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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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als der alte Iorweth. Wußtet Ihr, daß er gestorben ist?«
    »Ich hörte davon. Und wenn Ihr Malaine entbehren könnt, Lord König, wäre ich Euch von Herzen dankbar.«
    »Er wird schon morgen aufbrechen. Ich kann nicht dulden, daß eine meiner Nichten krank ist! Könnte Eure Nimue nicht ebenfalls helfen?«
    »Nicht mehr und nicht weniger als Merlin«, antwortete ich und berührte dabei die Spitze einer alten Sichelklinge, die in der Borke des Apfelbaums eingebettet war. Ich berührte Eisen, um das Böse abzuwenden das meine Dian bedrohte. »Die alten Götter«, sagte ich verbittert, »haben Dumnonia verlassen.«
    Cuneglas lächelte. »Es ist nicht gut, Derfel, die Götter zu unterschätzen. Ihre Zeit in Dumnonia wird schon wieder kommen.« Er hielt inne. »Die Christen bezeichnen sich selbst gern als Schafe, nicht wahr? Nun gut, Ihr werdet sie schon blöken hören, wenn die Wölfe kommen.«
    »Welche Wölfe?«
    »Die Sachsen«, antwortete er unglücklich. »Sie haben uns zehn Jahre Frieden geschenkt, doch ihre Boote landen immer noch an den östlichen Küsten, und ich spüre, wie ihre Macht stetig wächst. Wenn sie wieder gegen uns kämpfen, werden Eure Christen noch dankbar für die Heidenschwerter sein.« Er stand auf und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Die Sachsen sind ein unerledigtes Problem, Derfel. Ein unerledigtes Problem.«
    An jenem Abend gab er uns ein Festmahl, und am folgenden Morgen reisten wir mit einem Führer, den uns Cuneglas mitschickte, gen Süden in die kahlen Hügel, die hinter der alten Grenze von Siluria lagen.
    Unser Ziel war eine entlegene Christengemeinde. In Powys gab es noch nicht viele Christen, denn Cuneglas ließ Sansums Missionare rücksichtslos des Landes verweisen, wann und wo immer er sie entdeckte; doch manche Christen lebten dennoch irgendwo in seinem Reich, und im ehemaligen Siluria gab es sogar eine Menge. Diese spezielle Gruppe war unter den Christen Britanniens für ihre Frömmigkeit berühmt, eine Frömmigkeit, die sie durch ein Leben in extremer Armut an einem wilden, harten Ort demonstrierten. Dort hatte Ligessac schließlich Zuflucht gefunden, bei diesen christlichen Fanatikern, die, wie Tewdric uns erklärt hatte, ihr Fleisch kasteiten. Damit meinte er, daß sie miteinander darin wetteiferten, wer das elendigste Leben führte. Manche lebten in Höhlen, manche lebten ganz ohne Schutz im Freien, und manche ernährten sich ausschließlich von Grünzeug. Manche verzichteten auf Kleidung, wieder andere trugen härene Hemden, in deren Stoff Dornenzweige geflochten waren, einige trugen Dornenkronen und manche schlugen sich, wie die Flagellanten, die wir in Isca gesehen hatten, tagtäglich blutig. Mir schien es die beste Strafe für Ligessac zu sein, ihm in dieser Gemeinde seinem Schicksal zu überlassen; aber wir hatten Befehl, ihn da herauszuholen und nach Hause zurückzubringen – und das hieß, daß wir es mit dem Anführer der Gemeinde aufnehmen mußten, einem hitzköpfigen Bischof namens Cadoc, der für seine Kampflust berüchtigt war. Cadocs Ruf veranlaßte uns, die Rüstungen anzulegen, als wir uns seiner elenden Ansiedlung hoch in den Bergen näherten. Wir trugen natürlich nicht unsere besten Rüstungen –
    wenigstens jene von uns nicht, welche die Wahl hatten –, denn ein solcher Glanz wäre auf dieses halbwilde Pack rasender Fanatiker verschwendet gewesen; aber wir alle hatten die Helme aufgesetzt sowie Kettenhemden oder Lederpanzer angelegt und führten unsere Schilde mit. Falls sie sonst keine Wirkung zeitigte, dachten wir uns, konnte diese Kampfausrüstung Cadocs Anhänger immerhin einschüchtern. Unser Führer versicherte uns, daß ihre Zahl nicht mehr als zwanzig Seelen betrug. »Und alle sind sie wahnsinnig«, vertraute mir unser Führer an. »Einer von ihnen hat ein ganzes Jahr stockstill dagestanden! Keinen Muskel hat er geregt, heißt es. Stand einfach da wie ‘ne Bohnenstange, während sie oben Essen in ihn hineinschaufelten und unten den Dung wegkarrten. Muß wirklich ein komischer Gott sein, der von den Menschen so was verlangt.«
    Die Straße zu Cadocs Refugium wand sich, von den Füßen der Pilger festgetreten, an den Hängen der breiten, kahlen Hügel entlang, wo die einzigen Lebewesen, die wir zu Gesicht bekamen, Schafe und Ziegen waren. Hirten konnten wir nicht entdecken, aber wir bezweifelten nicht, daß sie uns sahen.
    »Wenn Ligessac klug ist«, sagte Arthur, »ist er längst von hier verschwunden. Sie müssen uns inzwischen gesehen

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