Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst
behandeln, Lord.«
Kurz darauf erschienen Dinas und Lavaine in der Arkade. Sie trugen ihre weißen Druidengewänder. Unwillkürlich berührte ich Hywelbanes Heft, als ich sie sah, und schwor der Seele meiner Tochter, daß die gesamte Anderwelt sich bei den Schreien ihrer Mörder vor Entsetzen winden werde. Die beiden Druiden erreichten den Pavillon, verneigten sich vor Guinevere und setzten sich zu ihr an den Tisch. Wenig später kam Gwydre angelaufen, und wir sahen, wie Guinevere ihm das Haar zerzauste und ihn anschließend der Obhut einer Dienerin übergab. »Er ist ein guter Junge«, sagte Arthur liebevoll. »Kein Funken Falschheit steckt in ihm. Nicht wie bei Amhar und Loholt. Die habe ich im Stich gelassen, nicht wahr?«
»Sie sind noch jung, Lord«, wandte ich ein.
»Aber jetzt dienen sie meinem Feind«, stellte er ausdruckslos fest. »Was soll ich nur mit ihnen machen?«
Culhwch hätte ihm zweifellos geraten, sie zu töten, ich aber zuckte nur die Achseln. »Schickt sie ins Exil«, schlug ich vor. Die Zwillinge konnten sich jenen unglückseligen Männern anschließen, die keinen Lord hatten. Sie konnten ihre Schwerter vermieten, bis sie schließlich bei irgendeiner vergessenen Schlacht gegen die Sachsen, die Iren oder die Schotten starben.
Weitere Frauen erschienen in der Arkade. Manche waren Mägde, andere waren Hofdamen. Unter diesen zwölf Frauen, die Guineveres Vertraute und zugleich Priesterinnen ihres Glaubens waren, befand sich vermutlich auch Lunete, meine ehemalige Gefährtin.
Irgendwann am Vormittag schlief ich mit dem Kopf auf den Armen ein, eingelullt von der Wärme der Sommersonne, die meinen Körper umfing. Als ich erwachte, war Arthur verschwunden, während Issa wieder da war. »Lord Arthur ist zu den Speerkämpfern zurückgekehrt, Lord«, berichtete er mir. Ich gähnte. »Was hast du gesehen?«
»Weitere sechs Mann. Alles Sachsengardisten.«
»Lancelots Sachsen?«
Er nickte. »Alle im großen Garten, Lord. Aber nur diese sechs. Insgesamt haben wir achtzehn Mann gesehen, und ein paar weitere werden bei Nacht Wache stehen, aber selbst mit denen können es im ganzen nicht mehr als dreißig sein.«
Ich vermutete, daß er recht hatte. Dreißig Mann würden genügen, um den Palast zu bewachen; mehr wären überflüssig, vor allem, da Lancelot jeden Speer brauchte, um sein gestohlenes Königreich zu sichern. Ich hob den Kopf und sah, daß die Arkade bis auf die vier Wachen, die unendlich gelangweilt wirkten, inzwischen leer war. Zwei von ihnen lehnten mit dem Rücken an den Säulen, während die anderen beiden auf der Steinbank, auf der Guinevere ihr Frühstück eingenommen hatte, miteinander plauderten. Ihre Speere hatten sie an den Tisch gelehnt. Die beiden Wachen auf der kleinen Dachplattform wirkten auf mich nicht weniger träge. Der Seepalast wärmte sich in der Sommersonne, und niemand dort glaubte, daß sich im Umkreis von einhundert Meilen ein Feind aufhalten könnte. »Hast du Arthur von den Sachsen berichtet?«
fragte ich Issa.
»Ja, Lord. Er sagte, das sei nur zu erwarten gewesen. Lancelot will, daß sie gut bewacht wird.«
»Geh schlafen«, riet ich ihm. »Jetzt werde ich Wache halten.«
Er ging, während ich trotz meines Versprechens wieder einschlief. Ich war die ganze Nacht marschiert und tief erschöpft, und außerdem schien hier, am Rand des sommerlichen Waldes, keine Gefahr zu drohen. Also schlief ich ein, nur um plötzlich von Hundegebell und dem Gescharre dicker Pfoten hochgeschreckt zu werden.
Entsetzt stellte ich fest, daß eine Koppel geifernder Jagdhunde vor mir stand, von denen einer bellte, während der andere knurrte. Ich griff nach meinem Dolch, doch dann ertönte eine weibliche Stimme. »Platz!« befahl sie scharf.
»Drudwyn, Gwen, Platz! Ruhe!« Widerwillig legten sich die Hunde hin, und als ich mich umwandte, sah ich, daß
Gwenhwyvach mich beobachtete. Sie war in ein altes braunes Gewand gekleidet, trug einen Schal um den Kopf und am Arm einen Korb, in dem sie Wildkräuter gesammelt hatte. Ihr Gesicht war runder denn je, ihre Haare waren dort, wo sie unter dem Tuch hervorkamen, unordentlich und zerzaust. »Der schlafende Lord Derfel«, sagte sie fröhlich.
Ich legte einen Finger auf die Lippen und warf einen Blick zum Palast hinüber.
»Die beachten mich gar nicht«, erklärte sie. »Ich bin ihnen gleichgültig. Außerdem führe ich oft Selbstgespräche. Das tun alle Verrückten, wißt Ihr.«
»Ihr seid nicht verrückt, Lady.«
»Ich war’s aber
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