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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ich mir das so vor.« Er beobachtete, wie seine Reiter um das Dorf herumgaloppierten und die Hufe ihrer Pferde dicke Wasserfontänen aus dem triefnassen Gras aufspritzen ließen. Dann zückte er seinen Speer und wandte sich zu meinen Männern um. »Nicht vergessen: kein Diebstahl!« Ich fragte mich, was an einem so tristen Ort wohl stehlenswert sein könne, doch Arthur wußte, daß Speerkämpfer fast immer irgendein Andenken auftreiben.
    »Ich will keinen Ärger«, erklärte Arthur ihnen. »Wir suchen lediglich nach unserem Mann, dann verschwinden wir sofort wieder.« Damit berührte er Llamreis Flanken, und die schwarze Stute setzte sich gehorsam in Bewegung. Wir Fußsoldaten folgten ihm und löschten mit unseren Stiefeln dabei die Grenze aus, die Cadoc neben dem schön verzierten Kreuz in den schmutzigen Pfad geritzt hatte. Kein Feuer kam vom Himmel herab.
    Der Bischof hatte inzwischen die Kirche erreicht. An ihrer Türöffnung wandte er sich um, sah uns kommen und schlüpfte dann hinein. »Sie wußten, daß wir kommen«, sagte Arthur zu mir. »Also werden wir Ligessac hier nicht finden. Ich fürchte, Derfel, wir verschwenden unsere Zeit.« Ein lahmes Schaf hinkte über den Weg, und Arthur zügelte sein Pferd, um es vorbeihumpeln zu lassen. Ich sah, wie er erschauerte, und ahnte, daß er sich vom Schmutz der Siedlung, der fast an die unbeschreiblichen Zustände auf Nimues Tor herankam, abgestoßen fühlte.
    Als wir nur noch einhundert Schritt entfernt waren, erschien Cadoc abermals an der Kirchentür. Inzwischen warteten unsere Reiter hinter dem Dorf, aber Cadoc machte sich nicht einmal die Mühe nachzusehen, wo sie waren. Er hob nur ein riesiges Widderhorn an die Lippen und ließ einen Ruf ertönen, der in der kahlen Senke zwischen den Hügeln hohl widerhallte. Er stieß einmal ins Horn, hielt inne, um tief Luft zu holen, und blies abermals hinein.
    Und plötzlich befanden wir uns in einer Schlacht. Sie hatten natürlich gewußt, daß wir kommen würden, und waren auf uns vorbereitet. Alle Christen aus Powys und Siluria mußten zu Cadocs Verteidigung herbeigerufen worden sein, und diese Männer tauchten nun auf den Hügelrücken rings um das Tal auf, während andere hinübereilten, um uns den Rückweg abzuschneiden. Einige trugen Speere, einige trugen Schilde, und einige hatten nichts weiter als Sicheln oder Heuforken, aber sie alle wirkten zuversichtlich. Viele, das wußte ich, waren vermutlich ehemalige Speerkämpfer einer Landwehr, aber was diesen Christen wirklich Zuversicht verlieh, das war – vom Glauben an ihren Gott einmal abgesehen – die Tatsache, daß sie mindestens zweihundert Mann zählten. »Diese Narren!« sagte Arthur zornig. Er haßte unnötige Gewalttätigkeit, war sich aber im klaren darüber, daß
    es jetzt unvermeidlich war, Menschen zu töten. Er wußte auch, daß wir gewinnen würden; denn nur Fanatiker, die überzeugt waren, ihr Gott werde für sie kämpfen, würden sich gegen sechzig von Dumnonias besten Kriegern stellen. »Diese Narren!« stieß er nochmals hervor. Er warf einen Blick zum Dorf hinüber, wo er entdeckte, daß weitere Bewaffnete aus den Hütten geströmt kamen. »Ihr bleibt hier, Derfel!« befahl er mir.
    »Haltet sie einfach auf, dann werden wir sie schon davonschicken.« Er gab Llamrei die Sporen und galoppierte allein ums Dorf herum zu seinen Reitern.
    »Schildring«, befahl ich leise. Da wir nur dreißig Mann waren, ergab unser zweireihiger Schildring einen so kleinen Kreis, daß er den heulenden Christen, die jetzt die Hänge herab
    – und aus dem Dorf herausgerannt kamen, um uns zu vernichten, wie ein leichtes Ziel vorgekommen sein muß. Der Schildring ist bei den Soldaten nicht sehr beliebt, weil die Speerspitzen, die aus dem Kreis herausragen, weit voneinander entfernt sind, und je enger der Ring, desto größer die Lücken zwischen den Speerspitzen. Doch meine Männer waren gut ausgebildet. Die Krieger der Außenreihe knieten so nieder, daß
    ihre Schilde einander berührten, und rammten die Enden ihrer langen Speere fest in den Boden dahinter. Wir anderen in der zweiten Reihe legten unsere Schilde über die Schilde der ersten Reihe und stützten sie so auf den Boden, daß unsere Angreifer einen doppelten Wall aus lederbezogenem Holz vor sich hatten. Dann stellte sich jeder von uns hinter einen knienden Mann und zielte mit seinem Speer über ihn hinweg. Unsere Aufgabe war es, die Frontreihe zu beschützen, während deren Aufgabe es vor allem war, standzuhalten.

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