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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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es gefährlich werden sollte, wäre sie geflohen.«
    »Aber wohin? Nach Broceliande? Und angenommen, Cerdic hat Schiffe herübergeschickt?« Er schloß die Augen und schüttelte den Kopf. »Wir können nur auf Nachricht warten.«
    Ich fragte ihn nach Mordred, aber er wußte auch nicht mehr als wir anderen. »Ich vermute, daß er tot ist«, sagte er bedrückt.
    »Denn wenn er entkommen wäre, müßte er inzwischen hier sein.«
    Er hatte Nachrichten von Sagramor, und diese Nachrichten waren schlecht. »Cerdic hat ihn schwer geschlagen. Caer Ambra ist gefallen, Calleva ist nicht mehr, und Corinium wird belagert. Es müßte sich noch ein paar Tage halten können, denn Sagramor hat es geschafft, seine Garnison um zweihundert Speerkämpfer zu verstärken; doch bis zum Monatsende werden sie nichts mehr zu essen haben. Wie es scheint, stehen wir wieder mal im Krieg.« Er stieß ein kurzes, hartes Lachen aus. »Ihr hattet recht mit Lancelot, nicht wahr?
    Und ich war blind. Ich habe ihn für einen Freund gehalten.«
    Statt einer Antwort warf ich ihm nur einen kurzen Blick zu. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, daß seine Schläfen grau geworden waren. Auf mich wirkte er immer noch jung, doch vermutlich würde ihn jemand, der ihm jetzt zum ersten Mal begegnete, für Anfang der mittleren Jahre halten. »Wie konnte Lancelot Cerdic nur nach Dumnonia hereinholen?« fragte er zornig. »Und wie konnte er die Christen in ihrem Wahnsinn bestärken?«
    »Weil er König von Dumnonia werden will«, entgegnete ich,
    »und dazu braucht er ihre Speere. Und Sansum will sein oberster Ratgeber sein, sein königlicher Schatzverwalter und alles andere ebenfalls.«
    Arthur erschauerte. »Glaubt Ihr wirklich, daß Sansum unseren Tod bei Cadocs Schrein geplant hat?«
    »Wer sonst?« gab ich zurück. Meiner Ansicht nach war es Sansum gewesen, der den Fisch auf Lancelots Schild als erster mit dem Namen Christi in Verbindung gebracht hatte, und Sansum, der die erregte Christengemeinde in eine Raserei hineingepeitscht hatte, die Lancelot auf Dumnonias Thron schwemmen würde. Daß Sansum wirklich an Christi unmittelbar bevorstehende Wiederkunft glaubte, bezweifelte ich; aber er wollte so viel Macht wie möglich in seiner Hand vereinen, und Lancelot war Sansums Kandidat für Dumnonias Königsthron. Wenn es Lancelot gelang, den Thron zu halten, würden alle Zügel der Macht in den Pfoten des Mäuselords enden. »Er ist ein gefährlicher kleiner Bastard«, sagte ich rachsüchtig. »Wir hätten ihn vor zehn Jahren töten sollen.«
    »Die arme Morgan.« Arthur seufzte. Dann verzog er das Gesicht. »Was haben wir falsch gemacht?« fragte er mich.
    »Wir?« entgegnete ich entrüstet. »Wir haben überhaupt nichts falsch gemacht.«
    »Wir haben nicht begriffen, was die Christen wollten«, sagte er. »Aber was hätten wir tun können, wenn wir es begriffen hätten? Sie hätten niemals etwas anderes akzeptiert als den vollständigen Sieg.«
    »Wir haben nichts getan«, widersprach ich, »es war der Kalender. Das Jahr Fünfhundert hat sie in den Wahnsinn getrieben.«
    »Und ich«, sagte er leise, »hatte gehofft, wir hätten Dumnonia von solchem Wahnsinn weggeführt.«
    »Ihr habt den Menschen Frieden geschenkt, Lord«, sagte ich,
    »und der Frieden schenkte ihnen die Möglichkeit, ihren Wahnsinn auszubrüten. Hätten wir all diese Jahre gegen die Sachsen gekämpft, hätten sie ihre Kraft auf die Schlachten und aufs Überleben verwenden müssen. Statt dessen haben wir ihnen Gelegenheit gegeben, ihre Verrücktheiten zu pflegen.«
    Er zuckte die Achseln. »Und was tun wir jetzt?«
    »Jetzt?« fragte ich ihn. »Wir kämpfen.«
    »Womit denn?« fragte er verbittert. »Sagramor hat alle Hände voll mit Cerdic zu tun. Cuneglas wird uns sicher Speerkämpfer schicken, aber Meurig wird bestimmt nicht kämpfen.«
    »Nein?« fragte ich beunruhigt. »Aber er hat den Tafelrundeneid geleistet!«
    Arthur lächelte traurig. »Diese Eide, Derfel, sie verfolgen uns. Und in diesen traurigen Tagen scheinen die Männer sie so leicht zu nehmen! Lancelot hat den Eid ebenfalls geleistet, oder? Aber Meurig sagt, nachdem Mordred tot ist, gibt es keinen casus belli mehr.« Er sprach die lateinischen Worte voll Bitterkeit aus, und mir fiel ein, daß Meurig dasselbe Zitat vor Lugg Vale benutzt hatte und daß Culhwch sich über des Königs Gelehrsamkeit lustig gemacht hatte, indem er das Latein zu »Käsebällchen« verballhornt hatte. »Culhwch wird kommen«, stellte ich fest.
    »Um

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