Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
konterte mit einem schnellen Rückhandschlag, der sich in seinem verfilzten Haarschopf verfing; dann rammte Eachern, der zähe, kleine irische Speerkämpfer, der mir trotz Mordreds Drohungen immer noch diente, dem Bischof seinen Speerschaft ins Gesicht. Eacherns Speerspitze war verschwunden, von einem Schwerthieb abgeschlagen, aber er stieß Cadoc das Eisenende des Schaftes in die Stirn. Einen Augenblick starrte der Bischof schielend ins Leere, während sein offener Mund verfaulte Zähne entblößte, dann sank er lautlos in den Schlamm.
    Der letzte Angreifer, der den Schildring zu durchbrechen versuchte, war eine zottelhaarige Frau, die über den Wall der Toten kletterte und mir einen Fluch entgegenschleuderte, während sie über die knienden Männer des Außenkreises zu steigen versuchte. Ich packte sie bei den Haaren, wartete ab, bis ihre Sichel an meinem Panzerhemd stumpf wurde, und schleppte sie dann in die Mitte des Ringes, wo Issa sie hart auf den Kopf trat. In diesem Moment griff Arthur an. Dreißig Reiter mit Langspeeren stießen in den christlichen Mob hinein. Wir selbst hatten uns, wie ich vermute, ungefähr drei Minuten lang verteidigt, aber als Arthur kam, war der Kampf innerhalb eines Augenblicks beendet. Seine Reiter kamen mit angelegten Speeren herangaloppiert, und ich sah einen gräßlichen Blutregen aufsprühen, als einer der Speere sein Ziel traf; dann ergriffen unsere Angreifer in panischer Angst die Flucht. Arthur, der seinen Speer zu Boden geworfen hatte und nun Excalibur schwang, rief seinen Männern zu, mit dem Töten innezuhalten. »Jagt sie einfach nur davon!« rief er.
    »Jagt sie davon!« Seine Reiter teilten sich in kleine Gruppen, die die entsetzten Überlebenden auseinandertrieben und den Weg zum großen Kreuz hinaufjagten.
    Meine Männer entspannten sich. Issa saß noch auf der filzhaarigen Frau, während Eachern seine verlorene Speerspitze suchte. Zwei Mann aus dem Schildring hatten schwere Wunden davongetragen, und ein Mann aus dem zweiten Kreis hatte eine gebrochene, blutende Kinnlade; sonst aber waren wir unverletzt, während rings um uns dreiundzwanzig Leichen und mindestens ebenso viele schwerverwundete Männer lagen. Cadoc war ganz benommen von Eacherns Stoß, lebte aber noch; also fesselten wir ihn an Händen und Füßen und schnitten ihm dann, trotz Arthurs Anweisung, unserem Feind Achtung entgegenzubringen, Haare und Bart ab, um ihn zu demütigen. Er spie uns an und verfluchte uns, wir aber stopften ihm das Maul mit dicken Büscheln seines fettstarrenden Bartes und brachten ihn dann ins Dorf zurück.
    Dort entdeckte ich Ligessac. Er war doch nicht geflohen, sondern hatte vor dem kleinen Altar der Kirche gewartet. Er war inzwischen ein alter Mann, mager und grau, und ergab sich widerspruchslos, selbst als wir ihm den Bart abschnitten und aus seinen Haaren ein grobes Seil flochten, das wir ihm zum Zeichen, daß er ein verurteilter Verräter war, um den Hals banden. Er schien sich sogar zu freuen, mich nach all den Jahren wiederzusehen. »Ich hab’ ihnen gesagt, daß sie Euch nicht schlagen werden«, erklärte er, »nicht Derfel Cadarn.«
    »Sie wußten, daß wir kommen?« fragte ich ihn.
    »Wir wußten es schon seit einer Woche«, antwortete er und streckte die Hände aus, damit Issa sie mit einem Strick fesseln konnte. »Wir wollten, daß Ihr kommt. Wir dachten, dies sei unsere Chance, Britannien von Arthur zu befreien.«
    »Warum solltet Ihr das tun wollen?« fragte ich ihn.
    »Weil Arthur ein Feind der Christen ist, darum«, antwortete Ligessac.
    »Das ist er nicht«, widersprach ich verächtlich.
    »Was wißt Ihr denn schon, Derfel?« fragte mich Ligessac.
    »Wir bereiten Britannien auf die Wiederkehr Christi vor, deswegen müssen wir die Heiden aus dem Land vertreiben!«
    Er gab diese Erklärung mit lauter, trotziger Stimme ab, zuckte dann die Achseln und grinste. »Aber ich hab’ ihnen gesagt, daß
    sie Arthur und Derfel auf diese Art nicht töten können. Ihr seid zu gut, hab’ ich zu Cadoc gesagt.« Er stand auf und folgte Issa zur Kirche hinaus. An der Tür wandte er sich noch einmal zu mir zurück. »Ich werde jetzt wohl sterben müssen, wie?« fragte er mich.
    »In Dumnonia«, gab ich zurück.
    Er zuckte die Achseln. »Ich werde vor Gottes Antlitz treten«, sagte er. »Was habe ich da zu befürchten?«
    Ich folgte ihm zur Kirche hinaus. Arthur hatte dem Bischof den Knebel aus dem Mund genommen, so daß Cadoc uns mit einem Strom schmutzigster Beschimpfungen empfing.

Weitere Kostenlose Bücher