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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wer uns denn besiegen könne, wenn Merlin bei uns sei.
    »Diwrnach«, gab ich grimmig zurück.
    »Aber du wirst Merlin begleiten«, sagte sie.

»Ja.«
    »Dann laß es mich ebenfalls tun«, verlangte sie. »Ich werde bei dir sein, und du bei mir.« Weitere Argumente wollte sie nicht hören. Sie gehörte keinem Mann. Sie hatte ihren Entschluß gefaßt.
    Und dann sprachen wir natürlich von allem, was in den letzten paar Tagen geschehen war, und da kamen die Worte nur so aus uns herausgeströmt. Wir waren ineinander verliebt, mindestens so sehr, wie Arthus damals in Guinevere verliebt gewesen war, und konnten nicht genug hören von den Gedanken und Erzählungen des anderen. Ich zeigte ihr die Schweinerippe, und sie lachte, als ich ihr erzählte, daß ich bis zum letzten Moment gewartet hatte, ehe ich den Knochen zerbrach.
    »Ich wußte wirklich nicht, ob ich es wagen würde, mich von Lancelot abzuwenden«, gab Ceinwyn zu. »Natürlich wußte ich nichts von diesem Knochen. Ich dachte, es sei Guinevere, die mich beeinflußte.«
    »Guinevere?« fragte ich erstaunt.
    »Ich konnte ihr hämisches Grinsen nicht ertragen. Ist das nicht gräßlich von mir? Ich kam mir vor, als wäre ich ihr Kätzchen, und das konnte ich einfach nicht ertragen.« Eine Weile gingen wir schweigend weiter. Von den Bäumen, die fast alle noch grün waren, segelten welke Blätter herab. An jenem Morgen, meinem ersten in Cwm Isaf, hatte ich eine Schwalbe unter dem Strohdach herausfliegen sehen. Als sie nicht zurückkehrte, nahm ich an, daß wir bis zum nächsten Lenz keine weitere mehr sehen würden. Ceinwyn ging, Hand in Hand mit mir, barfuß am Bach entlang. »Außerdem habe ich über die Weissagung der Schädelstätte nachgedacht«, fuhr sie fort, »und ich glaube, sie bedeutet, daß ich mich nicht vermählen soll. Ich war dreimal versprochen, Derfel, dreimal!
    Und dreimal habe ich meinen Anverlobten verloren. Wenn das kein Zeichen der Götter ist, was dann?«
    »Ich höre Nimue«, sagte ich.
    Sie lachte. »Ich mag sie.«
    »Ich hätte nie gedacht, daß ihr beiden euch vertragen könntet«, gestand ich.
    »Warum nicht? Ich mag ihre Angriffslust. Im Leben muß
    man sich die Dinge nehmen, statt sich zu unterwerfen, und ich, Derfel, habe mein Leben lang das getan, was mir andere Leute befohlen haben. Ich war immer brav«, sagte sie mit ironischer Betonung des Wortes ›brav‹. »Immer war ich das folgsame kleine Mädchen, die pflichtbewußte Tochter. Das war natürlich leicht, denn mein Vater liebte mich, er liebte nur sehr wenige Menschen; aber ich bekam alles, was ich mir wünschte, und dafür wurde von mir nichts weiter verlangt, als daß ich hübsch und gehorsam war. Und ich war sehr gehorsam.«
    »Und hübsch dazu.«
    Vorwurfsvoll stieß sie mir den Ellbogen in die Rippen. Ein Schwarm Bachstelzen flog aus dem Nebel auf, der den Bach vor uns verhüllte. »Ich war immer gehorsam«, fuhr Ceinwyn wehmütig fort. »Mir war klar, daß ich mich mit dem Mann vermählen muß, der für mich ausgewählt wird, und ich erinnere mich, wie glücklich ich war, als ich Arthur kennenlernte. Da dachte ich, mein Leben werde ewig so glücklich bleiben. Man hatte mir einen so guten Mann gegeben, und dann war er auf einmal verschwunden.«
    »Und mich hast du nicht einmal bemerkt«, stellte ich fest. Als Arthur nach Caer Sws kam, um sich Ceinwyn
    anzuverloben, war ich der jüngste Speerträger in seiner Truppe gewesen. Damals hatte sie mir die kleine Brosche geschenkt, die ich noch immer bei mir trug. Sie hatte alle Männer aus Arthurs Begleitung beschenkt, aber nicht geahnt, welch ein Feuer sie an jenem Tag in meinem Herzen entfacht hatte.
    »Ich bin sicher, daß ich dich bemerkt habe«, gab sie zurück.
    »Wer könnte einen so großen, linkischen, strohhaarigen Kerl übersehen?« Fröhlich lachte sie mich an und ließ sich von mir über einen umgestürzten Eichenstamm helfen. Sie trug noch immer das Leinengewand vom Abend zuvor, nur war der gebleichte Rock jetzt mit Schlamm und Moos beschmutzt.
    »Dann wurde ich mit Caelgyn von Rheged verlobt«, setzte sie ihre Erzählung fort, »und war mir nicht mehr ganz so sicher, daß das Glück mir hold war. Er war ein mürrischer Kerl, aber er versprach, meinem Vater einhundert Speerkämpfer sowie eine Morgengabe aus Gold zu bringen; und so redete ich mir ein, daß ich trotz allem glücklich sein werde, selbst wenn ich in Rheged leben müsse, aber Caelgyn starb an einem Fieber. Und dann kam Gundleus.« Bei dieser Erinnerung

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