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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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immer hier zu beten, denn an einem Ende des Gebäudes stand eine Statue des Mithras mit seiner seltsamen weichen Mütze, und vor den kanellierten Säulen waren kleinere Statuen aufgestellt. Ich nahm an, daß
    jene, die hier beteten, Nachkommen der römischen Siedler waren, die in Britannien geblieben waren, als die Legionen abzogen, und wie es schien, hatten sie die meisten Götter ihrer Vorfahren, darunter auch Mithras, inzwischen aufgegeben, denn die kleinen Opfergaben, die aus Blumen, Lebensmitteln und erloschenen Binsenfackeln bestanden, lagen nur vor drei Götterbildern. Zwei davon waren elegant geschnitzte römische Götter, aber das dritte war britannisch: ein glatter, phallischer Stumpf aus Stein mit einer brutalen, glotzäugigen Fratze im oberen Teil. Nur diese Statue war mit altem, getrocknetem Blut bedeckt, während die einzige Opfergabe vor der Mithrasstatue jenes Sachsenschwert war, das Sagramor zum Dank für Mallas Rückkehr hierhergebracht hatte. Draußen schien die Sonne, doch das einzige Licht im Tempel fiel durch ein großes Loch im Dach, wo es keine Ziegel mehr gab. Im Tempel hätte es eigentlich dunkel sein müssen, denn Mithras war in einer Höhle geboren, und wir beteten im Dunkel einer Höhle zu ihm. Merlin stieß seinen Stab immer wieder auf die Fliesen des Tempelbodens und entschied sich schließlich für eine Stelle am Ende des Schiffs, unmittelbar unterhalb der Mithrasstatue.
    »Taucht ihr hier eure Speere ein, Derfel?« fragte er mich. Ich trat in jenen Seitengang, in dem die Felle und Wollballen gestapelt waren. »Hier«, verkündete ich, indem ich auf eine flache Vertiefung wies, die halb unter einem der Stapel verborgen war.
    »Mach dich nicht lächerlich!« fuhr Merlin mich an. »Das hat irgend jemand später gemacht! Glaubst du wirklich, du müßtest die Geheimnisse deiner armseligen Religion schützen?«
    Wieder stieß er den Stab auf den Boden neben der Statue. Dann versuchte er es an einer wenige Fuß entfernten Stelle und entschied, daß die beiden Stellen unterschiedlich klangen, also klopfte er ein drittes Mal zu Füßen der Statue. »Hier graben!«
    befahl er meinen Speerkämpfern.
    Bei diesem Sakrileg lief es mir kalt über den Rücken. »Sie dürfte nicht hier sein, Lord.« Ich deutete auf Nimue.
    »Noch ein einziges Wort von dir, Derfel, und ich werde dich in einen lahmen Igel verwandeln. Hebt die Steine auf!« fuhr er meine Männer an. »Setzt eure Speere als Hebel ein, ihr Dummköpfe. Los doch! Packt an!«
    Ich hockte neben dem britannischen Götterbild, schloß die Augen und betete zu Mithras, er möge mir das Sakrileg vergeben. Dann betete ich, daß Ceinwyn in Sicherheit und das Kind in ihrem Leib noch am Leben sein möge, und während ich noch für mein ungeborenes Kind betete, wurde scharrend die Tempeltür aufgestoßen, und schwere Stiefel hallten auf dem Steinboden. Als ich die Augen öffnete und mich umwandte, sah ich, daß Cerdic den Tempel betreten hatte. Er war mit zwanzig Speerkämpfern gekommen, mit seinem Dolmetscher und, weit überraschender, mit Dinas und Lavaine. Während der Sachsenkönig langsam den Mittelgang entlangschritt, rappelte ich mich auf und berührte meinen Glücksbringer, die Knochen in Hywelbanes Griff. »Dies ist meine Stadt«, verkündete Cerdic leise, »und alles innerhalb ihrer Mauern gehört mir.« Eine Weile starrte er Merlin und Nimue an, dann blickte er zu mir herüber. »Sagt ihnen, sie sollen erklären, was sie hier tun«, befahl er mir.
    »Sag dem Idioten, er soll abziehen und sich den Kopf in einem Eimer abkühlen«, fuhr Merlin mich an. Er sprach gut Sächsisch, zog es aber vor, so zu tun, als verstehe er kein Wort.
    »Das da ist sein Dolmetscher, Lord«, warnte ich Merlin und zeigte auf den Mann neben Cerdic.
    »Dann kann ja er dem König sagen, er soll sich den Kopf in einem Eimer abkühlen«, schlug Merlin vor.
    Das tat der Übersetzer, und auf Cerdics Gesicht flammte ein gefährliches Lächeln auf.
    »Lord König«, begann ich in dem Versuch, den Schaden, den Merlin angerichtet hatte, ungeschehen zu machen, »mein Lord Merlin möchte nur den Tempel wiederherstellen.«
    Cerdic dachte über diese Behauptung nach, während er sich unsere Arbeit ansah. Meine vier Speerkämpfer hatten die Pflastersteine hochgehebelt und eine feste Schicht Sand und Schotter freigelegt. Sie waren gerade dabei, diese Schicht herauszuschaufeln. Darunter wurde eine Plattform aus geteertem Holz sichtbar. Der König starrte in die Grube und bedeutete

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