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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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worden, und obwohl Gundleus seine gerechte Strafe erhalten hatte, war der Mann, der Norwenna verraten hatte, noch immer am Leben. Ligessac – so war sein Name – war Hauptmann von Mordreds Leibwache gewesen, als der König noch ein Säugling war. Aber Ligessac hatte sich von Gundleus bestechen lassen und den mordlustigen silurischen König auf Merlins Tor eingelassen. Mordred war zwar von Morgan gerettet worden, seine Mutter aber war gestorben. Ligessac, dessen Verrat zu Norwennas Tod geführt hatte, hatte den Krieg, der auf den Mord folgte, ebenso überlebt wie die Schlacht im Lugg Vale.
    Mordred kannte die Geschichte natürlich, und so war es nur verständlich, daß er wissen wollte, was aus Ligessac geworden war, aber Bischof Sansum hatte dieses Interesse zur Besessenheit gesteigert. Irgendwie hatte Sansum in Erfahrung gebracht, daß Ligessac in einer entlegenen, gebirgigen Region Nord-Silurias, die inzwischen zu Cuneglas’ Herrschaftsbereich gehörte, bei einer Bande christlicher Einsiedler Zuflucht gefunden hatte. »Es schmerzt mich, einen Bruder in Christo zu verraten«, verkündete der Mäuselord bei der Ratssitzung fromm, »aber es schmerzt mich ebensosehr, daß ein Christ sich eines so abscheulichen Verrats schuldig gemacht hat. Ligessac ist noch am Leben, Lord König«, wandte er sich an Mordred,
    »und sollte vor Euer Gericht gebracht werden.«
    Arthur schlug vor, Cuneglas zu bitten, den Flüchtigen einzufangen und nach Dumnonia zu schicken; aber Sansum schüttelte den Kopf und erklärte, es sei äußerst unhöflich, einen anderen König für eine Rache einzuspannen, die so eng mit Mordreds Ehre verbunden sei. »Dies ist Dumnonias Aufgabe«, versicherte Sansum, »deswegen sollten Dumnonier sie auch erfolgreich ausführen, Lord König.«
    Mordred nickte und bestand darauf, daß Arthur und ich uns auf die Jagd nach dem Verräter begaben. Arthur, der stets überrascht war, wenn Mordred sich beim Kronrat behauptete, erhob Einwände. Warum, fragte er, sollte man zwei Lords mit einer Aufgabe betrauen, die man ohne weiteres einem Dutzend Speerkämpfern überlassen könnte? Mordred grinste über diese Frage. »Glaubt Ihr, Lord Arthur, daß Dumnonia zugrunde gehen wird, wenn Ihr und Derfel nicht anwesend seid?«
    »Nein, Lord König«, antwortete Arthur, »aber Ligessac ist inzwischen ein alter Mann. Deswegen brauchen wir keine zwei Kriegshorden, um ihn zu fangen.«
    Der König hieb mit der Faust auf den Tisch. »Nach dem Mord an meiner Mutter«, warf er Arthur vor, »habt Ihr Ligessac entkommen lassen. Im Lugg Vale, Lord Arthur, habt Ihr Ligessac abermals entkommen lassen. Ihr schuldet mir Ligessacs Leben!«
    Bei diesem Vorwurf erstarrte Arthur sekundenlang, neigte dann aber zum Zeichen, daß er die Verpflichtung anerkenne, den Kopf. »Aber Derfel«, wandte er ein, »war nicht dafür verantwortlich.«
    Mordred sah mich an. Wegen der vielen Prügel, die ich ihm als Knabe verabreicht hatte, konnte er mich nicht leiden; aber ich hoffte, die Schläge, die er mir bei seiner Akklamation gegeben hatte, und der billige Triumph, uns aus Lindinis vertrieben zu haben, hätten seinen Rachedurst gestillt. »Lord Derfel«, sagte er, wie immer in einem Ton, der meinen Titel lächerlich klingen ließ, »kennt den Verräter. Wer sollte ihn sonst kennen? Ich bestehe darauf, daß Ihr beide geht. Und zwei ganze Kriegshorden braucht Ihr auch nicht mitzunehmen«, antwortete er auf Arthurs früheren Einwand. »Ein paar Männer werden reichen.« Es muß ihm peinlich gewesen sein, Arthur einen militärischen Rat zu erteilen, denn seine Stimme verklang unsicher, und er schielte verstohlen zu den anderen Ratsmitgliedern hinüber, bevor er sich wieder ein wenig zusammenriß. »Ich wünsche, daß Ligessac noch vor Samkain hier ist«, verlangte er, »und ich wünsche ihn lebend.«
    Wenn ein König befiehlt, gehorchen seine Männer, also ritten Arthur und ich mit jeweils dreißig Mann gen Norden. Keiner von uns beiden glaubte, daß wir so viele Krieger brauchten, aber es war eine Gelegenheit, einigen unterbeschäftigten Männern die Übung eines Langstreckenmarschs zu bieten. Meine restlichen dreißig Speerkämpfer blieben zurück, um Ceinwyn zu bewachen, während Arthurs restliche Männer entweder in Durnovaria blieben oder Sagramors Truppen verstärkten, die noch immer die Grenze zu den Sachsen bewachten. An jener Grenze trieben sich die üblichen sächsischen Kriegshorden herum, die aber keinen Versuch machten, in unser Land einzudringen,

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