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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Ich wandte mich zu ihm zurück.
    Er starrte auf sein Schwert hinab und schien überrascht, daß
    es mit so viel Blut bedeckt war. »Meine Gemahlin und mein Sohn sind in einem Zimmer im oberen Stock«, sagte er.
    »Würdet Ihr sie für mich holen? Sie können zusammen auf einem Pferd reiten. Dann können wir aufbrechen.« Er gab sich große Mühe, normal zu sprechen, so zu tun, als wäre dies ein ganz normaler Tagesanbruch.
    »Ja, Lord«, gab ich zurück.
    Er stand auf und stieß Excalibur trotz des Blutes in die Scheide. »Und dann«, sagte er verbittert, »werden wir wohl Britannien erneuern müssen, nicht wahr?«
    »Ja, Lord«, antwortete ich, »das müssen wir.«
    Er starrte mich an, und ich sah, daß er wieder in Tränen ausbrechen wollte. »Wißt Ihr was, Derfel?« fragte er mich.
    »Sagt es mir, Lord«, erwiderte ich.
    »Mein Leben wird nie wieder so sein wie früher, nicht wahr?«
    »Ich weiß es nicht, Lord«, gab ich zurück. »Ich weiß es einfach nicht.«
    Tränen liefen ihm über die schmalen Wangen. »Ich werde sie lieben bis zu dem Tag, an dem ich sterbe. Mein Leben lang werde ich tagtäglich an sie denken. An jedem Abend, bevor ich einschlafe, werde ich sie vor mir sehen, und an jedem Morgen werde ich mich im Bett umdrehen und entdecken, daß sie verschwunden ist. An jedem Tag, Derfel, in jeder Nacht und an jedem Morgen – bis zu dem Augenblick, da ich sterbe.«
    Er nahm seinen Helm mit dem blutbespritzten Federbusch, ließ die Elfenbeinhörner liegen und ging mit mir. Ich holte Guinevere und ihren Sohn aus der Schlafkammer. Dann brachen wir auf.
    Gwenhwyvach hatte den Seepalast nun für sich. Sie lebte ganz allein darin, mit ihrem verwirrten Geist, umgeben von den Jagdhunden und all den wunderschönen Kunstschätzen, die rings um sie herum verrotteten. Von einem Fenster aus hielt sie nach dem heimkehrenden Lancelot Ausschau; denn sie war fest davon überzeugt, daß ihr Lord eines Tages zurückkommen werde, um mit ihr im Palast ihrer Schwester am Meer zu leben. Aber ihr Lord kam nicht zurück, die Kunstschätze wurden gestohlen, der Palast verfiel und wie wir hörten, fand Gwenhwyvach dort auch den Tod. Aber vielleicht lebt sie ja immer noch und wartet an der Bucht auf den Mann, der niemals kommt.
    Wir zogen davon. Und an den schlammigen Ufern der Bucht zankten die Möwen sich um die Gedärme.

    Guinevere ritt auf Arthurs Stute Llamrei. Sie trug ein langes schwarzes Gewand, das von einem dunkelgrünen Umhang bedeckt war, und hatte das rote Haar straff zurückgekämmt und mit einem schwarzen Band zusammengefaßt. Sie saß im Damensattel, hielt sich mit der Rechten an der Satteltracht fest und hatte den linken Arm um die Taille ihres verängstigten, verweinten Sohnes geschlungen, der immer wieder zu seinem Vater hinübersah, welcher verbissen neben dem Pferd einherstapfte. »Ich nehme doch an, daß ich sein Vater bin!«
    fuhr Arthur sie einmal an.
    Guinevere, deren Augen vom Weinen rot waren, wandte nur den Blick ab. Die Bewegungen des Pferdes schaukelten sie vor und zurück, vor und zurück, doch es gelang ihr, auch dabei immer noch graziös zu wirken. »Kein anderer, Lord Prinz«, sagte sie nach langer Pause. »Kein anderer.«
    Von da an ging Arthur schweigend weiter. Er wollte meine Gesellschaft nicht, er wollte überhaupt keine Gesellschaft, er wollte allein sein mit seinem Elend, und so schloß ich mich Nimue an, die an der Spitze der Kolonne schritt. Nach ihr kamen die Reiter, dann Guinevere, und meine Speerkämpfer begleiteten den Kessel ganz hinten. Nimue führte uns auf demselben Weg zurück, auf dem wir an die Küste gelangt waren, einem holprigen Pfad, der sich in die kahle Heide hinaufwand, die von dunklen Streifen Eiben und Ginster durchbrochen wurde. »Dann hatte Gorfyddyd also doch recht«, sagte ich nach einer Weile.
    »Gorfyddyd?« fragte Nimue, verwundert, daß ich den Namen des alten Königs aus der Vergangenheit hervorholte.
    »Im Lugg Vale«, erinnerte ich sie. »Da hat er gesagt, Guinevere sei eine Hure.«
    »Und du, Derfel Cadarn«, gab Nimue verächtlich zurück,
    »bist wohl ein Fachmann für Huren, ja?«
    »Was soll sie denn sonst sein?« fragte ich erbittert.
    »Keine Hure«, sagte Nimue. Sie deutete nach vorn, auf ein paar Rauchwölkchen über den fernen Bäumen, die zeigten, wo die Soldaten von Vindocladia ihr Frühstück kochten. »Wir sollten ihnen aus dem Weg gehen«, erklärte Nimue und bog vom Pfad ab, um uns auf ein dichteres Wäldchen zuzuführen, das etwas weiter im

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