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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Glockenblumen.
    »Glockenblumen?« fragte ich erstaunt und glaubte mich verhört zu haben.
    »Ich habe mich nur gefragt, warum das Rotwild niemals Glockenblumen frißt«, antwortete er ausweichend. »Die fressen doch sonst immer alles.«
    »Ich weiß es nicht, Lord.«
    Er zögerte einen Herzschlag lang. Dann blickte er mir in die Augen. »Ich habe um eine Versammlung der Mithrasjünger in Corinium gebeten«, gestand er schließlich ein.
    Da begriff ich, was kommen würde, und wappnete mich. Der Krieg hatte mir so manchen Lohn eingebracht, doch keiner war mir so wertvoll wie die Bruderschaft des Mithras. Er war der Soldatengott der Römer gewesen und war, als die Römer abzogen, in Britannien geblieben. Die Männer, die in die Mysterien eingewiesen werden sollten, wurden von den Eingeweihten sorgfältig ausgesucht. Diese Eingeweihten kamen aus allen Königreichen und kämpften ebenso oft gegeneinander wie Seite an Seite, doch wenn sie sich in der Halle des Mithras trafen, kamen sie in Frieden. Sie wählten nur die Tapfersten der Tapferen zu ihren Brüdern. Ein Mithrasbruder zu werden bedeutete, das Lob der besten Krieger Britanniens zu empfangen, und war eine Ehre, die ich keinem Mann leichtfertig zuteil werden lassen würde. Frauen waren beim Mithraskult natürlich nicht zugelassen. Ja, sollte eine Frau jemals die Mysterien sehen, würde sie auf der Stelle getötet werden.
    »Ich habe die Versammlung einberufen«, fuhr Arthur fort,
    »weil ich möchte, daß wir Lancelot zu den Mysterien zulassen.« Ich hatte geahnt, daß dies der Grund war. Guinevere hatte mir diesen Wunsch schon im letzten Jahr vorgetragen, aber ich hatte in den darauffolgenden Monaten gehofft, daß sie diese Idee wieder aufgeben werde. Nun war sie hier, am Vorabend des Krieges, plötzlich wieder aufgetaucht. Ich suchte nach einer diplomatischen Antwort. »Wäre es nicht besser, Lord«, begann ich, »wenn König Lancelot warten würde, bis die Sachsen endgültig besiegt sind? Dann werden wir ihn doch bestimmt im Kampf gesehen haben.« Bis jetzt hatte keiner von uns Lancelot je in einem Schildwall angetroffen, und es würde mich, ehrlich gesagt, wundern, ihn im kommenden Sommer kämpfen zu sehen. Ich hoffte, mein Vorschlag würde den schrecklichen Moment der Wahl um einige Monate hinausschieben.
    Arthur reagierte mit einer unbestimmten Geste, als wäre mein Vorschlag irgendwie irrelevant. »Wir stehen unter einem gewissen Zeitdruck«, erklärte er, »der es erfordert, ihn sofort zu wählen.«
    »Was für ein Druck?« fragte ich erstaunt.
    »Seine Mutter ist krank.«
    Ich lachte. »Kaum ein Grund, einen Mann in den
    Mithrasbund zu wählen, Lord.«
    Arthur zog finster die Brauen zusammen, da er wußte, daß
    seine Argumente schwach waren. »Er ist ein König, Derfel«, sagte er, »und er führt ein königliches Heer in unsere Schlachten. Er mag Siluria nicht, und das kann ich verstehen. Er sehnt sich nach den Dichtern, Harfenistinnen und Hallen von Ynys Trebes; aber er hat jenes Königreich verloren, weil ich meinen Eid nicht erfüllen konnte und seinem Vater mit meinen Truppen nicht zu Hilfe kam. Wir sind ihm etwas schuldig, Derfel.«
    »Ich nicht, Lord.«
    »Wir sind ihm etwas schuldig«, wiederholte Arthur.
    »Dennoch sollte er auf Mithras warten«, erklärte ich energisch. »Wenn Ihr seinen Namen jetzt vorbringt, Lord, bin ich sicher, daß er zurückgewiesen wird.«
    Er hatte gefürchtet, daß ich das sagen werde, wollte aber nicht nachgeben. »Ihr seid mein Freund«, fuhr er fort und winkte jede Bemerkung fort, die ich vielleicht machen wollte.
    »Und es würde mich freuen, Derfel, wenn mein Freund in Dumnonia genauso geehrt werden würde wie in Powys.« Er hatte auf den Stamm der Sturmversehrten Eiche gestarrt, nun aber hob er den Blick und sah mich an. »Ich möchte Euch in Lindinis sehen, mein Freund, und wenn Ihr, Ihr vor allen anderen, Lancelots Aufnahme in der Mithrashalle unterstützt, wäre seine Wahl besiegelt.«
    Darin lag weit mehr, als Arthur mit Worten gesagt hatte. Er hatte mir unterschwellig bestätigt, daß es Guinevere war, die wegen Lancelots Kandidatur Druck ausübte, und daß mir in Guineveres Augen alle Vergehen vergeben wären, wenn ich ihr diesen einen Wunsch erfüllte. Wenn ich Lancelot in die Mithrasbruderschaft wählen würde, wollte er sagen, könnte ich mit Ceinwyn nach Dumnonia zurückkehren und das ehrenvolle Amt als Mordreds Champion antreten, mit all dem Reichtum, dem Landbesitz und dem Rang, die diese hohe Position

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