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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kessel zu Boden, und der flüssige Inhalt ergoß sich in einem dunklen Strom über die Steinplatten. Das weckte seine
    Aufmerksamkeit. Als er mich anstarrte, war sein Gesicht kaum zu erkennen, so hart und kalt und leblos wirkte es, aber es mußte noch eins gesagt werden in dieser Nacht. Wenn mein Lord schon diesen Kelch des Entsetzens leeren mußte, dann auch gleich bis zum letzten bitteren Tropfen. Ich setzte Hywelbanes Spitze wieder unter Lavaines Kinn. »Wer ist die Göttin?« fragte ich ihn.
    Als er den Kopf schüttelte, drückte ich mit Hywelbane so fest zu, daß Blut aus seiner Kehle rann. »Wer ist die Göttin?«
    »Isis«, flüsterte er. Dabei umklammerte er seinen Knöchel, wo ihn die Schlange gebissen hatte.
    »Und wer ist der Gott?« fragte ich ihn.
    »Osiris«, antwortete er mit angstvoller Stimme.
    »Und wer«, fragte ich weiter, »soll auf dem Thron sitzen?«
    Er erschauerte und schwieg. »Dies, Lord«, wandte ich mich an Arthur, ohne das Schwert von Lavaines Kehle zu nehmen,
    »sind die Worte, die Ihr nicht gehört habt. Ich aber habe sie gehört, und Nimue auch. Wer soll auf dem Thron sitzen?«
    fragte ich Lavaine noch einmal.
    »Lancelot«, antwortete er so leise, daß es kaum zu verstehen war. Aber Arthur hatte es gehört, genau wie er das große Emblem gesehen haben mußte, das in diesem Spiegelraum in Weiß auf die kostbare schwarze Decke gestickt war, die unter dem Bärenfell auf dem Bett lag. Es war Lancelots Seeadler. Ich spie Lavaine an, schob Hywelbane in die Scheide zurück und packte ihn bei seinen langen, schwarzen Haaren. Nimue hatte sich schon Dinas geschnappt. Wir zerrten die beiden in den Tempel zurück, und ich zog hinter mir den schwarzen Vorhang zu, damit Arthur und Guinevere allein sein konnten. Gwenhwyvach, die alles beobachtet hatte, gackerte vor Lachen. Die Isis-Anbeter und ihr Chor, allesamt nackt, kauerten auf einer Seite des Kellers, wo Arthurs Männer sie mit ihren Speeren bewachten. Gwydre wartete verängstigt an der Kellertür.
    Hinter uns rief Arthur ein einziges Wort. »Warum?« Und ich brachte die Mörder meiner Tochter ins Mondlicht hinaus.

    Bei Morgengrauen waren wir noch immer im Seepalast. Wir hätten aufbrechen sollen, denn einige der Speerkämpfer waren aus den Hütten entkommen, als die Reiter schließlich von Arthurs Horn vom Hügel herbeigerufen worden waren, und diese Flüchtigen würden den Warnruf nordwärts nach Dumnonia hineintragen. Doch Arthur schien unfähig, eine Entscheidung zu treffen. Er war wie gelähmt.
    Er weinte immer noch, als die Dämmerung die Welt in Licht zu tauchen begann.
    Zu diesem Zeitpunkt starben Dinas und Lavaine. Sie starben am Ufer der Bucht. Ich bin, glaube ich, kein grausamer Mensch, ihr Tod jedoch war wirklich sehr grausam und dauerte sehr lange. Nimue hatte diesen Tod arrangiert, und während ihre Seelen das Fleisch verließen, zischte sie ihnen ständig den Namen Dian in die Ohren. Als sie starben, waren sie keine Männer mehr: Die Zunge war ihnen herausgerissen worden, sie hatten jeder nur noch ein Auge, und diese kleine Gnade wurde ihnen nur gewährt, damit sie erkennen konnten, auf welche Art der nächste Schmerz über sie kommen würde. Und sehen konnten sie, als sie starben! Das letzte, was jeder von ihnen sah, war die goldene Haarsträhne an Hywelbanes Heft, als ich beendete, was Nimue begonnen hatte. Da waren die Zwillinge nur noch Klumpen, Klumpen aus Blut und zitterndem Entsetzen, und als sie tot waren, küßte ich die kleine Haarsträhne, trug sie zu einem der Kohlenbecken in den Arkaden des Palastes und warf sie auf die glühende Asche, damit von Dians Seele nichts übrigblieb, das auf Erden umherwandern konnte. Dasselbe tat Nimue mit dem abgeschnittenen Zopf von Merlins Bart. Die Leichen der Zwillinge ließen wir am Meer liegen, und als die Sonne aufging, kamen die Möwen, um mit ihren langen
    Krummschnäbeln an dem gemarterten Fleisch herumzuhacken. Nimue hatte den Kessel und die Kleinodien gerettet. Bevor sie starben, hatten Dinas und Lavaine ihr die ganze Geschichte erzählt, und wie sich ergab, hatte Nimue von Anfang an recht gehabt. Es war Morgan gewesen, die die Kleinodien gestohlen und anschließend Sansum geschenkt hatte, damit er sich mit ihr vermähle. Und Sansum hatte sie Guinevere gegeben. Es war die Verheißung dieses großen Geschenks, die Guinevere mit dem Mäuselord vor Lancelots Taufe im Churn-Fluß versöhnt hatte. Als ich die Geschichte hörte, dachte ich mir, wenn ich nur zugelassen hätte,

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