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