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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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niemals, was ich nicht genau weiß«, entgegnete Merlin von oben herab. »Aber ich nehme an, daß Arthur Guinevere langweilt, und das wundert mich nicht. Sie ist eine kluge Frau und will kluge Menschen um sich haben, aber so sehr wir alle Arthur auch lieben, er ist kein komplizierter Mensch. Die Dinge, die er sich wünscht, sind rührend simpel: Gesetze, Gerechtigkeit, Ordnung, Sauberkeit. Er wünscht sich aufrichtig, daß alle glücklich sind, und das ist schlechthin unmöglich. Guinevere ist nicht annähernd so simpel. Du natürlich schon.«
    Ich ignorierte diese Beleidigung. »Und was wünscht sich Guinevere?«
    »Daß Arthur König von Dumnonia wird, natürlich, und daß
    sie die eigentliche Herrscherin von Britannien wird, indem sie ihn beherrscht. Aber bis das geschieht, Derfel, wird sie sich so gut wie möglich amüsieren.« Er blickte ein wenig boshaft drein
    – offenbar war ihm etwas eingefallen. »Wenn Lancelot König der Belgen wird«, sagte er vergnügt, »wirst du schon sehr bald erleben, daß Guinevere erklärt, sie wolle ihren neuen Palast in Lindinis nun doch nicht mehr. Dann wird sie sich etwas suchen, was näher bei Venta liegt. Warte nur ab, du wirst sehen, daß ich recht behalte.« Bei dieser Vorstellung kicherte er. »Sie waren beide ja so schlau«, setzte er bewundernd hinzu.
    »Guinevere und Lancelot?«
    »Sei nicht so beschränkt, Derfel! Wer, in aller Welt, hat von Guinevere geredet? Ich meine natürlich Cerdic und Lancelot. Das war ein äußerst gerissenes Stück Diplomatie. Arthur übernimmt das Kämpfen, Aelle gibt den größten Teil seines Landes auf, Lancelot schnappt sich ein weit angenehmeres Königreich, und Cerdic verdoppelt die eigene Macht und erhält als Nachbar an der Küste Lancelot statt Arthur. Klug eingefädelt! Wie gut es die Bösen doch immer treffen! Das gefällt mir.« Er lächelte. Dann wandte er sich um, weil aus einem der beiden Tunnel, die unter den Bänken hindurch in die Arena führten, Nimue auftauchte. Mit aufgeregter Miene eilte sie über den überwucherten Rasen. Ihr goldenes Auge, vor dem sich die Sachsen so sehr fürchteten, glänzte in der Morgensonne.
    »Derfel!« rief sie. »Was macht Ihr mit dem Stierblut?«
    »Bring ihn nicht durcheinander«, warnte Merlin. »Er ist heute vormittag noch dümmer als sonst.«
    »Bei Mithras«, fuhr sie aufgeregt fort. »Was macht Ihr da mit dem Blut?«
    »Gar nichts«, antwortete ich bestürzt.
    »Sie mischen es mit Hafer und Fett«, sagte Merlin, »und machen Pudding davon.«
    »Sag’s mir!« verlangte Nimue.
    »Das ist geheim«, erklärte ich verlegen.
    Merlin lachte höhnisch. »Geheim? Geheim? ›O großer Mithras!‹« donnerte er mit einer Stimme, die von den aufsteigenden Bankreihen widerhallte, »›der sein Schwert an den Berggipfeln schärft, dessen Speerspitze in den Tiefen des Ozeans geschmiedet wurde, und dessen Schild die hellsten Sterne überstrahlt, höre uns an!‹ Soll ich weitermachen, mein lieber Junge?« fragte er mich. Er hatte die Anrufung zitiert, mit der wir unsere Versammlungen einleiteten und die eigentlich zu unseren geheimen Ritualen gehörte. Verächtlich wandte er sich von mir ab. »Sie haben eine Grube, liebe Nimue«, erklärte er, »die mit einem Eisenrost abgedeckt ist. Das arme Tier ergießt sein Leben in die Grube, sie tauchen alle ihre Speere in das Blut, betrinken sich und sind überzeugt, etwas Bedeutendes geleistet zu haben.«
    »Das dachte ich mir«, sagte Nimue. Dann lächelte sie. »Es gibt keine Grube.«
    »Ach, mein liebes Mädchen!« sagte Merlin bewundernd.
    »Mein liebes Mädchen! Auf! An die Arbeit!« Er eilte davon.
    »Wo wollt Ihr hin?« rief ich ihm nach, aber er wedelte nur mit der Hand, während er weiterlief und meine
    herumlungernden Speerkämpfer zu sich winkte. Ich folgte ihm dennoch, und er machte keine Anstalten, mich daran zu hindern. Wir gingen durch den Tunnel und gelangten auf eine jener seltsamen Straßen mit hohen Gebäuden hinaus. Dann wandten wir uns westwärts zu der großen Festung, welche die nordwestliche Bastion der Stadtmauer bildete. Unmittelbar neben dem Fort, direkt an der Stadtmauer, lag ein Tempel. Ich folgte Merlin hinein.
    Es war ein wunderschönes Gebäude, langgestreckt, dunkel, schmal und hoch. Die bemalte Decke wurde von einer Doppelreihe von je sieben Säulen getragen. Der Schrein wurde jetzt offenbar als Speicher benutzt, denn auf einer Seite des Mittelgangs türmten sich Wollballen und Lederhäute; doch einige Anhänger schienen noch

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