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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Ihr schreibt an einem Evangelium«, ergänzte er verschlagen.
    »Das Gleichnis von den fünf Broten und den zwei Fischen«, behauptete Igraine rasch. »Bruder Derfel dachte, es wären möglicherweise fünf Fische und zwei Brote gewesen, aber ich weiß, daß ich recht habe. Nicht wahr, Lord Bischof?«
    »Ihr, Lady, habt recht«, bestätigte Sansum, »und Bruder Derfel ist ein armseliger Christ. Wie kann ein so unwissender Mann ein Evangelium für die Sachsen schreiben?«
    »Nur mit Eurer liebevollen Unterstützung, Lord Bischof«, antwortete Igraine, »und natürlich mit Unterstützung meines Gemahls. Oder soll ich dem König mitteilen, daß Ihr ihm in diesem geringfügigen Punkt zuwiderhandelt?«
    »Wenn Ihr das tätet, würdet Ihr Euch einer groben Unwahrheit schuldig machen«, log Sansum ihr ins Gesicht, nachdem er von meiner klugen Königin solchermaßen ausmanövriert worden war. »Ich bin gekommen, um Euch zu berichten, daß Eure Speerkämpfer finden, Ihr solltet aufbrechen, Lady. Der Himmel droht mit weiteren Schneefällen.«
    Sie nahm ihren Beutel mit den Pergamenten und schenkte mir ein Lächeln. »Wir sehen uns, sobald es aufgehört hat zu schneien, Bruder Derfel.«
    »Ich werde für diesen Augenblick beten, Lady.«
    Abermals lächelte sie und schritt an dem Heiligen vorbei, der eine Verbeugung andeutete. Sobald sie verschwunden war, richtete er sich jedoch wieder auf und starrte mich an. Die Haarbüschel über seinen Ohren, um derentwillen wir ihn den Mäuselord genannt hatten, sind jetzt weiß, aber das Alter hat den Heiligen keineswegs milder gemacht. Er kann noch immer in Schimpfkanonaden ausbrechen, und die Schmerzen, die ihn noch immer quälen, wenn er Wasser lassen muß, machen seine Wut noch schlimmer. »In der Hölle, Bruder Derfel«, zischte er mich aufgebracht an, »gibt es einen besonderen Platz für Menschen, die Lügen verbreiten.«
    »Ich werde für diese armen Seelen beten, Lord«, versicherte ich. Ich kehrte ihm den Rücken und tauchte meinen Federkiel in die Tinte, um mit der Geschichte von Arthur fortzufahren, meinem Kriegsherrn, meinem Friedensbringer und meinem Freund.

    Die folgenden Jahre waren wundervoll. Igraine, die viel zu sehr auf die Dichter hört, nennt sie Camelot. Wir nicht. Es waren die schönsten Jahre von Arthurs Herrschaft, die Jahre, in denen er das Land nach seinen Wünschen formte, und in denen Dumnonia seiner Idealvorstellung von einer Nation, die im Frieden mit sich selbst und ihren Nachbarn lebt, am nächsten kam. Aber erst rückblickend wirken jene Jahre so viel besser, als sie waren, und zwar, weil die darauffolgenden Jahre so viel schlimmer waren. Wenn man so hört, was zur Abendzeit an den Kaminen erzählt wird, könnte man meinen, wir hätten ein ganz neues Land in Britannien geschaffen, es Camelot genannt und mit strahlenden Helden bevölkert. In Wahrheit aber haben wir Dumnonia nur so gut regiert, wie wir konnten, wir haben gerecht regiert, und wir haben es niemals Camelot genannt. Ja, diesen Namen habe ich vor zwei Jahren zum ersten Mal gehört. Camelot existiert nur in den Träumen der Dichter, während in unserem Dumnonia selbst in jenen guten Jahren noch immer Mißernten vorkamen, Seuchen wüteten und Kriege
    ausgefochten wurden.
    Ceinwyn kam nach Dumnonia, und in Lindinis wurde unser erstes Kind geboren. Es war ein Mädchen, das wir nach Ceinwyns Mutter Morwenna nannten. Sie wurde mit schwarzen Haaren geboren, die nach einer Weile jedoch genauso goldblond wie die ihrer Mutter wurden. Bezaubernde Morwenna!
    Was Guinevere betraf, behielt Merlin recht, denn sobald Lancelot seine neue Regierung in Venta zusammengestellt hatte, erklärte sie, daß sie ihres nagelneuen Palastes in Lindinis überdrüssig sei. Er sei zu feucht, behauptete sie, sei den Winden, die von den Sümpfen rings um Ynys Wydryn herüberwehten, viel zu stark ausgesetzt und im Winter zu kalt, und plötzlich fiel ihr nichts Besseres ein, als in Uthers alten Winterpalast von Durnovaria umzuziehen. Da Durnovaria jedoch genausoweit von Venta entfernt war wie Lindinis, überzeugte Guinevere Arthur davon, daß sie für jenen fernen Tag, da Mordred König werden und mit dem Recht des Königs den Winterpalast zurückfordern würde, ein Haus vorbereiten müßten. Also überließ Arthur seiner Gemahlin die Wahl. Arthur selbst träumte von einer soliden Halle mit Palisade, Viehstall und Kornspeichern, aber Guinevere wählte eine römische Villa unmittelbar südlich der Festung von Vindocladia, die, wie

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