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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sie lächeln, als sie die beiden Knochenstreifen entdeckte, die in den Griff eingelassen waren. Sie zog die Klinge heraus, hielt sie in den rauchigsten Teil des Feuers, und als der Stahl mit Ruß bedeckt war, kratzte sie mit einem Strohhalm sorgfältig eine Inschrift in den Ruß. Die Buchstaben glichen nicht etwa jenen, die ich jetzt schreibe, die sowohl wir als auch die Sachsen benutzen, sondern es waren Runen, alte, magische Lettern, einfache Striche mit Querbalken, die nur die Druiden und Hexenmeister verwendeten. Sie lehnte die Scheide an die Wand und hängte das Schwert an seine Nägel zurück, ohne die Bedeutung der Inschrift zu erklären. Merlin beachtete sie nicht. Plötzlich öffnete er die Augen, und nun wirkte er nicht mehr gebrechlich, sondern furchtbar wild. »Ich belege alle Kreaturen Silurias mit einem Fluch«, sagte er langsam. Dann schnalzte er mit den Fingern in Richtung Feuer, und eine hellere Flamme verpuffte zischend im Holz. »Möge ihre Ernte verfaulen«, grollte er, »mögen ihre Tiere unfruchtbar, ihre Kinder verkrüppelt, ihre Schwerter stumpf und ihre Feinde siegreich sein!« Das war für ihn ein recht milder Fluch, in seinem Ton lag jedoch eine zischelnde Bösartigkeit. »Und Gwent wünsche ich die Viehseuche, Frost im Sommer und Schöße, die zu vertrockneten Hülsen werden.« Er spie in die Flammen. »In Elmet«, fuhr er dann fort, »werden die Tränen Seen bilden, Seuchen werden Gräber füllen, und in den Häusern werden die Ratten herrschen.« Abermals spie er aus. »Wie viele Männer wirst du mitbringen, Derfel?«
    »Alle, die ich habe, Lord.« Ich wagte kaum zu sagen, wie wenige das waren. Schließlich gab ich ihm die gewünschte Antwort. »Zwanzig Schilde.«
    »Und jene deiner Männer, die noch bei Galahad sind?« Unter seinen buschigen Brauen hervor warf er mir einen kurzen Blick zu. »Wie viele von ihnen werden kommen?«
    »Ich habe nichts von ihnen gehört, Lord.«
    Er lachte höhnisch. »Sie dienen Lancelot als Palastwache. Er besteht darauf. Er macht seinen Bruder zum Türsteher.«
    Galahad war Lancelots Halbbruder, ihm aber so unähnlich, wie es ein Mann nur sein konnte. »Wie gut, Lady«, wandte sich Merlin an Ceinwyn, »daß Ihr Euch nicht mit Lancelot vermählt habt.«
    Sie lächelte mir zu. »Das denke ich auch, Lord.«
    »Er findet Siluria langweilig. Das kann ich ihm nicht verdenken, aber er wird die Bequemlichkeit von Dumnonia suchen und eine Schlange in Arthurs Bauch sein.« Er lächelte.
    »Ihr, Lady, wart als sein Spielzeug vorgesehen.«
    »Ich bin weit lieber hier«, gab Ceinwyn zurück und deutete auf unsere Wände aus unbehauenen Steinen und die rußgeschwärzten Dachbalken.
    »Aber er wird versuchen, es Euch heimzuzahlen«, warnte Merlin. »Sein Stolz steigt höher als Lleullaws Adler, Lady, und Guinevere hat Euch verflucht. Sie hat in ihrem Isistempel einen Hund getötet und sein Fell einer verkrüppelten Hündin umgehängt, der sie Euren Namen gab.«
    Ceinwyn erbleichte, machte das Zeichen gegen das Böse und spie ins Feuer.
    Merlin zuckte die Achseln. »Ich habe den Fluch aufgehoben, Lady«, erklärte er. Er streckte die langen Arme aus und legte den Kopf so weit zurück, daß seine bändergeschmückten Zöpfe fast den mit Binsenstroh bedeckten Boden hinter ihm berührten. »Isis ist eine fremde Göttin«, sagte er, »deren Macht in diesem Land keine Kraft besitzt.« Er hob den Kopf wieder, dann rieb er sich mit den langen, schmalen Fingern die Augen.
    »Ich bin mit leeren Händen gekommen«, berichtete er bedrückt. »Weder in Elmet noch anderswo wollte ein einziger Mann vortreten. Ihre Speere, behaupten sie, seien für die Leiber der Sachsen bestimmt. Ich habe ihnen kein Geld geboten, ich habe ihnen kein Silber geboten, nichts als einen Kampf im Namen der Götter, und sie haben mir ihre Gebete geboten; dann ließen sie sich von ihren Weibern über Kinder, Küchen, Vieh und Land berichten und machten sich nach und nach davon. Achtzig Mann! Mehr wollte ich nicht. Diwrnach kann zweihundert Mann aufbringen, möglicherweise eine Handvoll mehr, doch achtzig hätten genügt, aber nicht einmal acht Mann wollten mitkommen. Ihre Lords haben sich Arthur verschworen. Der Kessel, erklärten sie, könne warten, bis Lloegyr wieder unser ist. Sie wollen sächsisches Land und sächsisches Gold, und alles, was ich ihnen bieten kann, ist Blut und Eiseskälte auf der Dunklen Straße.«
    Alle schwiegen. Im Feuer brach ein Stück Holz in sich zusammen und schickte einen

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