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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dadurch, daß er Arthur und Guinevere vermählte, als sie Caer Sws wie Flüchtlinge hinter sich ließen. Für diesen Dienst wurde er mit dem Posten eines dumnonischen Bischofs und dem Amt als Mordreds Kaplan belohnt, obwohl ihm letzteres wieder abgesprochen wurde, nachdem er mit Nabur und Melwas konspiriert hatte. Eigentlich hätte er von da an als Hüter des Schreins zum heiligen Dornbusch in Bedeutungslosigkeit versinken sollen, aber Sansum konnte Bedeutungslosigkeit nicht ertragen. Er hatte Lancelot vor der Demütigung bewahrt, von den Mithrasanhängern zurückgewiesen zu werden, und sich dadurch Guineveres widerwillige Dankbarkeit gesichert; aber weder die Freundschaft mit Lancelot noch der Waffenstillstand mit Guinevere hätten genügt, ihn in Dumnonias Kronrat aufzunehmen.
    Diese Würde hatte er durch seine Vermählung erreicht, und die Frau, die er sich zur Gemahlin nahm, war Arthurs ältere Schwester Morgan – Morgan, Merlins Priesterin und Meisterin der Mysterien, Morgan, die Heidin. Mit dieser Heirat hatte Sansum sämtliche Spuren der Unehre getilgt und war zu den höchsten Höhen der Macht in Dumnonia aufgestiegen. Er war in den Kronrat aufgenommen, zum Bischof von Lindinis ernannt und als Mordreds Kaplan wiedereingesetzt worden. Glücklicherweise hielt ihn seine Abneigung gegen den jungen König vom Palast in Lindinis fern. Er übernahm die Herrschaft über alle Kirchen im nördlichen Dumnonia, während Emrys alle Kirchen im südlichen Teil in der Hand hielt. Für Sansum war es eine glanzvolle Heirat, für uns andere eine verwunderliche.
    Die Vermählung selbst fand in Ynys Wydryn in der Kirche zum Heiligen Dornbusch statt. Arthur und Guinevere wohnten bei uns in Lindinis, und als der große Tag anbrach, ritten wir alle zusammen zum Heiligtum hinüber. Die Zeremonie begann mit Morgans Taufe im schilfgesäumten See Issa’s Mere. Die Goldmaske mit dem Bild des gehörnten Gottes Cernunnos hatte sie abgelegt und sich statt dessen eine neue anfertigen lassen, eine Maske, die mit dem Christenkreuz verziert war. Außerdem hatte sie zur Feier des Tages ihr gewohntes schwarzes Gewand gegen ein weißes eingetauscht. Arthur hatte vor Freude geweint, als er zusah, wie seine Schwester in den Weiher hinkte, wo Sansum sie mit sichtlicher Zärtlichkeit rücklings ins Wasser tauchte. Ein Chor sang das Halleluja. Wir warteten, während Morgan sich abtrocknete und in ein frisches weißes Gewand schlüpfte, und sahen dann zu, wie sie vor den Altar hinkte, wo Bischof Emrys die beiden miteinander vermählte.
    Ich glaube, ich hätte nicht noch mehr staunen können, wenn Merlin höchstpersönlich die alten Götter geleugnet hätte, um das Christenkreuz anzunehmen. Für Sansum war es natürlich ein doppelter Triumph, denn durch diese Vermählung gelang ihm nicht nur der Sprung in den Kronrat des Reiches, er versetzte auch den Heiden einen berühmten Schlag, indem er Morgan zum Christentum bekehrte. Manche Leute warfen ihm verbittert Opportunismus vor; aber, um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ich glaube, daß er Morgan auf seine persönliche, berechnende Art liebte und daß sie ihn zweifellos verehrte. Die beiden waren zwei intelligente Menschen, die durch ihre Ressentiments zusammengefunden hatten. Sansum hatte schon immer geglaubt, daß er zu Höherem berufen sei als zu dem, was er gerade tat, während Morgan, die einmal wunderschön gewesen war, das Feuer haßte, das ihren Körper verunstaltet und ihr Gesicht in eine Maske des Schreckens verwandelt hatte. Auch Nimue haßte sie, denn Morgan war einst Merlins Vertraute und Priesterin gewesen –
    bis die jüngere Nimue sie von diesem Platz verdrängte. Morgan rächte sich, indem sie eine der fanatischsten Christinnen wurde, die ich kannte. In ihrem Bekenntnis zu Christus war sie nicht weniger leidenschaftlich als im Dienst der älteren Götter, und nach der Vermählung richtete sie ihre beachtliche Willenskraft ganz auf Sansums Missionsarbeit.
    Merlin nahm an ihrer Trauung nicht teil, doch die Vorstellung belustigte ihn sehr. »Sie ist einsam«, erklärte er, als er die Neuigkeit erfuhr, »und der Mäuselord bedeutet wenigstens ein bißchen Gesellschaft für sie. Du glaubst doch wohl nicht, daß die beiden es miteinander treiben, oder? Ihr Götter, Derfel, wenn sich die arme Morgan vor Sansum entkleidet, wird er sich erbrechen! Außerdem weiß der doch gar nicht, wie man es macht. Jedenfalls nicht mit Frauen.«
    Die Ehe ließ Morgan nicht weicher werden. In Sansum

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