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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Wurfbrett entwischt. Er war doppelt so alt wie ich, ein vierschrötiger Mann mit breiten Schultern, grauem Bart und Händen voller Kriegerringe, die wir aus den Waffen besiegter Feinde schmiedeten. Er war begeistert darüber, daß
    uns meine Vermählung Gold bringen würde, verhielt sich im Hinblick auf die Braut, die uns dieses kostbare Metall einbringen würde, jedoch sehr taktvoll. »So schön wie ihre Schwester ist sie nicht«, sagte er nur.
    »Stimmt«, räumte ich ein.
    »Eigentlich«, sagte er, den Takt vergessend, »ist sie so häßlich wie ein Sack voll Kröten.«
    »Sie ist unscheinbar«, gab ich zu.
    »Aber die Unscheinbaren werden die besten Ehefrauen, Lord«, behauptete er, der selbst niemals verheiratet, aber auch niemals allein gewesen war. »Und sie wird uns allen Reichtum bringen«, ergänzte er beglückt, und das war natürlich der Grund, warum ich die arme Gwenhwyvach ehelichen wollte. Mein gesunder Menschenverstand ließ es nicht zu, daß ich mich auf die Schweinerippe in meinem Beutel verließ. Ich war es meinen Männern schuldig, sie für ihre Treue zu belohnen, und Belohnungen hatte es im vergangenen Jahr zu wenige gegeben. Sie hatten beim Fall von Ynys Trebes buchstäblich all ihre Habe verloren und anschließend im Lugg Vale gegen Gorfyddyds Heer gekämpft. Jetzt waren sie müde und völlig verarmt, dabei gab es mit Sicherheit keine Krieger, die von ihrem Lord mehr Lohn verdient hätten.
    Ich begrüßte meine vierzig Mann, die darauf warteten, daß
    ihnen Quartiere zugewiesen wurden. Ich freute mich zu sehen, daß sich Issa unter ihnen befand, denn er war der beste von meinen Speerkämpfern: ein junger Bauernbursche mit Riesenkräften und einem unverwüstlichen Optimismus, der in der Schlacht meine rechte Seite deckte. Ich umarmte ihn und gab ihm bedauernd zu verstehen, daß ich keine Geschenke für ihn hätte. »Aber wir werden unseren Lohn bald bekommen«, setzte ich hinzu und warf einen Blick zu den zwei Dutzend jungen Mädchen hinüber, die in Siluria anscheinend Gefallen an ihnen gefunden hatten. »Obwohl es mich freut zu sehen, daß
    sich die meisten von euch schon selbst eine kleine Belohnung gesucht haben.«
    Sie lachten. Issas Mädchen war ein hübsches, dunkelhaariges Kind von etwa vierzehn Lenzen. Er stellte sie mir vor.
    »Scarach, Lord.« Er sagte es voll Stolz.
    »Irin?« fragte ich sie.
    Sie nickte. »Ich war Sklavin, Lord. Bei Ladwys.« Scarach bediente sich der irischen Zunge. Diese Sprache glich der unseren, aber der Unterschied genügte, um aus ihm – wie auch aus ihrem Namen – ihre Rasse zu erkennen. Wie ich vermutete, war sie von Gundleus’ Männern bei einem Überfall auf König Oengus’ Ländereien in Demetia gefangen worden. Die meisten irischen Sklaven kamen aus derartigen Siedlungen an Britanniens Westküste, obwohl ich vermutete, daß kein einziger aus Lleyn stammte. Nur ein Narr würde
    unaufgefordert auf Diwrnachs Territorium vordringen.
    »Ladwys!« sagte ich. »Wie geht es ihr?« Ladwys war Gundleus’ Geliebte gewesen, eine dunkle, hochgewachsene Frau, mit der sich Gundleus heimlich vermählt hatte, obwohl er diese Ehe später, als Gorfyddyd ihm Ceinwyns Hand in Aussicht stellte, eiligst leugnete.
    »Sie ist tot, Lord«, verkündete Scarach fröhlich. »Wir haben sie in der Küche getötet. Ich selbst hab’ ihr einen Bratspieß in den Bauch gerammt.«
    »Sie ist ein gutes Mädchen«, versicherte Issa eifrig.
    »Offensichtlich«, gab ich zurück. »Also kümmere dich um sie.« Sein letztes Mädchen hatte ihn wegen eines dieser christlichen Missionare verlassen, die über Dumnonias Straßen zogen, doch irgendwie bezweifelte ich, daß die unerschrockene Scarach sich so töricht verhalten würde.
    An jenem Nachmittag erhielten meine Männer Kalk aus Cuneglas’ Vorräten und bemalten ihre Schilde mit einem neuen Symbol. Arthur hatte mir die Ehre, ein eigenes Symbol zu tragen, am Vorabend der Schlacht von Lugg Vale verliehen, aber wir hatten noch keine Zeit gehabt, die Schilde zu ändern, die bis jetzt noch immer Arthurs Bären getragen hatten. Meine Männer erwarteten von mir, daß ich einen Wolfskopf zu unserem Symbol wählte, um damit die Wolfsrute zu ergänzen, die wir in den Wäldern von Benoic auf den Helmen getragen hatten, ich aber bestand darauf, daß wir einen fünfzackigen Stern auf unsere Schilde malten. »Einen Stern?« knurrte Cavan zutiefst enttäuscht. Er wünschte sich etwas Kämpferisches, etwas mit Klauen, Schnauze und Zähnen, ich aber

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