Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Derfel«, erklärte er dann und wandte sich ab. Seine Anhänger lachten und applaudierten.
Wir blieben weder zum Festmahl noch zu den Ringkämpfen, noch zu den Schwertspielen, weder zu den Vorführungen der Jongleure noch zum Tanz eines gezähmten Bären, noch zum Wettstreit der Barden. Wir kehrten als Familie nach Lindinis zurück. Wir schritten an jenem Bach entlang, an dem die Weiden wuchsen und der Blutweiderich blühte. Wir gingen nach Hause.
Cuneglas folgte uns nach einer Stunde. Er wollte eine Woche bei uns verbringen und dann nach Powys heimkehren. »Kommt doch mit mir zusammen zurück«, bat er mich.
»Ich habe mich eidlich an Mordred gebunden, Lord König.«
»Ach, Derfel, Derfel!« Er legte mir den Arm um den Hals und schlenderte mit mir über den äußeren Hof. »Mein lieber Derfel, Ihr seid nicht weniger schlimm als Arthur! Glaubt Ihr wirklich, daß es Mordred kümmert, ob Ihr Euren Eid haltet oder nicht?«
»Ich hoffe, daß er mich nicht zum Feind haben will.«
»Wer weiß denn schon, was der will«, sagte Cuneglas wegwerfend. »Junge Mädchen vermutlich, und schnelle Pferde und flinkes Hochwild und starken Met. Kommt mit nach Hause, Derfel! Culhwch wird ebenfalls dort sein.«
»Er wird mir fehlen, Lord«, gestand ich ihm. Ich hatte gehofft, daß Culhwch uns bei unserer Rückkehr vom Caer Cadarn in Lindinis erwarten würde; aber er hatte offenbar keine Zeit verloren und jagte bereits gen Norden, um den Speerkämpfern zu entkommen, die man ihm zweifellos nachschicken würde, um ihn zu fassen, bevor er die Landesgrenze überschritt.
Cuneglas verzichtete auf weitere Versuche, mich zu sich in den Norden zu locken. »Was hatte Oengus, dieser Gauner, dort zu suchen?« fragte er mich verdrossen. »Und dann auch noch zu schwören, er würde den Frieden wahren!«
»Wenn er Arthurs Freundschaft verliert«, antwortete ich,
»werden Eure Speere in sein Land vordringen, das ist ihm bewußt.«
»Er hat recht«, gab Cuneglas grimmig zurück. »Vielleicht werde ich Culhwch diesen Auftrag geben. Wird Arthur jetzt noch irgendwelche Macht besitzen?«
»Das hängt allein von Mordred ab.«
»Nehmen wir mal an, daß Mordred kein absoluter
Dummkopf ist. Ich kann mir ein Dumnonia ohne Arthur nicht vorstellen.« Er wandte sich um, weil ein Ruf der Torwache weitere Besucher ankündigte. Fast erwartete ich, Drachenschilde und eine Abteilung von Mordreds Männern zu sehen, die hier nach Culhwch suchen wollten; statt dessen waren es Arthur und Oengus Mac Airem, die mit zwanzig Speerkämpfern eintrafen. Arthur zögerte am Tor. »Bin ich willkommen?« rief er mir zu.
»Natürlich, Lord«, antwortete ich, wenn auch ohne Herzlichkeit.
Kurz darauf kamen meine Töchter, die ihn von einem Fenster aus erspäht hatten, kreischend vor Freude herbeigelaufen, um ihn willkommen zu heißen. Cuneglas schloß sich ihnen an, übersah jedoch betont König Oengus Mac Airem, der zu mir herüberkam. Ich verneigte mich vor ihm, doch Oengus richtete mich sofort auf und schloß mich herzlich in die Arme. Sein Pelzkragen stank nach Schweiß und ranzigem Fett. »Wie Arthur mir sagte, habt Ihr seit zehn Jahren keinen anständigen Krieg mehr geführt«, begann er.
»So lange wird es wohl her sein, Lord.«
»Dann werdet Ihr aus der Übung sein, Derfel. Beim ersten richtigen Kampf wird so ein junger Grünschnabel daherkommen und Euch den Bauch aufschlitzen, um seine Hunde mit Euren Eingeweiden zu füttern. Wie geht es Euch?«
»Ich bin älter geworden, Lord. Aber es geht mir gut. Und Euch?«
»Ich lebe noch«, antwortete er. Dann warf er einen Blick zu Cuneglas hinüber. »Wie ich vermute, zieht es der König von Powys vor, mich zu ignorieren, wie?«
»Er hat den Eindruck, Lord König, daß Eure Speerkämpfer an seiner Grenze ein wenig zu eifrig sind.«
Oengus lachte. »Ich muß die Männer beschäftigen, Derfel, das wißt Ihr. Untätige Speerkämpfer bedeuten Ärger. Und außerdem habe ich heutzutage viel zu viele von diesen Kerlen. Irland wird christlich!« Er spie aus. »Irgendein dreister Brite namens Padraig hat sie in Schlappschwänze verwandelt. Ihr Leute habt es nie gewagt, uns mit Euren Speeren zu erobern; deswegen habt Ihr dieses Stück Robbenscheiße geschickt, um uns zu schwächen, und jeder Ire mit ein bißchen Mumm in den Knochen kommt zu den irischen Königreichen in Britannien, um diesen Christen zu entfliehen. Mit einem Kleeblatt hat er ihnen gepredigt! Könnt Ihr Euch das vorstellen? Irland mit einem Kleeblatt zu
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