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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verstauten.
    Die schneebedeckte Straße führte nordwärts nach Gwynedd hinein. Ich war bisher noch nie in diesem Königreich gewesen und sah, daß es ein primitives, hartes Land war. Die Römer waren zwar hierhergekommen, aber nur, um nach Blei und Gold zu graben. Sie hatten wenige Spuren hinterlassen und dem Land kein Gesetz gegeben. Das Volk wohnte in niedrigen, dunklen Hütten, die dicht gedrängt innerhalb runder Steinmauern standen. Die Mauern wurden von knurrenden Hunden bewacht und waren mit Schädeln von Wölfen und Bären geschmückt, um die Geister abzuwehren. Steinhaufen markierten die Berggipfel, und alle paar Meilen stießen wir auf einen Pfahl am Straßenrand, an dem das Gerippe eines Toten und Fetzen zerrissener Gewänder hingen. Es gab nur wenige Bäume, die Bäche waren zugefroren, und einige Pässe waren völlig zugeschneit. Bei Nacht suchten wir in den engen Hütten Unterschlupf, wo wir mit Goldspänen, die wir von Cuneglas’
    Barren raspelten, für ein bißchen Wärme bezahlten. Wir kleideten uns in Pelze. Wie meine Mannen waren auch Ceinwyn und ich in von Läusen wimmelnde Wolfsfelle und Hirschdecken gewickelt. Merlin dagegen trug einen Umhang, der aus dem Pelz eines großen Schwarzbären gefertigt war. Nimues graue Otterfelle waren zwar viel leichter als unsere Pelze, doch sie schien die Kälte bei weitem nicht so zu spüren wie wir. Nimue trug als einzige keine Waffen. Merlin hatte seinen schwarzen Stab, eine furchtbare Waffe im Kampf, während meine Männer Speere und Schwerter mitgenommen hatten und sogar Ceinwyn einen leichten Speer sowie ihren Hirschfänger mit der langen Klinge in einer Scheide am Gürtel mitführte. Sie trug kein Gold, und die Menschen, die uns Obdach boten, hatten keine Ahnung von ihrem Rang. Nur ihr helles Haar bemerkten sie und nahmen an, daß sie, wie Nimue, eine von Merlins Schülerinnen sei. Merlin liebten sie, denn sie alle hatten von ihm gehört, und viele brachten ihre verkrüppelten Kinder zu ihm, damit er ihnen die Hand auflege. Sechs Tage brauchten wir, um Caer Gei zu erreichen, wo Cadwallon, König von Gwynedd, den Winter verbrachte. Der Caer selbst war eine Hügelfestung, unterhalb der Festungsmauern jedoch lag ein tiefes Tal, an dessen steilen Hängen mächtige Bäume wuchsen. Im Tal selbst standen eine aus Holz erbaute Halle, ein paar Vorratsräume und zwanzig Schlafhütten, alle geisterhaft weiß verschneit und mit langen Eiszapfen an den Traufen. Die Gebäude waren von einer hohen Holzpalisade umgeben. Cadwallon entpuppte sich als griesgrämiger alter Mann. Die Halle war nur ein Drittel so groß
    wie die von Cuneglas, und der unerwartete Andrang von Kriegern bedeutete, daß ihr Erdboden schon jetzt dicht mit Schlaflagern bedeckt war. Widerwillig wurde für uns ein wenig Platz gemacht, sowie für Nimue und Ceinwyn eine Ecke abgeteilt. An jenem Abend gab Cadwallon ein Festessen für uns, eine armselige Angelegenheit mit gepökeltem Hammelfleisch und gedünsteten Karotten, aber immerhin das Beste, was seine Vorräte hergaben. Großzügig erbot er sich, uns Ceinwyn abzunehmen und sie zu seiner achten Gemahlin zu machen, schien aber weder beleidigt noch enttäuscht zu sein, als sie dankend ablehnte. Seine bereits existierenden sieben Gemahlinnen waren dunkle, mürrische Frauen, die in einer Rundhütte zusammenlebten, sich ständig stritten und die Kinder der jeweils anderen mißhandelten.
    Caer Gei war ein armseliger Ort, wenn auch ein Königssitz, und es war kaum zu glauben, daß Cunedda, Cadwallons Vater, vor Uther von Dumnonia Großkönig gewesen sein sollte. Für Gwynedds Speerkämpfer herrschten seit jenen großen Tagen magere Zeiten. Ebenso schwer zu glauben war, daß hier, am Fuß dieser hohen Gipfel, die jetzt von Eis und Schnee glitzerten, Arthur aufgewachsen sein sollte. Ich ging mir das Haus ansehen, in dem seine Mutter Zuflucht gefunden hatte, nachdem sie von Uther verstoßen worden war, und entdeckte, daß es sich um eine Halle mit Erdwänden handelte, die ungefähr so groß wie unser Haus in Cwm Isaf war. Sie stand unter hohen Tannen, deren Zweige unter der Last des Schnees herabhingen, und blickte nordwärts zur Dunklen Straße hinüber. Das Haus beherbergte jetzt drei Speerkämpfer mitsamt ihren Familien und ihrem Vieh. Arthurs Mutter war eine Halbschwester König Cadwallons gewesen, der also Arthurs Onkel sein mußte, obwohl Arthur unehelich geboren war und man aufgrund dieser Verwandtschaft kaum erwarten konnte, daß er für Arthurs

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