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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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er Nimue zu.
    »Siehst du, wie weit wir hier von unseren Göttern entfernt sind?« sagte er, um seine Hilflosigkeit zu erklären.
    »Grabt!« fauchte Nimue meine Männer an, obwohl das Graben inzwischen erledigt war und sie versuchten, den ersten der dicken Holzbalken hochzustemmen. Cerdic, der offensichtlich in den Tempel gekommen war, weil Dinas und Lavaine ihm erzählt hatten, Merlin suche nach einem Schatz, befahl dreien seiner eigenen Speerkämpfer, den meinen zu helfen. Die drei sprangen in die Grube, rammten ihre Speere unter den Rand des Balkens und drückten ihn langsam, ganz langsam hoch, bis meine Männer ihn packen und herausziehen konnten.
    Bei der Grube handelte es sich um die Blutgrube der Mithrasjünger, den Ort, an dem das Leben des sterbenden Stiers in Mutter Erde versickerte, doch irgendwann war diese Grube geschickt mit Holz, Sand, Kies und Stein getarnt worden. »Das geschah«, erklärte mir Merlin außer Hörweite von Cerdics Leuten, »als die Römer abzogen.« Wieder rieb er sich den Bart.
    »Lord«, begann ich unbeholfen, bedrückt von der Demütigung, die ihm widerfahren war.
    »Keine Sorge, Derfel.« Beruhigend berührte er meine Schulter. »Meinst du, ich sollte Feuer von den Göttern herabbefehlen? Bewirken, daß sich die Erde auftut und ihn verschlingt? Eine Schlange aus der Geisterwelt
    hierherkommandieren?«
    »Ja, Lord«, antwortete ich voller Elend.
    Mit noch leiserer Stimme sagte er: »Magie befiehlt man nicht herbei, Derfel, man benutzt sie, und hier gibt es keine, die man benutzen könnte. Deswegen brauchen wir die Kleinodien. An Samhain, Derfel, werde ich die Kleinodien zusammenholen und den Kessel aufdecken. Wir werden Feuer entzünden, und dann einen Zauber wirken, der den Himmel kreischen und die Erde stöhnen läßt. Das verspreche ich dir. Mein ganzes Leben habe ich diesem Moment gewidmet, und er wird die Magie nach Britannien zurückbringen.« Er lehnte sich an die Säule und strich sich die Stelle, an der sein Bart abgeschnitten worden war. »Unsere Freunde aus Siluria«, sagte er, zu den schwarzbärtigen Zwillingen hinüberblickend, »glauben anscheinend, sie könnten mich herausfordern, aber der gestohlene Zopf vom Bart eines alten Mannes ist nichts gegen die große Macht des Kessels, Derfel. Der abgeschnittene Zopf kann nur mir allein schaden, aber der Kessel wird ganz Britannien erschüttern, und diese beiden Hochstapler werden auf den Knien gekrochen kommen und um Gnade winseln. Aber bis dahin, Derfel, bis dahin mußt du zusehen, wie unsere Feinde erfolgreich sind. Die Götter ziehen sich immer weiter zurück. Sie werden schwach, und wir, die wir sie lieben, werden ebenfalls schwach, aber das wird nicht immer so sein. Wir werden sie zurückrufen, und die Magie, die in Britannien jetzt so schwach ist, wird so stark und dicht sein wie jener Nebel auf Ynys Mon.« Wieder berührte er meine verletzte Schulter. »Das verspreche ich dir.«
    Cerdic beobachtete uns. Zwar konnte er uns nicht hören, doch seine Miene verriet Belustigung. »Er wird sich das nehmen, was in dieser Grube liegt, Lord«, murmelte ich.
    »Ich bete darum, daß er seinen Wert nicht erkennt«, gab Merlin leise zurück.
    »Die beiden werden ihn erkennen, Lord«, sagte ich mit einem Blick auf die beiden weißgekleideten Druiden.
    »Das sind Verräter und Schlangen«, zischelte mir Merlin leise zu, während er Dinas und Lavaine beobachtete, die jetzt näher an die Grube herangetreten waren. »Aber selbst, wenn sie behalten, was wir hier finden, werde ich immer noch elf der dreizehn Kleinodien besitzen, Derfel, und ich weiß, wo das zwölfte zu finden ist. Seit tausend Jahren hat kein Mensch in Britannien eine so große Macht auf sich vereint.« Er stützte sich auf seinen Stab. »Dieser König wird leiden müssen, das versichere ich dir.«
    Der letzte Holzbalken wurde aus dem Loch geholt und donnernd auf die Bodenfliesen geworfen. Die schwitzenden Speerkämpfer wichen zurück, während Cerdic und die silurischen Druiden langsam vortraten und in die Grube blickten. Cerdic schaute ziemlich lange hinab. Dann begann er laut zu lachen. Sein Lachen hallte von der hohen, bemalten Decke wider und lockte seine Speerkämpfer an den Rand der Grube, wo sie in sein Lachen einstimmten. »Feinde, die so großen Glauben in schlichten Müll setzen, gefallen mir«, sagte Cerdic. Damit stieß er seine Speerkämpfer beiseite und winkte uns zu sich. »Kommt her und seht, was Ihr entdeckt habt, Merlin von Avalon.«
    Mit Merlin

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