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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Baddon von dem hügeligen Gelände trennte, einen Schildwall bildeten. In diesem Sattel lag unsere reichste Quelle, also beabsichtigten die Sachsen vermutlich, uns den Zugang zu ihr abzuschneiden, denn kurz nach Mittag rückte ihr Schildwall in das kleine Tal vor. Niall beobachtete sie von unseren Wällen herab. »Achtzig Mann«, berichtete er. Ich holte Issa und fünfzig Männer auf den nördlichen Wall herüber, mehr als genug Speerkämpfer, um achtzig Sachsen abzuwehren, die mühevoll bergauf kletterten, aber es wurde sehr schnell klar, daß die Sachsen nicht angreifen, sondern uns in den Sattel hinablocken wollten, wo sie unter gleichen Bedingungen gegen uns kämpfen konnten. Und sobald wir unten waren, würden ganz zweifellos noch weitere Sachsen aus den hohen Bäumen hervorbrechen und die Falle schließen. »Ihr bleibt hier«, ermahnte ich meine Männer. »Ihr geht nicht da runter! Ihr bleibt hier!«
    Die Sachsen verhöhnten uns. Manche konnten ein paar Wörter Britannisch, genug, um uns als Memmen, alte Weiber oder Würmer zu beschimpfen. Hier und da kam eine kleine Gruppe bis zur Hälfte den Abhang emporgeklettert, damit wir unsere Reihen auflösten und den Hügel hinabeilten, aber Niall, Issa und ich sorgten dafür, daß unsere Männer die Ruhe bewahrten. Ein sächsischer Magier schlurfte mit kurzen, nervösen Schritten, Beschwörungen plappernd, den Hang empor. Unter seinem Umhang aus Wolfsfell war er nackt, die Haare hatte er sich mit Dung zu einer einzelnen, hohen Spitze auf dem Kopf geformt. Schrill stieß er seine Flüche hervor, heulend äußerte er seine Zauberworte, dann schleuderte er unseren Schilden eine Handvoll kleiner Knochen entgegen, und immer noch rührte sich kein einziger von uns. Der Magier spie dreimal aus; dann rannte er kältezitternd bergab zum Sattel zurück, wo ein sächsischer Häuptling nunmehr versuchte, einen von uns zu einem Zweikampf herauszufordern. Es war ein dicker Mann mit einer zerzausten Mähne fettiger, schmutzverklebter Blondhaare, die ihm über eine kostbare goldene Kette fielen. Sein Bart war mit schwarzen Bändern durchflochten, sein Brustpanzer bestand aus Eisen, seine Beinschienen aus verzierter römischer Bronze, und sein Schild war mit der Maske eines fauchenden Wolfes bemalt. Aus seinem Helm ragten seitwärts Stierhörner hervor, und gekrönt war der Helm von einem Wolfsschädel, an den er eine Menge schwarze Bänder geknotet hatte. Um Oberarme und -schenkel hatte er sich Streifen aus schwarzem Pelz gebunden; er trug eine riesige, doppelseitige Kriegsaxt, während an seinem Gurt ein Langschwert sowie eins der kurzen, breiten Messer hing, seax genannt, jene Waffe, von denen die Sachsen ihren Namen ableiteten. Eine Zeitlang verlangte er, Arthur persönlich solle herunterkommen und mit ihm kämpfen, und als er dann müde wurde, forderte er mich heraus, nannte mich einen Feigling, einen hasenherzigen Sklaven und Sohn einer aussätzigen Hure. Dabei benutzte er seine Muttersprache, und das bedeutete, daß keiner meiner Männer wußte, was er sagte; deswegen ließ ich die Worte einfach im Wind an mir vorbeistreichen.
    Als der Regen Mitte des Nachmittages aufhörte und die Sachsen es leid waren, uns zum Kampf herunterzulocken, brachten sie drei gefangene Kinder an. Die Kinder waren noch sehr klein, höchstens fünf bis sechs Jahre alt, und dennoch hielten sie ihnen ihre Messer an die Kehle. »Kommt herunter«, schrie der dicke Sachsenhäuptling zu uns herauf, »oder sie sterben!«
    Issa sah mich an. »Laßt mich gehen, Lord«, bat er mich.
    »Dies ist mein Wall«, widersprach Niall, der Schwarzschildführer.
    »Ich werde den Bastard zu Hackfleisch verarbeiten.«
    »Es ist mein Hügel«, behauptete ich. Es war nicht nur mein Hügel, es war darüber hinaus auch meine Pflicht, den ersten Zweikampf der Schlacht zu bestreiten. Ein König hätte seinen Champion kämpfen lassen können, einem Kriegsherrn stand es jedoch nicht zu, Männer dorthin zu schicken, wohin er selbst nicht gehen wollte; also schloß ich die Wangenstücke meines Helms, berührte mit einer behandschuhten Hand die Schweineknöchlein in Hywelbanes Heft und drückte auf mein Panzerhemd, bis ich die kleine Erhebung spürte, die Ceinwyns Brosche bildete. Derart versichert, durchschritt ich die provisorische Holzpalisade und stieg langsam den steilen Hang hinab. »Ihr und ich!«
    schrie ich dem hochgewachsenen Sachsen in seiner Muttersprache zu.
    »Um ihr Leben.« Mit dem Speer zeigte ich auf die drei Kinder.

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