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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Westen stand. Vermutlich hatte die Garnison ja längst erfahren, daß Arthur zum Seepalast gekommen war, und hegte nicht den Wunsch, ihm zu begegnen; dennoch folgte ich Nimue, und die Reiter folgten uns. »Arthurs Fehler war«, sagte sie nach einer Weile, »daß er eine Rivalin geheiratet hat statt einer Gefährtin.«
    »Eine Rivalin?«
    »Guinevere könnte Dumnonia ebenso gut wie ein Mann regieren«, erklärte Nimue, »sogar besser als die meisten. Sie ist klüger als er und mindestens ebenso entschlossen. Hätte sie Uther zum Vater gehabt statt diesen Narren Leodegan, wäre alles anders verlaufen. Sie wäre eine zweite Boudicca geworden, und es hätte von hier bis zum Westmeer nur noch tote Christen und bis zum Germanischen Meer tote Sachsen gegeben.«
    »Boudicca«, wandte ich ein, »hat ihren Krieg verloren.«
    »Das hat Guinevere auch«, sagte Nimue grimmig.
    »Ich begreife nicht, wieso sie seine Rivalin war«, sagte ich nach einer Weile. »Sie hatte doch Macht. Ich glaube kaum, daß
    er je eine Entscheidung getroffen hat, ohne vorher mit ihr zu sprechen.«
    »Und er hat mit dem Kronrat gesprochen, an dem keine Frau teilnehmen darf«, gab Nimue scharf zurück. »Versetz dich doch mal in Guineveres Lage, Derfel. Sie ist einfallsreicher als ihr alle zusammen, doch jede ihrer Ideen wurde einem Pack langweiliger, schwerfälliger Männer vorgelegt. Dir und Bischof Emrys und diesem Furz Cythryn, der so tut, als wäre er weise und gerecht, und dann nach Hause geht, seine Frau verprügelt, und sie zusehen läßt, wie er ein Zwergenmädchen zu sich aufs Lager holt. Kronräte! Glaubst du, Dumnonia würde einen Unterschied merken, wenn ihr alle zusammen ertränket?«
    »Jeder König braucht einen Kronrat«, sagte ich entrüstet.
    »Nicht, wenn er klug ist«, behauptete Nimue. »Warum sollte er auch? Hat Merlin vielleicht einen Kronrat? Braucht Merlin einen Saal voll großspuriger Idioten, die ihm sagen, was er tun soll? Ein Kronrat taugt nur dazu, daß ihr euch alle furchtbar wichtig vorkommt.«
    »Er tut viel mehr«, widersprach ich. »Wenn es keinen Kronrat gibt – woher soll der König wissen, was sein Volk denkt?«
    »Wen kümmert’s, was diese Narren denken? Gestattet den Leuten, selbständig zu denken, und die Hälfte von ihnen werden Christen. Selbstständig denken, pah!« Sie spie aus.
    »Also, was tut Ihr eigentlich in diesem Kronrat, Derfel?
    Berichtet Ihr Arthur, was Eure Schäfer sagen? Und Cythryn vertritt wohl die zwergenbumsenden Männer von Dumnonia, ja?« Sie lachte. »Das Volk! Das Volk besteht aus lauter Idioten, deswegen haben sie einen König, und deswegen hat der König Speerkämpfer.«
    »Arthur«, widersprach ich trotzig, »hat dem Land eine gute Regierung geschenkt, und zwar, ohne Speerkämpfer gegen das Volk einzusetzen.«
    »Und nun sieh dir an, was aus dem Land geworden ist«, gab Nimue zurück. Eine Weile schritt sie schweigend dahin. Dann seufzte sie. »Guinevere hat die ganze Zeit recht gehabt, Derfel. Arthur müßte König sein. Sie wußte es. Sie wollte es. Sie wäre damit sogar glücklich geworden, denn wenn Arthur König wäre, wäre sie Königin, und das hätte ihr die Macht gegeben, die sie benötigt. Aber dein kostbarer Arthur wollte den Thron ja nicht. So edelmütig! All diese heiligen Eide! Und was hat er sich statt dessen gewünscht? Bauer zu sein. Zu leben wie du und Ceinwyn – ein glückliches Heim, Kinder, Lachen.« Wie sie es sagte, erschienen all diese Dinge lächerlich. »Was meinst du wohl«, fragte sie mich, »wieviel Zufriedenheit ein solches Leben Guinevere gebracht hätte? Schon der Gedanke daran langweilte sie! Und das ist alles, was Arthur sich je vom Leben erhoffte. Sie ist eine kluge, scharfsinnige Lady, und er wollte eine Milchkuh aus ihr machen. Wundert es dich da, daß sie sich nach anderen Zerstreuungen umsah?«
    »Hurerei?«
    »Nun tu nicht so dumm, Derfel! Bin ich eine Hure, nur weil ich mit dir geschlafen habe? Das wäre ja noch schöner!« Wir hatten inzwischen die Bäume erreicht. Nimue wandte sich nach Norden und schritt zwischen Eschen und hohen Ulmen weiter. Die Speerkämpfer folgten uns blindlings, und ich glaube, wenn wir sie im Kreis geführt hätten, sie wären uns auch dann ohne Widerspruch gefolgt – so benommen und überwältigt waren wir alle von den Schrecken der letzten Nacht. »Also hat sie ihren Eheschwur gebrochen«, fuhr Nimue fort. »Glaubst du, sie ist die erste? Oder meinst du, daß sie das zur Hure macht?
    Wenn ja, würde Britannien

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