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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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dieser Lohn durch Guineveres Spott einen unangenehmen
    Beigeschmack bekam, war er immer noch reich und großzügig.
    »Ich werde Eure Schwester mit Freuden zu meiner Gemahlin nehmen«, versprach ich Guinevere, »solange mich die Lady, der ich durch meinen Eid verbunden bin, nicht zu sich ruft.«
    »Ich hoffe, daß sie das nicht tun wird«, sagte Arthur lächelnd. Dann fuhr er herum, weil oben am Hang ein Ruf ertönte.
    Bors duckte sich mit seinem Speer. Lancelot war neben ihm, blickte jedoch den Hang hinunter zu uns, vielleicht weil er fürchtete, das Tier könnte durch die Lücke zwischen uns entkommen. Arthur drängte Guinevere behutsam zurück und winkte mir dann, den Hang hinaufzuklettern und die Lücke zu schließen.
    »Es sind zwei!« rief Lancelot uns zu.
    »Das eine wird eine Bache sein«, rief Arthur zurück. Er lief ein paar Schritte weit stromaufwärts, bevor er bergauf zu steigen begann. »Wo?« fragte er. Mit seinem weißgeschäfteten Speer wies Lancelot die Richtung, doch ich konnte im Unterholz noch immer nichts erkennen.
    »Da!« sagte Lancelot gereizt und stieß seinen Speer in Richtung eines Dornengestrüpps.
    Mit Arthur zusammen kletterte ich ein paar Fuß weiter hinauf, bis wir den Keiler endlich tief im Unterholz entdeckten. Es war ein riesiges, altes Tier mit gelblichen Hauern, kleinen Augen und dicken Muskelpaketen unter dem dunklen Fell. Mit diesen Muskeln war er vermutlich schnell wie der Blitz und konnte seine schwertscharfen Hauer mit tödlicher Sicherheit einsetzen. Wir hatten alle schon Männer mit
    Hauerverletzungen gesehen, und nie war ein Keiler gefährlicher, als wenn er mit einer Bache zusammen in die Enge getrieben wurde. Alle Jäger beteten um einen Keiler, der sie in offenem Gelände angriff, so daß sie die eigene Geschwindigkeit des Tieres und sein Gewicht benutzen konnten, um ihm den Speer in den Körper zu treiben. Eine derartige Konfrontation verlangte Mut und Können, aber bei weitem nicht so viel Mut wie dann, wenn der Mann den Keiler angreifen mußte.
    »Wer hat ihn zuerst gesehen?« fragte Arthur.
    »Mein Lord König.« Bors zeigte auf Lancelot.
    »Dann gehört er Euch, Lord König.« Mit diesen höflichen Worten überließ Arthur die Ehre des Tötens Lancelot.
    »Er ist meine Gabe an Euch, Lord«, erwiderte Lancelot. Ceinwyn, die hinter ihm stand, biß sich mit großen Augen auf die Lippe. Sie hatte sich von Bors den zusätzlichen Speer geholt – nicht weil sie ihn benutzen wollte, sondern um ihm die Last abzunehmen – und hielt die Waffe nervös in der Hand.
    »Hetzt die Hunde auf ihn!« Guinevere kam zu uns. Ihre Augen strahlten, ihre Miene war lebhaft. Ich glaube, sie langweilte sich oft in den großen Palästen Dumnonias, und die Jagd verschaffte ihr die Aufregung, nach der sie sich sehnte.
    »Du wirst beide Hunde verlieren«, warnte Arthur. »Dieses Wildschwein kann kämpfen!« Vorsichtig bewegte er sich vorwärts und erwog, wie er das Tier am besten reizen könnte. Schließlich trat er energisch vor und schlug mit seinem Speer auf die Büsche, als wollte er dem Keiler einen Ausweg aus seiner Zufluchtsstätte bieten. Der Schwarzkittel grunzte, rührte sich aber nicht, nicht einmal, als die Speerspitze nur wenige Zoll von seiner Schnauze entfernt herniedersauste. Die Bache stand hinter dem Keiler.
    »Der hat so was schon einmal erlebt«, verkündete Arthur fröhlich.
    »Überlaßt ihn mir, Lord«, bat ich, weil ich auf einmal Angst um ihn hatte.
    »Glaubt Ihr, ich hätte meine Jagdkunst verlernt?« fragte Arthur mich lächelnd. Wieder schlug er auf die Büsche, aber die Dornzweige wollten nicht flach liegenbleiben, und der Keiler wollte sich nicht rühren. »Die Götter mögen dir beistehen«, sagte Arthur zu dem Tier, rief eine Herausforderung und sprang mitten in das Gewirr der Dornbüsche hinein. Er hielt auf eine Stelle unmittelbar neben dem Pfad zu, den er annähernd geebnet hatte, und als er landete, stieß er den Speer mit aller Kraft nach vorn, die blanke Spitze auf die linke Flanke des Keilers dicht vor dessen Schulter gerichtet.
    Der Kopf des Keilers schien zu zucken, nur eben ganz leicht zu zucken, doch das genügte, um die Speerspitze mit dem Hauer abzuwehren, so daß sie einen blutigen, aber harmlosen Schnitt weiter unten in seiner Flanke verursachte. Dann griff er an. Ein guter Keiler kann mit gesenktem Kopf, die Hauer bereit zum Stoß, unmittelbar in einen wütenden Angriff übergehen, und dieser Keiler war bereits an Arthurs Speerspitze vorbei, als

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