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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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stand unruhig herum, als wären die Rituale ein notwendiges Übel, das er ertragen mußte, bevor er zu den wartenden Metfässern zurückkehren konnte. Oengus Mac Airem, Iseults Vater und König von Demetia, war mit einer Truppe seiner gefürchteten Schwarzschilde gekommen, während Lancelot, König der Belgen, von einem Dutzend Riesen seiner Sachsengarde sowie den elendigen Zwillingspaaren Dinas und Lavaine und Amhar und Loholt begleitet wurde.
    Wie ich bemerkte, begrüßte Arthur Oengus mit einer Umarmung – eine Geste, die der andere freudig erwiderte. Trotz Iseults gräßlichem Tod gab es hier anscheinend keinen Groll. Arthur trug einen braunen Mantel: Vielleicht wollte er dem Helden des Tages nicht mit einem seiner schneeweißen Mäntel die Schau stehlen. Guinevere sah hinreißend aus in ihrem rostfarbenem Gewand, das mit Silber besetzt und mit ihrem Symbol, dem mondgekrönten Hirschen, bestickt war. Sagramor, ganz in Schwarz, erschien mit seiner schwangeren sächsischen Gemahlin Malla und den beiden Söhnen. Aus Kernow kam niemand.
    Die Banner der Könige, Häuptlinge und Lords wurden an die Wälle gehängt, wo ein Ring von Speerkämpfern, alle mit frisch bemalten Drachenschilden ausgerüstet, Wache stand. Wieder ertönte ein Hornruf, ein klagender Ton in der Morgensonne, und zwanzig weitere Speerkämpfer führten Mordred zum Steinkreis, wo wir ihn vor fünfzehn Jahren zum erstenmal zum König ausgerufen hatten. Jene erste Zeremonie hatte im Winter stattgefunden, und der Säugling Mordred war, in warme Pelze gehüllt, auf einem umgekehrten Kriegsschild um den Steinkreis getragen worden. Damals hatte Morgan die Zeremonie geleitet, die im Opfertod eines sächsischen Gefangenen gegipfelt hatte; doch diesmal würde es ein ganz und gar christlicher Ritus werden. Was immer Nimue sagen mochte, dachte ich ingrimmig, die Christen hatten gewonnen. Außer Dinas und Lavaine waren keine Druiden anwesend, und die beiden spielten keine Rolle. Merlin schlief im Garten von Lindinis, Nimue war auf dem Tor, und kein Gefangener würde abgeschlachtet werden, um die Zeichen für die Herrschaft des eben ausgerufenen Königs deuten zu können. Bei Mordreds erster Akklamation hatten wir den sächsischen Gefangenen getötet, indem wir ihm einen Speer in den Bauch stießen, damit sein Tod langsam und qualvoll sei, während Morgan jedes schmerzgepeinigte Taumeln und jeden vergossenen Blutstropfen auf irgendwelche Vorzeichen kontrollierte. Die Vorzeichen waren, wie ich mich erinnerte, nicht gut gewesen, obwohl sie Mordred eine lange Regierungszeit verhießen. Ich versuchte mich auf den Namen jenes armen Sachsen zu besinnen, aber ich erinnerte mich nur an sein verängstigtes Gesicht und daran, daß ich ihn gemocht hatte. Aber plötzlich fiel mir nach all den Jahren sein Name doch wieder ein. Wlenca! Der arme, angstzitternde Wlenca. Morgan hatte darauf bestanden, ihn zu töten, und jetzt, da ein Kruzifix unterhalb ihrer Maske baumelte, war sie nur in ihrer Eigenschaft als Sansums Gemahlin gekommen und spielte keine Rolle mehr bei den Riten.
    Gedämpfter Jubel begleitete Mordreds Erscheinen. Die Christen applaudierten, während wir Heiden nur eben pflichtbewußt die Hände zusammenbrachten und verstummten. Der König war ganz in Schwarz gekleidet: schwarzes Hemd, schwarze, enganliegende Hose, schwarzer Mantel und schwarze Stiefel, von denen der linke ziemlich monströs geformt war, um auf seinen Klumpfuß zu passen. Um den Hals trug er ein goldenes Kruzifix, und ich hatte den Eindruck, daß
    ein hämisches Grinsen sein rundes, häßliches Gesicht verzog, aber vielleicht verriet diese Grimasse ja nur Nervosität. Er hatte sich einen Bart stehen lassen. Das Ergebnis war eher kläglich und diente kaum dazu, sein von wild wuchernden Haarzotteln umrahmtes Vollmondgesicht zu verschönen. Er schritt allein in den Königskreis und nahm neben dem Krönungsstein Aufstellung.
    Sansum, prächtig in Weiß und Gold gewandet, eilte flugs an die Seite seines Königs. Ohne Vorwarnung hob er die Arme und begann zu beten. Seine Stimme, die schon immer kräftig war, trug über die vielköpfige Menge, die sich hinter den Lords drängte, bis hin zu den reglosen Speerkämpfern auf den Kampfplattformen der Wälle. »Lord Gott!« rief er. »Gieß
    deinen Segen aus auf diesen deinen Sohn Mordred, den gesegneten König, das Licht von Britannien, den Monarchen, der dein Reich Dumnonia in ein neues, gesegnetes Zeitalter führen wird!« Ich muß gestehen, daß ich dieses

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