Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
und erkannte an Meurigs empörter Miene, daß ich recht hatte.
»Warum glaubt Ihr, daß Sansum mit dieser Angelegenheit etwas zu tun hat?« fuhr Meurig mich mit hochrotem Kopf an.
»Sansum stammt aus Gwent, nicht wahr, Lord König?« fragte ich ihn, und nun errötete Meurig noch tiefer, für mich der Beweis dafür, daß
Sansum tatsächlich versuchte, Meurig auf Dumnonias Thron zu setzen, woraufhin Meurig ihn – darauf konnte sich Sansum verlassen – mit noch mehr Macht belohnen würde. »Ich glaube kaum, daß die Christen von Dumnonia Euren Schutz brauchen, Lord König«, fuhr ich fort. »Und Sansum auch nicht. Denn Gwydre ist, genau wie sein Vater, ein Freund Eures Glaubens.«
»Ein Freund? Arthur – ein Freund Christi?« fuhr Bischof Lladarn mich an. »Es gibt heidnische Schreine in Siluria, Tiere werden den alten Göttern geopfert, Frauen tanzen nackt unter dem Mond, Kinder werden durch Feuer getragen, Druiden plappern!« Bei der Aufzählung all dieser Schändlichkeiten versprühte der Bischof heftig Speichel aus seinem Mund.
Meurig beugte sich zu mir. »Ohne den Segen christlicher Herrschaft kann es keinen Frieden geben.«
»Es kann keinen Frieden geben, Lord König«, gab ich offen zurück,
»solange zwei Männer dasselbe Königreich verlangen. Was soll ich also meinem Schwiegersohn sagen?«
Wieder war Meurig durch meine Offenheit aus dem Gleichgewicht gebracht. Während er sich eine Antwort überlegte, spielte er mit einer Austernschale; dann zuckte er die Achseln. »Ihr dürft Gwydre versichern, daß er Land, Ehre, Rang und meinen Schutz haben wird«, sagte er unter heftigem Lidschlagen. »Aber ich werde nicht dulden, daß
er zum König von Dumnonia gemacht wird.« Bei diesen letzten Worten errötete er wieder einmal. Er war klug, dieser Meurig, im Herzen aber ein Feigling, und es muß ihn große Überwindung gekostet haben, sich so eindeutig zu äußern.
Vielleicht fürchtete er meinen Zorn, dennoch gab ich ihm eine höfliche Antwort. »Ich werde es ihm ausrichten, Lord König«, sagte ich, obwohl seine Botschaft in Wirklichkeit nicht Gwydre, sondern Arthur galt. Meurig tat damit nicht nur seine eigene Absicht kund, in Dumnonia zu herrschen, sondern warnte Arthur gleichzeitig, daß Gwents beachtliches Heer etwas gegen Gwydres Kandidatur unternehmen werde.
Bischof Lladarn beugte sich zu Meurig hinüber und flüsterte dringlich auf ihn ein. Damit weder Galahad noch ich ihn verstehen konnte, bediente er sich des Lateinischen, doch Galahad beherrschte die Sprache ebenfalls und hörte etwa zur Hälfte mit, was dabei gesagt wurde. »Ihr wollt Arthur in Suluria festnageln?« warf er Lladaran auf britannisch vor.
Lladarn errötete. Über sein Amt als Bischof von Burrium hinaus war Lladarn oberster Berater des Königs und dadurch ein sehr mächtiger Mann. »Mein König«, sagte er und neigte den Kopf in Meurigs Richtung, »kann es nicht dulden, daß Arthur Speerkämpfer durch Gwent marschieren läßt.«
»Trifft das zu, Lord König?« erkundigte sich Galahad höflich.
»Ich bin ein Mann des Friedens«, behauptete Meurig großmäulig,
»und eine Möglichkeit, den Frieden zu wahren, besteht darin, die Speerkämpfer in ihrer Heimat festzuhalten.«
Ich sagte nichts, weil ich fürchtete, mein Zorn werde mich dazu verleiten, Beleidigungen auszuteilen, und das würde die Lage nur noch verschlimmern. Wenn Meurig darauf bestand, keine Speerkämpfer auf seinen Straßen zu dulden, würde es ihm dadurch gelingen, die Streitkräfte zu teilen, die zu Gwydres Unterstützung gebraucht wurden. Das bedeutete, daß Arthur sich nicht mit Sagramor und Sagramor sich nicht mit Arthur vereinigen konnte, und wenn Meurig ihre Heere getrennt hielt, würde er höchstwahrscheinlich der nächste König von Dumnonia werden.
»Aber Meurig wird nicht kämpfen«, sagte Galahad verächtlich, als wir am folgenden Tag am Fluß entlang nach Isca zurückritten. Die Weiden trugen den Schleier der ersten Frühlingsknospen, doch der Tag selbst erinnerte mit seinem kalten Wind und den treibenden Nebelschwaden eher noch an den Winter.
»Möglicherweise doch«, gab ich zurück. »Wenn der Preis hoch genug ist.« Und der Preis war ungeheuer, denn wenn Meurig sowohl in Gwent als auch in Dumnonia herrschte, kontrollierte er damit den reichsten Teil Britanniens. »Es kommt darauf an, wie viele Speerkämpfer ihm gegenüberstehen«, sagte ich.
»Deine, Issas, Arthurs und Sagramors«, antwortete Galahad.
»Ungefähr fünfhundert Mann?«
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