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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sondern es vielmehr, wie stets während dieser Friedensjahre, auf Vieh und Sklaven abgesehen hatten. Wir selbst unternahmen ähnliche Überfälle, doch beide Seiten hüteten sich davor, die Überfälle zu einem richtigen Krieg ausarten zu lassen. Der provisorische Frieden, den wir in London geschlossen hatten, hatte sich bemerkenswert gut bewährt, obwohl es zwischen Aelle und Cerdic alles andere als friedlich zuging. Diese beiden hatten einander bis zum Stillstand bekämpft, wir aber blieben von diesen Auseinandersetzungen weitgehend verschont. Wir hatten uns in der Tat an den Frieden gewöhnt.
    Meine Männer marschierten nordwärts, während Arthurs Krieger ritten oder ihre Pferde am Zügel führten. Auf den guten römischen Straßen gelangten wir zunächst in Meurigs Königreich Gwent. Der König gab uns zähneknirschend ein Festmahl, wo die Priester zahlreicher als unsere Männer waren; dann machten wir einen Umweg zum Wye-Tal, um den alten Tewdric aufzusuchen, der in einer bescheidenen
    Strohdachhütte lebte. Sie war nur halb so groß wie das Gebäude, in dem er seine Sammlung christlicher Pergamente aufbewahrte. Königin Enid, seine Gemahlin, murrte über das Schicksal, das sie aus den Palästen von Gwent in dieses von Mäusen geplagte Dasein mitten im Wald verschlagen hatte, aber der alte König war glücklich. Er hatte sich ganz dem Christentum verschrieben und ignorierte munter Enids Beschimpfungen. Er setzte uns eine Mahlzeit aus Bohnen, Brot und Wasser vor und freute sich über die Nachricht, daß sich das Christentum in Dumnonia verbreite. Wir fragten ihn nach den Weissagungen, die die Wiederkehr Christi in vier Jahren prophezeiten; und Tewdric antwortete, er bete darum, daß sie wahr seien, argwöhne aber, es sei weitaus wahrscheinlicher, daß Christus ganze tausend Jahre warten werde, bevor er in all seiner Glorie wiederkehre. »Aber wer weiß?« fragte er.
    »Durchaus möglich, daß er schon in vier Jahren kommt. Welch ein wundervoller Gedanke!«
    »Ich wünschte, Eure Mitchristen würden sich damit begnügen, dieses Ereignis in Frieden abzuwarten«, sagte Arthur.
    »Sie haben die Pflicht, die Welt auf seine Rückkehr vorzubereiten«, sagte Tewdric streng. »Sie müssen Ungläubige bekehren, Lord Arthur, und das Land von der Sünde befreien.«
    »Wenn sie nicht achtgeben, werden sie einen Krieg zwischen ihnen und uns anzetteln«, grollte Arthur. Er berichtete Tewdric, daß es in jeder dumnonischen Stadt zu Aufständen gekommen sei, bei denen die Christen immer wieder versuchten, heidnische Tempel niederzureißen oder zu entweihen. Die Dinge, die wir in Isca gesehen hatten, waren nur der Anfang dieser Probleme gewesen, und die Unruhen verbreiteten sich rasch. Ein Symptom dieser Unruhen war das Zeichen des Fisches, ein schlichtes Gestrichel aus zwei gebogenen Linien, das die Christen auf die Mauern der Heiden malten oder in die Bäume der Druidenhaine ritzten. Culhwch hatte recht gehabt: Der Fisch war ein christliches Symbol.
    »Das kommt daher, daß das griechische Wort für Fisch ichthyos lautet«, erklärte uns Tewdric, »und daß die griechischen Buchstaben für den Namen Christi stehen, iesous Christos, Theou Uios, Soter. Jesus Christus, Gottes Sohn, Heiland. Sehr hübsch. Wirklich, sehr hübsch.« Er kicherte vor Vernügen über seine Erklärung, und es war leicht zu sehen, von wem Meurig seine entnervende Pedanterie geerbt hatte.
    »Nun ja«, fuhr Tewdric fort, »wenn ich noch auf einem Thron säße, würde ich mir über all diese Unruhen schon Gedanken machen. Als Christ muß ich sie jedoch begrüßen. Der heilige Vater sagt uns, daß es zahlreiche Zeichen und Wunder geben wird, welche die letzten Tage ankündigen, Lord Arthur, und Bürgerunruhen sind nichts weiter als eins dieser Zeichen. Also könnte das Ende nahe sein.«
    Arthur zerkrümelte ein Stück Brot in seiner Schale. »Ihr seid tatsächlich erfreut über diese Aufstände?« fragte er. »Ihr billigt diese Überfälle auf die Heiden? Das Niederbrennen und Schänden der Schreine?«
    Tewdric blickte durch die offene Tür in den grünen Wald hinaus, der seine kleine Klause dicht umstand. »Das muß für andere schwer verständlich sein«, sagte er, einer direkten Antwort auf Arthurs Frage ausweichend. »Ihr müßt diese Unruhen als Symptome der allgemeinen Erregung sehen, Lord Arthur, nicht als Zeichen der Gnade unseres Herrn.« Er bekreuzigte sich und sah uns lächelnd an. »Unser Glaube«, sagte er ernst, »ist ein Glaube der Liebe. Der

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