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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Schafe ganz jämmerlich, und die Hennen brachen in gackernde Panik aus, bis Issa, oder wer gerade Wache hatte, ein lautes Gebrüll ausstieß und einen Feuerbrand zum Waldrand hinüberschleuderte, woraufhin die Wölfe sich dann davonmachten. Eines Morgens, als ich am Bach Wasser holte, stand ich plötzlich einem riesigen, alten Wolf gegenüber. Er hatte getrunken, doch als ich aus den Büschen trat, hob er die graue Schnauze, starrte mich an und wartete auf meinen Gruß, bevor er lautlos bachaufwärts davontrottete. Das war, fand ich, ein gutes Zeichen, und in jenen Tagen, da wir auf Merlin warteten, achteten wir aufmerksam auf alle Zeichen. Aber wir jagten die Wölfe auch. Cuneglas gab uns drei Paar Wolfshunde, die größer und zottiger waren als die berühmten Jagdhunde aus Powys, wie Guinevere sie in Dumnonia hielt. Dieser Sport verschaffte meinen Speerkämpfern Bewegung, und sogar Ceinwyn liebte die langen, kalten Tage im Hochwald. Sie trug eine lederne Hose, hohe Stiefel und ein Lederwams sowie einen langen Hirschfänger an der Seite. Die blonden Haare flocht sie zu einem Zopf, den sie im Nacken aufsteckte. Sie kletterte hinter ihren beiden Hunden, die an langen Roßhaarleinen liefen, über Felsbrocken, durch Wasserrinnen und über umgestürzte Bäume. Am einfachsten jagte man Wölfe mit Pfeil und Bogen; da jedoch nur wenige von uns über diese Fertigkeit verfügten, benutzten wir Hunde, Kampfspeere und Messer, und als Merlin schließlich wiederkehrte, hatten wir einen dicken Stapel von Fellen in Cuneglas’ Vorratshalle gelagert. Der König wollte, daß wir nach Caer Sws zurückkehrten, aber Ceinwyn und ich waren so glücklich, wie es bei der Aussicht auf Merlins Feuerprobe nur möglich war, deswegen blieben wir in unserem kleinen Tal und zählten die Zeichen.
    Und wir waren wirklich glücklich in Cwm Isaf. Ceinwyn bereitete es unglaublich viel Freude, all die Dinge in die Hand zu nehmen, die bis jetzt ihre Dienstboten für sie erledigt hatten. Seltsamerweise aber brachte sie es nicht übers Herz, einem Huhn den Hals umzudrehen. Wenn sie ein Huhn schlachtete, mußte ich immer lachen. Sie hätte es nicht zu tun brauchen, einer unserer Dienstboten hätte das Federvieh töten können, und meine Speerkämpfer hätten für Ceinwyn alles getan, doch sie bestand darauf, ihren Anteil an der Hausarbeit zu übernehmen. Wenn es allerdings daran ging, Hühner, Enten oder Gänse zu töten, fand sie es unmöglich, die Sache so zu erledigen, wie es sich gehörte. Die einzige Methode, die sie je anwendete, bestand darin, das arme Tier auf den Boden zu legen, ihm ihren kleinen Fuß in den Nacken zu stemmen und mit fest geschlossenen Augen einmal kräftig am Kopf zu ziehen.
    Mit der Spindel hatte sie mehr Erfolg. Mit Ausnahme der Allerreichsten trug jede Frau von Britannien ständig Spinnrocken und Spindel mit sich herum; denn das Spinnen der Wolle war eine jener niemals endenden Pflichten, die vermutlich erhalten bleiben werden, bis die Sonne ihre letzte Kreisbahn um die Erde gezogen hat. Sobald alle Schafsvliese des einen Jahres versponnen waren, kamen die Vliese des nächsten in die Vorratshäuser, und die Frauen holten sich ihre Schürzen voll, wuschen und kämmten die Wolle und begannen wieder von neuem, den Faden zu spinnen. Sie spannen beim Gehen, sie spannen beim Reden, sie spannen, wann immer sie die Hände nicht für eine andere Arbeit benötigten. Es war eine monotone Arbeit, die zwar keinen Verstand, aber Geschick erforderte. Anfangs produzierte Ceinwyn nur jämmerliche, kleine Wollzotteln, aber mit der Zeit wurde sie besser, obwohl sie nie so schnell arbeitete wie jene Frauen, die seit dem Tag spannen, da ihre Hände groß genug waren, den Rocken zu halten. Abends saß sie da, berichtete mir von ihrem Tag und zog mit der Linken die Fasern aus dem Rocken, während sie mit der Rechten die mit einem Gewicht beschwerte Spindel drehte, die vom Rocken herabhing, um den entstehenden Faden zu längen und zu zwirnen. Wenn die Spindel den Boden erreichte, wickelte sie den Faden auf, fixierte das aufgespulte Garn mit der Knochenspange am oberen Ende der Spindel und begann von neuem. Die Wolle, die sie in jenem Winter herstellte, war häufig klumpig oder zu dünn, aber ich trug getreulich eins der Hemden, die sie aus diesem Garn herstellte, bis es mir vom Körper fiel.
    Cuneglas kam uns oft besuchen, während Helledd, seine Gemahlin, niemals auftauchte. Königin Helledd war von Grund auf konservativ und mißbilligte das, was

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