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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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meinen Männern, sie sollten weitermachen. »Aber wenn Ihr Gold findet«, sagte er zu mir, »so ist es meins.« Ich begann für Merlin zu übersetzen, doch Cerdic unterbrach mich mit einer Geste. »Er spricht unsere Sprache«, sagte er und sah Merlin an. »Sie haben es mir erzählt«, fügte er mit einer Kopfbewegung in Richtung der silurischen Druiden hinzu. Ich schaute die üblen Zwillinge an, dann wieder Cerdic. »Ihr pflegt einen seltsamen Umgang, Lord König«, meinte ich.
    »Auch nicht seltsamer als Ihr«, gab Cerdic mit einem Blick auf Nimue und ihr goldenes Auge zurück. Die nahm ihr Auge heraus und ließ ihn den furchtbaren Anblick der leeren Höhle spüren, aber Cerdic machte sich nichts aus dieser Drohung. Statt dessen bat er mich, ihm zu erzählen, was ich über die verschiedenen Gottheiten im Tempel wußte. Ich entsprach seinem Wunsch, so gut ich konnte, aber es war recht offensichtlich, daß es ihn gar nicht interessierte. Er schaute Merlin an und fiel mir ins Wort. »Wo ist der Kessel, Merlin?«
    wollte er wissen.
    Merlin warf den Druidenzwillingen einen mörderischen Blick zu und spie auf den Boden. »Verborgen«, bellte er. Die Antwort schien Cerdic nicht weiter zu überraschen. Er schlenderte an der Grube vorbei und hob das Sachsenschwert auf, das Sagramor Mithras geopfert hatte. Prüfend ließ er die Klinge durch die Luft sausen und schien zufrieden festzustellen, wie gut sie in der Hand lag. »Dieser Kessel«, fragte er Merlin, »besitzt er große Macht?«
    Da Merlin schwieg, antwortete ich an seiner Statt. »So sagt man, Lord König.«
    »Genug Macht, um Britannien von uns Sachsen zu
    befreien?«
    Cerdic starrte mich mit seinen blassen Augen an.
    »Darum beten wir, Lord König«, gab ich zurück.
    Dies entlockte ihm ein Lächeln. Er wandte sich wieder an Merlin. »Was verlangt Ihr für den Kessel, alter Mann?«
    Merlin warf ihm einen wütenden Blick zu. »Eure Leber, Cerdic.«
    Cerdic trat dicht an Merlin heran und starrte dem Druiden direkt in die Augen. Ich entdeckte keinerlei Furcht in Cerdic. Merlins Götter waren nicht die seinen. Aelle mochte sich vor Merlin fürchten, aber Cerdic hatte noch nie unter der Magie des Druiden leiden müssen, deswegen war Merlin für Cerdic nichts weiter als ein alter, britannischer Priester mit einem viel zu hoch bewerteten Ruf. Plötzlich streckte er die Hand aus und packte einen der schwarz umwickelten Zöpfe von Merlins Bart.
    »Ich biete Euch einen hohen Goldpreis, alter Mann«, sagte er.
    »Ich habe meinen Preis genannt«, antwortete Merlin. Er wollte von Cerdic zurücktreten, aber der König packte den Bartzopf des Druiden noch fester.
    »Ich werde Euch Euer Gewicht in Gold zahlen«, sagte Cerdic.
    »Eure Leber«, verlangte Merlin statt dessen.
    Cerdic hob die Sachsenklinge, begann mit der Schneide schnell zu sägen und trennte so den Bartzopf ab. Dann trat er zurück. »Spielt nur mit Eurem Kessel, Merlin von Avalon«, sagte er und warf das Schwert beiseite, »doch eines Tages werde ich Eure Leber darin kochen und sie meinen Hunden vorwerfen.«
    Mit schneeweißem Gesicht starrte Nimue den König an. Merlin war zu schockiert, um sich rühren oder ein Wort herausbringen zu können, während meine vier Speerkämpfer nur dastanden und glotzten. »Macht weiter, ihr Dummköpfe!«
    fuhr ich sie an. »An die Arbeit!« Ich war zutiefst erschüttert. Noch nie hatte ich gesehen, daß Merlin gedemütigt wurde, und hatte es auch nie sehen wollen. Ja, nicht mal für möglich gehalten hätte ich es.
    Merlin rieb sich den verstümmelten Bart. »Eines Tages, Lord König«, sagte er ruhig, »werde ich mich dafür rächen.«
    Cerdic zuckte die Achseln über diese schwächliche Drohung und kehrte zu seinen Männern zurück. Den abgeschnittenen Bartzopf gab er Dinas, der sich dankend dafür verneigte. Ich spie aus, denn mir war klar, daß die beiden Silurier von jetzt an sehr viel Böses bewirken konnten. Es gab wenig, was bei der Zusammenstellung eines Zauberfluchs so wirkungsvoll war wie die abgeschnittenen Haare oder Nägel eines Feindes; und um zu verhindern, daß diese Dinge in böswillige Hände fallen, sorgen wir alle gewissenhaft dafür, daß sie verbrannt werden. Mit einer Haarlocke kann selbst ein Kind Böses bewirken.
    »Soll ich Euch den Zopf zurückholen, Lord?« fragte ich Merlin.
    »Sei nicht albern, Derfel«, antwortete er müde und wies auf Cerdics zwanzig Speerkämpfer. »Glaubst du, du könntest sie alle töten?« Er schüttelte den Kopf; dann lächelte

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