Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
Sohn Gottes hat sich erniedrigt, um uns von unseren Sünden zu befreien, und wir sind aufgerufen, ihm in allem, was wir tun und denken, nachzufolgen. Wir sind aufgerufen, unsere Feinde zu lieben und jenen, die uns hassen, Gutes zu tun; aber das sind schwere Gebote, zu schwer für die meisten Menschen. Und Ihr dürft nicht vergessen, worum wir am innigsten beten: um die Wiederkehr unseres Herrn Jesus Christus auf Erden.« Wieder bekreuzigte er sich. »Die Menschen beten und sehnen sich nach seiner Wiederkehr, und sie fürchten, daß er, solange die Welt von Heiden beherrscht wird, möglicherweise nicht kommen wird. Deswegen fühlen sie sich verpflichtet, das Heidentum auszulöschen.«
»Das Heidentum auszulöschen«, warf Arthur scharf ein,
»scheint mir schlecht zu einer Religion zu passen, welche die Liebe predigt.«
»Das Heidentum auszulöschen ist ein Akt der Liebe«, beharrte Tewdric. »Wenn ihr Heiden euch weigert, Christus zu akzeptieren, werdet ihr unweigerlich zur Hölle fahren. Dann spielt es keine Rolle, ob ihr ein tugendhaftes Leben geführt habt – ihr werdet bis in alle Ewigkeit brennen müssen. Wir Christen haben die Pflicht, euch vor diesem Schicksal zu retten. Würdet Ihr das nicht als Akt der Liebe bezeichnen?«
»Nicht, wenn ich gar nicht gerettet werden will«, sagte Arthur.
»Dann müßt ihr die Feindschaft jener erdulden, die Euch lieben«, behauptete Tewdric, »oder sie wenigstens erdulden, bis sich die Erregung ein wenig gelegt hat. Und das wird sie. So eine Begeisterung hält nie lange vor, und wenn unser Herr Jesus Christus nicht in vier Jahren wiederkehrt, wird sich die Erregung mit Sicherheit legen, bis das nächste Jahrtausend anbricht.« Wieder blickte er in den tiefen Wald hinaus. »Wie schön wäre es«, sagte er dann mit einer von Staunen erfüllten Stimme, »wenn ich das noch erleben könnte, wenn ich das Antlitz meines Erlösers in Britannien sehen dürfte!« Damit wandte er sich zu Arthur zurück. »Und die Vorzeichen seiner Wiederkehr werden beängstigend sein, fürchte ich. Zweifellos werden die Sachsen äußerst lästig werden. Machen sie immer noch Probleme?«
»Nein«, antwortete Arthur, »doch ihre Zahl wächst von Jahr zu Jahr. Ich fürchte, sie werden sich nicht mehr lange ruhig verhalten.«
»Ich werde beten, daß Christus kommt, bevor das geschieht«, sagte Tewdric. »Ich könnte es, glaube ich, nicht ertragen, mein Land an die Sachsen zu verlieren. Natürlich ist das nicht mehr meine Sache«, setzte er hastig hinzu. »Diese Dinge überlasse ich nun Meurig.« Als in der nahe gelegenen Kapelle ein Horn ertönte, erhob er sich. »Zeit zum Gebet!« verkündete er fröhlich. »Wollt Ihr Euch mir vielleicht anschließen?«
Wir entschuldigten uns und erklommen am folgenden Morgen die Hügel hinter dem Kloster des alten Königs, um nach Powys hineinzumarschieren. Zwei Nächte später waren wir in Caer Sws, wo wir Culhwch wiedertrafen, dem es in seinem neuen Königreich gutging. An jenem Abend tranken wir alle viel zuviel Met, und als Cuneglas und ich am nächsten Morgen nach Cwm Isaf ritten, hatte ich einen schweren Kopf. Wie ich feststellte, hatte der König unser kleines Haus gut in Schuß gehalten. »Man weiß nie, wann Ihr es mal wieder brauchen werdet, Derfel«, erklärte er mir.
»Möglicherweise bald«, gestand ich finster.
»Bald? Das hoffe ich.«
Ich zuckte die Achseln. »Wir sind in Dumnonia nicht mehr gern gesehen. Mordred verabscheut mich.«
»Dann bittet ihn, Euch von Eurem Eid zu entbinden.«
»Ich habe ihn gebeten«, antwortete ich, »aber er hat mir die Bitte abgeschlagen.« Ich hatte meine Bitte gleich nach der Akklamation ausgesprochen, als ich noch von der Schande der zwei Schläge zutiefst aufgewühlt war, und dann hatte ich es sechs Monate später erneut versucht, und er hatte sie mir abermals abgeschlagen. Ich glaube, er war klug genug zu erkennen, daß er mich am besten bestrafen konnte, indem er mich zwang, ihm zu dienen.
»Braucht er Eure Speerkämpfer?« erkundigte sich Cuneglas, der auf der Bank unter dem Apfelbaum neben der Haustür saß.
»Nur meine unterwürfigste Loyalität«, gab ich verbittert zurück. »Er scheint keinen Krieg mehr führen zu wollen.«
»Also ist er doch nicht so dumm«, stellte Cuneglas trocken fest. Dann sprachen wir über Ceinwyn und die Mädchen, und Cuneglas erbot sich, Malaine. seinen neuen Oberdruiden, an Dians Krankenlager zu schicken. »Malaine versteht sich wunderbar auf Kräuter«, sagte er. »Besser
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