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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Missionare hatten ihre hinterhältige Botschaft im ganzen Land verbreitet, und was Dumnonias arme, irregeleitete Christen betraf – für die war Lancelot der Vorbote Christi.
    Aber Lancelot hatte nicht in jedem Punkt gewonnen. Sein Plan, Arthur zu töten, war fehlgeschlagen, und solange Arthur lebte, war Lancelot in Gefahr. Deswegen versuchte er am Tag, nachdem ich in Glevum eintraf, das ganze Wurfbrett zu erobern. Er versuchte, auf der ganzen Linie zu gewinnen. Er sandte einen reitenden Boten mit einem umgekehrten Schild und einem Mistelzweig an der Speerspitze aus. Der Reiter überbrachte eine Nachricht, durch die Arthur nach Dun Ceinach bestellt wurde, einer uralten Erdfestung, die nur wenige Meilen südlich von Glevums Wällen aufragte. Die Nachricht forderte, daß Arthur noch am selben Tag zu jener alten Festung reite, gelobte ihm Sicherheit und gestattete ihm, so viele Speerkämpfer mitzubringen, wie er wollte. Der herrische Ton der Nachricht forderte eigentlich eine Weigerung heraus, zum Schluß aber wurden Arthur Nachrichten über Guinevere zugesagt. Lancelot mußte gewußt haben, daß ein derartiges Versprechen Arthur stehenden Fußes aus Glevum herauslocken würde.
    Eine Stunde später war er unterwegs. Zwanzig von uns begleiteten ihn, alle zu Pferde, alle in voller Rüstung unter der heißen Sonne. Dicke weiße Wolken segelten über die Hügel dahin, die an der Ostseite des breiten Severn-Flußtals steil anstiegen. Wir hätten dem Pfad folgen können, der sich in jene Hügel hinaufschlängelte; aber dort hätte es zu viele Möglichkeiten für einen Hinterhalt gegeben, also nahmen wir die Römerstraße, die durch das Tal nach Süden führte. Zu beiden Seiten der Straße lagen Felder mit Roggen und Gerste, in denen die Mohnblumen blühten. Nach einer Stunde wandten wir uns ostwärts und ritten im Leichtgalopp neben einer Hecke einher, in der schneeweiß die Weißdornblüten leuchteten, und dann über eine Wiese, deren Gras fast für die Sichel bereit war, bis wir an einen steilen Grashang kamen, auf dem die alte Festung lag. Schafe stoben auseinander, als wir den Hang erstiegen, der so jäh war, daß ich es vorzog, vom Rücken meines Pferdes zu gleiten und es am Zügel zu führen. Rosarot und braun blühte Bienenragwurz im Gras.
    Etwa einhundert Schritt unterhalb des Gipfels machten wir halt, und ich kletterte allein weiter, um sicherzustellen, daß uns hinter den langgestreckten Graswällen der Festung kein Hinterhalt erwartete. Als ich die Krone des Walls erreicht hatte, keuchte und schwitzte ich, aber kein Feind kauerte hinter der Böschung. Ja, das alte Fort wirkte bis auf zwei Hasen, die bei meinem plötzlichen Auftauchen das ihnen zugeschriebene Panier ergriffen, völlig verlassen. Die Stille auf der Hügelkuppe machte mich mißtrauisch, dann jedoch erschien ein einzelner Reiter unter einigen niedrigen Bäumen, die im nördlichen Teil der Festung wuchsen. Er trug einen Speer, den er demonstrativ zu Boden warf, kehrte seinen Schild um und saß ab. Ein Dutzend weitere Männer, die hinter ihm zwischen den Bäumen hervorkamen, warfen ebenfalls ihre Speere zu Boden, als wollten sie mir versichern, daß ihr
    Waffenstillstandsversprechen aufrichtig gemeint war. Ich winkte Arthur zu mir herauf. Seine Pferde erklommen den Wall, dann schritten er und ich gemeinsam weiter. Arthur trug seine schönste Rüstung. Er trat nicht etwa als Bittsteller auf, sondern als Krieger mit weißer Helmzier und silbernem Schuppenpanzer.
    Zwei Männer kamen uns entgegen. Ich hatte erwartet, Lancelot persönlich zu treffen, statt dessen war es jedoch Bors, sein Cousin und Champion, der sich uns näherte. Bors war ein hochgewachsener, schwarzhaariger Mann mit schwerem Bart und breiten Schultern und ein tüchtiger Krieger, der wie ein Stier durchs Leben stapfte, wo sein Meister dahinglitt wie eine Schlange. Ich hatte nichts gegen Bors, noch hatte er etwas gegen mich, doch unser jeweiliger Treueschwur machte uns zu Feinden.
    Bors nickte mir einen kurzen Gruß zu. Er trug eine Rüstung, doch sein Begleiter war in das Gewand eines Priesters gekleidet. Es war Bischof Sansum. Das überraschte mich, denn Sansum war normalerweise sehr darauf bedacht zu verbergen, auf wessen Seite er stand. Deswegen dachte ich mir, unser kleiner Mäuselord müsse sich seines Sieges sehr sicher sein, wenn er seine Treue zu Lancelot so offen zeigte. Arthur schenkte Sansum einen abweisenden Blick und wandte sich an Bors. »Ihr habt Nachricht von meiner

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