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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wären, hätte ich das Kreuz vermutlich schon in jenen frühen Tagen genommen. »Wir haben die ganze Nacht da oben auf dem Grat verbracht«, sagte er und deutete zurück, »und sind halb erfroren, während ihr vermutlich dort gerastet habt –
    oder?« Er deutete auf ein Rauchwölkchen, das noch immer von unserem Feuer aufstieg.
    »Warm und trocken«, bestätigte ich, und nachdem die Neuankömmlinge ihre alten Kameraden begrüßt hatten, umarmte ich sie alle nacheinander und stellte sie meiner Ceinwyn vor. Einer nach dem anderen kniete nieder und schwor ihr Treue. Sie alle hatten gehört, daß sie das Fest ihres Verlöbnisses verlassen hatte, um mit mir zu gehen. Dafür liebten sie sie, und nun reichten sie ihr die blanken Schwertklingen für eine königliche Berührung. »Was ist mit den anderen?« fragte ich Galahad.
    »Die sind zu Arthur gegangen.« Er verzog das Gesicht. »Von den Christen ist leider keiner mitgekommen. Außer mir.«
    »Glaubst du, daß sich dies alles für einen heidnischen Kessel lohnt?« fragte ich ihn und deutete auf die kalte Straße, die vor uns lag.
    »Am Ende der Straße wartet Diwrnach, mein Freund«, entgegnete Galahad, »und wie ich höre, ist er ein König, der so böse ist wie alles, was jemals aus dem Höllenpfuhl gekrochen ist. Und weil es die Aufgabe eines Christen ist, das Böse zu bekämpfen, bin ich hier.« Er begrüßte Merlin und Nimue, und da er ein Prinz und daher von gleichem Stande war wie sie, umarmte er Ceinwyn. »Ihr seid eine beneidenswerte Frau«, hörte ich ihn flüstern.
    Sie lächelte und küßte ihn auf die Wange. »Um so beneidenswerter nun, da Ihr hier seid, Lord Prinz.«
    »Das trifft natürlich zu.« Galahad trat zurück, um von ihr zu mir und dann wieder von mir zu ihr zu blicken. »Ganz Britannien spricht von euch beiden!«
    »Weil Britannien voll müßiger Zungen ist«, fuhr Merlin mit überraschender Boshaftigkeit auf. »Und wir müssen einen langen Marsch antreten, sobald ihr beiden mit eurem Gewäsch endlich fertig seid.« Seine Miene war verkniffen, seine Laune gereizt. Ich schrieb es seinem Alter und der beschwerlichen Straße zu, die wir in dieser Kälte zu bewältigen hatten, und versuchte, nicht an seinen Todesschwur zu denken. Der Marsch über die Berge kostete uns zwei weitere Tage. Die Dunkle Straße war nicht lang, aber sehr schwierig; sie stieg an steilen Bergen empor und führte durch klaffende Abgründe, in denen auch das kleinste Geräusch ein hohles Echo erzeugte und die eisbedeckten Wände Kälte ausströmten. Wir fanden eine verlassene Ansiedlung, wo wir die zweite Nacht auf der Straße verbringen konnten, einen Ort mit runden Steinhütten, die sich hinter eine mannshohe Mauer duckten. Auf dieser Mauer postierten wir drei Wachen, die die mondbeschienenen, glitzernden Hänge beobachten sollten. Da wir keinen Brennstoff für ein Feuer hatten, rückten wir ganz dicht zusammen, sangen Lieder, erzählten Geschichten und versuchten nicht an die Blutschilde zu denken. Galahad hatte Nachrichten aus Siluria mitgebracht. Sein Bruder, berichtete er, habe sich geweigert, sich in Gundleus’ alter Hauptstadt Nidum niederzulassen, weil sie zu weit von Dumnonia entfernt sei und außer einem verfallenen römischen Kasernenblock keinerlei Annehmlichkeiten aufzuweisen habe; deswegen habe er den Regierungssitz von Siluria kurzerhand nach Isca verlegt, der riesigen römischen Festung am Usk, fast an der Grenze des silurischen Territoriums und nur einen Steinwurf von Gwent entfernt. Dort war Lancelot so nahe an Dumnonia, wie es nur möglich war, ohne silurischen Boden zu verlassen. »Er liebt Mosaikböden und Marmorwände«, sagte Galahad, »und in Isca gibt es gerade genug davon, um ihn zufriedenzustellen. Er hat dort alle Druiden von Siluria versammelt.«
    »Es gibt keine Druiden in Siluria«, brummte Merlin.
    »Jedenfalls keine, die was taugen.«
    »Dann eben Männer, die sich als Druiden bezeichnen«, lenkte Galahad geduldig ein. »Zwei von ihnen schätzt er besonders. Er bezahlt sie, damit sie Verwünschungen aussprechen.«
    »Gegen mich?« fragte ich und berührte Hywelbanes Heft.
    »Unter anderem«, sagte Galahad, blickte Ceinwyn an und bekreuzigte sich. »Mit der Zeit wird er es vergessen«, setzte er hinzu, um uns zu beruhigen.
    »Ja, wenn er tot ist«, warf Merlin ein. »Und selbst dann wird er seinen Groll über die Schwerterbrücke mitnehmen.« Er erschauerte – nicht, weil er Lancelots Feindschaft fürchtete, sondern weil er fror. »Wer sind

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