Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
versichert, ein Mann mit einem Schild, das mit der gegerbten Haut einer Jungfrau bezogen ist, sei unbesiegbar in der Schlacht.« Er zuckte die Achseln. »Ich selbst hab’s noch nicht ausprobiert.«
    »Ihr schickt ihm also Kinder?« fragte Ceinwyn anklagend.
    »Kennt Ihr etwa andere Jungfrauen«, konterte Cadwallon.
    »Wir glauben, daß er von den Göttern berührt ist«, sagte Byrthig, als erklärte das Diwrnachs Gier auf jungfräuliche Sklavinnen, »denn er scheint wahnsinnig zu sein. Eins von seinen Augen ist rot.« Er hielt inne, um an seinem Vorderzahn ein Stück graues Hammelfleisch zu zerreiben. »Er bezieht seine Schilde mit Menschenhaut«, fuhr er fort, als das Fleisch zermahlen war, »dann bemalt er sie mit Blut. Deswegen nennen sich seine Männer Blutschilde.« Cadwallon machte das Zeichen gegen das Böse. »Und manche Männer behaupten, daß
    er das Fleisch der Mädchen frißt«, fuhr Byrthig fort, »aber das wissen wir nicht genau. Wer weiß schon, was die Wahnsinnigen tun?«
    »Die Wahnsinnigen sind den Göttern nahe«, knurrte Cadwallon. Er hatte eindeutig große Angst vor seinem nördlichen Nachbarn. Kein Wunder, dachte ich.
    »Manche Wahnsinnigen sind den Göttern nahe«, entgegnete Merlin, »aber nicht alle.«
    »Diwrnach schon«, sagte Cadwallon warnend. »Er tut, was er will, mit wem er will und wie er es will, und die Götter schützen ihn, während er es tut.« Ich machte das Zeichen gegen das Böse, und plötzlich wünschte ich mir, weit weg im fernen Dumnonia zu sein, wo es Gerichte und Paläste und lange römische Landstraßen gab.
    »Mit zweihundert Speeren«, sagte Merlin, »könntet Ihr Diwrnach aus Lleyn verjagen. Könntet Ihr ihn ins Meer scheuchen.«
    »Das haben wir einmal versucht«, antwortete Cadwallon,
    »und dann sind fünfzig unserer Männer innerhalb einer Woche an der Ruhr gestorben, weitere fünfzig haben fieberschüttelnd in ihren eigenen Exkrementen gelegen, und dabei wurden wir ständig von diesen heulenden Kriegern auf ihren kleinen Pferden umkreist und während der Nacht mit ganzen Schauern von ihren Speeren überschüttet. Als wir Boduan erreichten, gab es da nur eine große Mauer, behängt mit sterbenden Wesen, die bluteten und schrien und sich an ihren Haken wanden, und keiner meiner Männer wollte über diese entsetzliche Mauer klettern. Auch ich nicht«, gestand er. »Und wenn ich es getan hätte – was dann? Dann wäre er nach Ynys Mon geflohen, und es hätte mich Tage und Wochen gekostet, Schiffe zu finden und ihn übers Wasser zu verfolgen. Da ich aber weder die Zeit noch die Speerkämpfer, noch das Gold habe, um Diwrnach ins Meer zu jagen, gebe ich ihm statt dessen die Kinder. Das ist billiger.« Er rief einem Sklaven zu, ihm noch einmal Fleisch zu bringen; dann schenkte er Ceinwyn einen griesgrämigen Blick.
    »Gebt ihm die da«, sagte er zu Merlin, »dann könnte es sein, daß er Euch den Kessel gibt.«
    »Gar nichts werde ich ihm für den Kessel geben«, fuhr Merlin ihn an. »Außerdem weiß er nicht einmal, daß der Kessel existiert.«
    »Jetzt weiß er es«, warf Byrthig ein. »Ganz Britannien weiß, warum Ihr gen Norden zieht. Glaubt Ihr, daß seine Hexenmeister den Kessel nicht finden wollen?«
    Merlin lächelte. »Gebt mir Eure Speerkämpfer mit, Lord König, und wir werden uns beides holen, den Kessel und Lleyn.«
    Cadwallon quittierte den Vorschlag mit einem verächtlichen Schnaufen. »Diwrnach, Merlin, lehrt einen, sich gutnachbarlich zu betragen. Ich werde Euch durch mein Land ziehen lassen, denn ich fürchte Euren Fluch, wenn ich es nicht tue; aber kein einziger meiner Männer wird Euch begleiten, und wenn Eure Knochen in Lleyns Sand vergraben liegen, werde ich Diwrnach erklären, daß Ihr mein Land ohne meine Erlaubnis betreten habt.«
    »Werdet Ihr ihm verraten, welchen Weg wir nehmen?«
    erkundigte sich Merlin, denn wir standen jetzt vor der Wahl zwischen zwei Routen. Die eine führte an der Küste entlang und war die übliche Winterroute nach Norden, die andere war die Dunkle Straße, die man im Winter generell für unpassierbar hielt. Merlin hoffte nun, daß wir, wenn wir im Winter die Dunkle Straße nahmen, Diwrnach überrumpeln könnten und von Ynys Mon wieder zurück sein würden, bevor er noch richtig bemerkt hatte, daß wir gekommen waren.
    Zum ersten und letzten Mal an jenem Abend lächelte Cadwallon. »Er weiß es bereits«, sagte der König. Dann sah er Ceinwyn an, die bei weitem angenehmste Gestalt in dieser rauchdunklen Halle. »Und

Weitere Kostenlose Bücher