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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Meine Mutter hat nie alt ausgesehen. Und ein Kind wird Guinevere guttun.« Er lächelte, weil er sich vorstellte, daß
    Guinevere den Sohn ebenso lieben würde wie er selbst. Gwydre war natürlich nicht sein erstes Kind. Ailleann, seine irische Geliebte, hatte ihm Zwillingssöhne geboren, Amhar und Loholt, die inzwischen alt genug waren, um ihren Platz im Schildwall einzunehmen, doch Arthur freute sich keineswegs auf ihre Gesellschaft. »Sie mögen mich nicht«, gestand er uns, als ich mich nach den Zwillingen erkundigte, »aber sie mögen unseren alten Freund Lancelot.« Als er diesen Namen erwähnte, warf er uns einen entschuldigenden Blick zu. »Also werden sie mit seinen Männern kämpfen«, ergänzte er.
    »Kämpfen?« fragte Ceinwyn argwöhnisch.
    Arthur sah sie lächelnd an. »Ich bin gekommen, um Euch Derfel wegzunehmen, Lady.«
    »Bringt ihn mir bitte wieder zurück, Lord«, lautete ihre einzige Antwort.
    »Mit Schätzen für ein Königreich«, versicherte Arthur. Dann wandte er sich um und musterte Cwm Isafs niedrige Mauern mit dem dicken Reetdach, das uns warm hielt, und dem dampfenden Misthaufen, der hinter der Giebelwand lag. Es war zwar nicht so groß wie die meisten Farmhäuser von Dumnonia, aber es war jene Art Haus, wie sie den wohlhabenden Freien in Powys gehörten, und wir liebten es. Ich dachte, Arthur werde einen Vergleich zwischen meinem gegenwärtigen
    bescheidenen Leben und meinem zukünftigen Reichtum ziehen, und war bereit, Cwm Isaf gegen derartige Vergleiche zu verteidigen. Statt dessen war seine Miene wehmütig. »Ich beneide Euch um das hier, Derfel.«
    »Ein Wort, und es gehört Euch, Lord«, gab ich zurück, weil ich die Sehnsucht in seiner Stimme hörte.
    »Ich bin zu Marmorsäulen und himmelhohen Giebeln verdammt.« Dann lachte er seine Stimmung davon. »Morgen werde ich aufbrechen«, sagte er. »Cuneglas wird mir innerhalb von zehn Tagen folgen. Würdet Ihr mit ihm kommen? Oder auch früher, falls Ihr könnt. Und bringt so viel Proviant wie nur möglich mit.«
    »Wohin?« fragte ich ihn.
    »Nach Corinium«, antwortete er. Dann erhob er sich und blickte das Tal entlang, bevor er lächelnd zu mir heruntersah.
    »Ein letztes Wort?« bat er mich.
    »Ich muß aufpassen, daß Scarach die Milch nicht kochen läßt«, sagte Ceinwyn, die seinen allzu eindeutigen Wink verstand. »Ich wünsche Euch Sieg, Lord«, sagte sie zu Arthur. Dann stand sie auf und umarmte ihn zum Abschied. Arthur und ich schlenderten das Tal entlang, wo er die frisch verflochtenen Hecken bewunderte, die sauber beschnittenen Apfelbäume und den kleinen Fischteich, den wir im Bach aufgestaut hatten. »Schlagt nicht zu tief Wurzeln in diesem Boden, Derfel«, riet er mir. »Ich möchte Euch wieder bei mir in Dumnonia haben.«
    »Nichts wäre mir eine größere Freude, Lord«, gab ich zurück, weil ich wußte, daß es nicht Arthur war, der mich von meiner Heimat fernhielt, sondern seine Gemahlin und ihr Verbündeter Lancelot.
    Arthur lächelte, sagte aber kein weiteres Wort über meine Heimkehr. »Ceinwyn«, bemerkte er statt dessen, »scheint sehr glücklich zu sein.«
    »Das ist sie. Das sind wir.«
    Er zögerte einen Moment. »Ihr werdet möglicherweise feststellen«, teilte er mir mit der Autorität eines frischgebackenen Vaters mit, »daß die Schwangerschaft sie gereizt werden läßt.«
    »Bis jetzt nicht, Lord«, antwortete ich, »obwohl wir erst in den ersten Wochen sind.«
    »Ihr habt großes Glück mit ihr«, sagte er leise, und rückblickend denke ich, daß ich damals zum ersten Mal eine ganz leichte Andeutung von Kritik an Guinevere von ihm gehört habe. »Die Schwangerschaft ist eine anstrengende Zeit«, setzte er hastig als Erklärung hinzu, »und diese Kriegsvorbereitungen tun das ihre. Leider kann ich nicht so oft zu Hause sein, wie ich gern möchte.« Er machte bei einer uralten Eiche halt, die von einem Blitzschlag getroffen war; der brandgeschwärzte Stamm war in der Mitte gespalten, aber selbst jetzt noch brachte der alte Baum neue grüne Schößlinge hervor. »Ich muß Euch um einen Gefallen bitten«, sagte er leise.
    »Was immer Ihr wollt, Lord.«
    »Nicht so voreilig, Derfel, Ihr wißt noch nicht, worum es sich handelt.« Als er innehielt, ahnte ich, daß es eine Bitte war, die auszusprechen ihn in Verlegenheit brachte. Ein oder zwei Sekunden lang konnte er gar nichts sagen. Statt dessen starrte er zu den Wäldern am südlichen Ende des Tals hinüber und murmelte etwas über Rotwild und

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