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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vier meiner Speerkämpfer mitgenommen, die am Rand der Arena saßen und ihn beobachteten, obwohl sie genausowenig wie ich wußten, was von ihnen verlangt werden würde. »Sucht Ihr immer noch das letzte Kleinod?« fragte ich ihn.
    »Es gefällt mir hier wirklich gut«, antwortete er, meine Frage ignorierend. Er wandte sich wieder ab, um die Arena einer weiteren Inspektion zu unterziehen. »Wirklich gut.«
    »Ich dachte, Ihr haßt die Römer.«
    »Ich? Die Römer hassen?« fragte er mit vorgetäuschter Empörung. »Ich bete darum, Derfel, daß meine Lehren der Nachwelt nicht durch das fehlerhafte Sieb dessen übermittelt werden, was du dein Gehirn zu nennen beliebst. Ich liebe die gesamte Menschheit!« behauptete er großspurig. »Und selbst die Römer sind durchaus akzeptabel, solange sie in Rom bleiben. Ich habe dir erzählt, daß ich einmal in Rom war, nicht wahr? Es wimmelt dort von Priestern und Lustknaben. Sansum würde sich da sofort heimisch fühlen. Nein, Derfel, die Römer haben zwar den Fehler gemacht, zu kommen und alles zu verderben, aber nicht alles, was sie hier getan haben, war schlecht.«
    »Sie haben uns das hier hinterlassen«, sagte ich und wies auf die zwölf Sitzreihen sowie den hochgelegenen Balkon, von dem aus die römischen Herren die Vorgänge in der Arena zu beobachten pflegten.
    »Ach bitte, erspar mir Arthurs langweilige Vorträge über Straßen, Gerichte, Brücken und Strukturen.« Letzteres spie er fast heraus. »Struktur! Was ist die Struktur von Gesetzen, Straßen und Festungen, wenn nicht ein Zaum? Die Römer haben uns gezähmt, Derfel. Sie haben Steuerzahler aus uns gemacht und gingen dabei so schlau vor, daß wir tatsächlich glaubten, sie täten uns einen Gefallen! Früher einmal wandelten wir mit den Göttern, waren wir ein freies Volk, dann aber haben wir unseren dämlichen Schädel ins Joch der Römer gesteckt und wurden zu Steuerzahlern.«
    »Und was haben die Römer dann getan, was so gut war?«
    fragte ich ihn geduldig.
    Er grinste wölfisch. »Sie haben diese Arena mit Christen vollgestopft, Derfel, und dann die Hunde auf sie gehetzt. In Rom, wohlgemerkt, haben sie es richtig gemacht und Löwen benutzt. Auf lange Sicht haben die Löwen allerdings verloren.«
    »Ich hab’ mal ein Bild von einem Löwen gesehen«, berichtete ich voll Stolz.
    »Na, das ist ja faszinierend!« sagte Merlin, ohne sein Gähnen zu unterdrücken. »Erzähl mir bitte alles darüber.« Nachdem er mich derart zum Schweigen gebracht hatte, lächelte er. »Ich habe sogar einen lebendigen Löwen gesehen. Es war ein ziemlich unscheinbares, schäbiges Ding. Vermutlich hat man es falsch ernährt. Vielleicht hat man es mit Mithrasjüngern gefüttert statt mit Christen! Das war natürlich in Rom. Ich hab’
    ihm mit meinem Stab einen Stoß versetzt, aber der Löwe hat nur gegähnt und sich einen Flohstich gekratzt. Ein Krokodil habe ich da auch gesehen, aber das war tot.«
    »Was ist ein Krokodil?«
    »Etwas Ähnliches wie Lancelot.«
    »König der Belgen«, ergänzte ich bissig.
    Merlin lachte. »Das war schlau, meinst du nicht auch? Er hat Siluria gehaßt, und wer kann ihm das verdenken? All diese tristen Leute in ihren langweiligen Tälern. Ganz und gar nicht Lancelots Geschmack. Aber das Belgenland wird ihm gefallen. Da scheint die Sonne, es gibt überall römische Gutshöfe und vor allem ist er nicht weit von seiner lieben Freundin Guinevere entfernt.«
    »Ist das wichtig?«
    »Sei nicht so phantasielos, Derfel.«
    »Ich weiß nicht, was das heißen soll.«
    »Es heißt, mein unwissender Krieger, daß Lancelot sich Arthur gegenüber verhält, wie es ihm beliebt. Er nimmt sich, was er will, er tut, was er will, und das alles kann er unbeschadet tun, weil Arthur diese lächerliche Eigenschaft besitzt, die man Gewissen nennt. Darin ist er überaus christlich. Kannst du eine Religion verstehen, die einem Schuldgefühle einflößt? Eine wahrhaft absurde Idee, aber Arthur würde einen sehr guten Christen abgeben. Er glaubt, daß er sich mit einem Eid verpflichtet hat, Benoic zu retten, und als ihm das nicht gelang, hatte er das Gefühl, Lancelot im Stich gelassen zu haben. Und solange das schlechte Gewissen an Arthur nagt, so lange wird Lancelot tun und lassen können, was ihm beliebt.«
    »Mit Guinevere auch?« fragte ich, neugierig gemacht durch seine Bemerkung über Lancelot und Guineveres Freundschaft, eine Bemerkung, hinter der mehr als nur eine Andeutung schmutziger Gerüchte steckte.
    »Ich erkläre

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