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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Stachelbeeren, Johannisbeeren und Himbeeren zu verjagen, während etwas näher, wo sich rosa Winden um Brombeeren rankten, lärmend eine Schar von Grünfinken zankte. Anscheinend hatte noch kein christlicher Mob die Stille dieses Ortes gestört, ja, es schien mir fast unmöglich, daß sich Dumnonia im Krieg befand. »Ich spüre immer noch ein Kribbeln, wenn ich sie ansehe«, gab ich zu.
    »Das ist es, nicht wahr?« stimmte er mir begeistert zu.
    »Dieses Kribbeln! Und das Herzklopfen.«
    »Liebe«, gab ich trocken zurück.
    »Wir haben Glück, Ihr und ich«, sagte er lächelnd. »Es ist Freundschaft, es ist Liebe, und es ist noch etwas mehr. Es ist das, was die Iren anmchara nennen, eine verwandte Seele. Mit wem sollte man sich sonst am Ende des Tages unterhalten wollen? Ich liebe diese Abende, an denen wir einfach dasitzen und reden, und die Sonne geht unter, und die Nachtfalter kommen in den Kerzenschein geflattert.«
    »Und wir reden über die Kinder«, sagte ich und wünschte, ich hätte nicht davon angefangen, »von den Streitereien der Dienstboten und ob die schielende Küchensklavin schon wieder schwanger ist; und wir überlegen, wer den Kesselhaken zerbrochen haben mag, ob das Dachstroh geflickt werden muß
    oder ob es noch ein weiteres Jahr halten wird, und wir versuchen zu entscheiden, was wir mit dem alten Hund anfangen, der nicht mehr laufen kann, und welche Ausrede Cadeil sich dieses Mal ausdenken wird, um seine Pacht nicht zu bezahlen – und wir diskutieren darüber, ob der Flachs lange genug eingeweicht ist und ob die Euter der Kühe mit Fettkraut bestrichen werden sollten, damit sie mehr Milch geben. Über all diese Dinge unterhalten wir uns.«
    Er lachte. »Guinevere und ich, wir sprechen über Dumnonia, über Britannien. Und natürlich auch über Isis.« Als er diesen Namen erwähnte, schien sich seine Begeisterung ein wenig zu legen, dann zuckte er jedoch die Achseln. »Aber wir sind bei weitem nicht oft genug zusammen. Deswegen hatte ich immer gehofft, Mordred würde mir die Last abnehmen, damit ich all meine Tage hier verbringen könnte.«
    »Und statt über Isis über zerbrochene Topfhaken reden?«
    neckte ich ihn.
    »Darüber und über alles andere«, sagte er herzlich. »Eines Tages werde ich diese Felder bestellen, und Guinevere wird ihr Werk fortsetzen.«
    »Ihr Werk?«
    Er lächelte ironisch. »Das Studium der Isis. Wenn sie Kontakt mit der Göttin aufnehmen kann, sagt sie, wird die Macht wieder auf die Welt zurückfließen.« Skeptisch wie immer angesichts derart ausgefallener religiöser Behauptungen, zuckte er die Achseln. Nur Arthur hätte es gewagt, Excalibur in den Boden zu stoßen und Gofannon herauszufordern und um Hilfe zu bitten – denn er hatte von Anfang an nicht recht daran geglaubt, daß Gofannon wirklich kommen würde. Wir, erklärte er mir einmal, sind für die Götter wie Mäuse im Dachstroh, und wir überleben nur so lange, wie wir unbemerkt bleiben. Nur die Liebe konnte ihn dazu bewegen, Guineveres leidenschaftlichem Glauben gegenüber eine ironische Toleranz zu beweisen. »Ich wünschte, ich wäre ein bißchen mehr überzeugt von Isis«, gestand er mir jetzt ein. »Aber Männer gehören natürlich nicht zu ihren Mysterien.« Er lächelte.
    »Guinevere nennt Gwydre sogar Horus.« »Horus?«
    »Isis’ Sohn«, erklärte er mir. »Ein häßlicher Name.« »Nicht so häßlich wie Wygga«, gab ich zurück. »Wer?« fragte er mich. Dann erstarrte er unvermittelt. »Seht!« sagte er aufgeregt. »Seht!«
    Als ich den Kopf hob, um über die Pflanzen
    hinwegzuspähen, entdeckte ich Guinevere. Sogar aus einer Viertelmeile Entfernung war sie unverkennbar, denn das rote Haar fiel ihr als widerspenstige Mähne über das lange blaue Gewand, das sie trug. Sie schritt unter der Arkade auf unserer Seite auf den kleinen, offenen Pavillon zu, der an ihrem dem Meer zugewandten Ende lag. Gefolgt wurde sie von drei Dienerinnen und zwei von ihren Jagdhunden. Die Wachen traten beiseite und verneigten sich, als sie vorüberkam. Im Pavillon nahm Guinevere an einem Steintisch Platz, und die drei Dienerinnen servierten ihr das Frühstück. »Sie wird Obst essen«, erklärte Arthur liebevoll. »Im Sommer will sie morgens nichts anderes zu sich nehmen.« Er lächelte. »Wenn sie nur wüßte, wie nahe ich ihr bin!«
    »Heute abend, Lord«, tröstete ich ihn, »werdet Ihr bei ihr sein.« Er nickte. »Wenigstens wird sie gut behandelt.«
    »Lancelot fürchtet Euch viel zu sehr, um sie schlecht zu

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