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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Frühlingsfeldzug gegen die Sachsen viele Speere abstellen würde. Cadwallon hatte sogar Krieger nach Lugg Vale geschickt, die gegen Arthur kämpfen sollten; doch diese Geste war weniger als ein Zeichen dafür zu werten, daß
    der König von Gwynedd Dumnonia haßte, sondern eher als eine reine Vorsichtsmaßnahme, weil Cadwallon sich die Freundschaft von Powys erhalten wollte. Normalerweise waren Cadwallons Speere fast immer nach Norden gegen Lleyn gerichtet.
    Auch Byrthig, seinen Edling, ließ der König an dem Festmahl teilnehmen, damit er uns von Lleyn berichten konnte. Prinz Byrthig war ein kleiner, gedrungener Mann mit einer Narbe, die von seiner linken Schläfe quer über die gebrochene Nase bis in seinen dichten Bart hinab verlief. Da er nur drei Zähne hatte, fielen seine Anstrengungen, Fleisch zu zerkauen, endlos und ziemlich unappetitlich aus: Mit den Fingern rieb er das Fleisch gegen den Vorderzahn, um es solchermaßen zu raspeln und anschließend mit Met hinunterzuspülen. Die mühsame Arbeit hinterließ in seinem borstigen schwarzen Bart Fleischsaft und halb zerkaute Fleischbrocken. Ohne große Hoffnung bot Cadwallon ihn Ceinwyn als Gemahl an und schien auf ihre höfliche Ablehnung wiederum kaum zu reagieren.
    Wie Prinz Byrthig uns berichtete, hauste Diwrnach in Boduan, einer Festung, die weit im Westen auf der Halbinsel Lleyn zu liegen schien. Der König war einer der irischen Lords von jenseits des Meeres, doch seine Kriegshorde bestand – im Gegensatz zu Oengus Schwarzschilden – nicht aus Männern eines einzigen Irenstammes, sondern aus einem Sammelsurium von Flüchtlingen aller Stämme. »Er nimmt auf, was immer übers Wasser kommt, und je mörderischer sie sind, desto besser«, erzählte uns Byrthig. »Die Iren benutzen ihn, um sich ihrer Ausgestoßenen zu entledigen, und von denen hat es in letzter Zeit viele gegeben.«
    »Die Christen«, knurrte Cadwallon als Erklärung und spie dann aus.
    »Lleyn ist christlich?« fragte ich überrascht.
    »Nein«, fuhr Cadwallon auf, als müßte ich es besser wissen.
    »Aber die Iren beugen sich dem Christengott. Sie beugen sich in Scharen, und jene, die diesen Gott nicht ausstehen können, fliehen nach Lleyn.« Er pulte einen Knochensplitter aus seinem Mund und begutachtete ihn finster. »Wir werden bald gegen sie kämpfen müssen«, ergänzte er.
    »Die Zahl von Diwrnachs Kriegern wächst?« erkundigte sich Merlin.
    »Das hörten wir, obwohl wir wenig genug hörten«, erwiderte Cadwallon. Als die Hitze in der Halle einen Batzen Schnee auf dem Schrägdach schmolz, hob er den Blick. Es gab ein schleifendes Rumpeln und dann, als die Masse von den Strohbündeln glitt, ein sattes Plumpsen.
    »Diwrnach«, erklärte Byrthig, dessen Stimme durch die verfaulten Zähne eher wie ein Zischen klang, »Diwrnach will in Ruhe gelassen werden. Wenn wir ihn nicht stören, wird er uns nur ab und zu belästigen. Seine Männer kommen her, um sich Sklaven zu holen, aber es leben jetzt nur noch wenige unserer Leute im Norden, und seine Männer sind nicht bereit, weit zu marschieren. Doch wenn seine Kriegshorde zu groß
    wird für Lleyns Ernte, wird er sich anderswo neues Land suchen.«
    »Ynys Mon ist für seine guten Ernten berühmt«, sagte Merlin. Ynys Mon war die Insel, die Lleyns Nordküste vorgelagert war.
    »Ynys Mon könnte tausend Mann ernähren«, stimmte ihm Cadwallon zu, »aber nur, wenn seine Bewohner verschont werden, damit sie pflügen und ernten können, und diese Bewohner werden nicht verschont. Niemand wird verschont. Jeder Britannier, der Verstand besitzt, hat Lleyn bereits vor Jahren verlassen, und jene, die noch übrig sind, verkriechen sich vor Angst und Schrecken. Genau wie Ihr es tun würdet, wenn Diwrnach käme, um sich zu holen, was er sucht.«
    »Und das wäre?« fragte ich.
    Cadwallon sah mich an und zögerte; dann zuckte er die Achseln. »Sklaven«, antwortete er.
    »Mit denen Ihr«, fragte Merlin samtig, »ihm Tribut leistet?«
    »Ein geringer Preis für den Frieden«, wehrte Cadwallon die Beschuldigung ab.
    »Wie viele?« fragte Merlin weiter.
    »Vierzig im Jahr«, gestand Cadwallon schließlich ein.
    »Zumeist Waisenkinder und vielleicht auch ein paar Gefangene. Am liebsten hat er junge Mädchen.« Nachdenklich musterte er Ceinwyn. »Richtig gierig ist er auf junge Mädchen.«
    »Das sind viele Männer, Lord König«, gab Ceinwyn trocken zurück.
    »Aber nicht so sehr wie Diwrnach«, widersprach Cadwallon warnend. »Seine Hexenmeister haben ihm

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