Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur
Gemächern aufwuchsen; anschließend ging ich dann mit Galahad zum Amphitheater, wo ich wieder mit meinem unbequemen Schild übte. Wir waren die einzigen Speerkämpfer dort, denn die meisten anderen hatten sich noch nicht von der nächtlichen Trinkerei erholt. »Gänseküken sind keine besonders gute Idee«, sagte Galahad und erschütterte meinen Schild mit einem Hieb seines Speerschaftes.
»Warum nicht?«
»Wenn sie groß werden, sind sie nur noch schlecht gelaunt.«
»Unsinn!« sagte ich. »Wenn sie groß geworden sind, werden sie eine gute Mahlzeit abgeben.«
Gwydre unterbrach uns mit der Nachricht, sein Vater wolle uns sprechen, doch als wir in die Stadt zurückkehrten, erfuhren wir, daß
Arthur sich zu Emrys’ Palast begeben hatte. Der Bischof saß, während Arthur in Hemd und Hose an einem großen Tisch lehnte, der mit dünnen Holzspanplatten bedeckt war, auf die der Bischof Listen von Speerkämpfern, Waffen und Booten geschrieben hatte. Arthur blickte zu uns auf. Einen Herzschlag lang sagte er gar nichts, doch ich erinnere mich, daß sein graubärtiges Gesicht einen grimmigen Ausdruck trug. Dann stieß er nur ein einziges Wort hervor. »Krieg.«
Galahad bekreuzigte sich, während ich, immer noch an die alten Dinge gewöhnt, Hywelbanes Heft berührte. »Krieg?« fragte ich.
»Mordred marschiert gegen uns«, erklärte Arthur. »Und er marschiert jetzt, in diesem Moment! Meurig hat ihm die Erlaubnis erteilt, durch Gwent zu ziehen.«
»Mit dreihundertfünfzig Speerkämpfern, wie wir erfuhren«, ergänzte Emrys.
Bis heute bin ich überzeugt, daß es Sansum war, der Meurig überredete, Arthur zu hintergehen. Ich habe keinen Beweis dafür, und Sansum hat es stets abgestritten, aber das Komplott roch nach der Hinterlist des Mäuselords. Gewiß, Sansum hatte uns einmal vor der Möglichkeit eines derartigen Überfalls gewarnt, aber der Mäuselord war immer vorsichtig bei seinen Verrätereien, und wenn Arthur die Schlacht gewonnen hätte, die Sansum zuversichtlich in Isca erwartete, hätte er von Arthur eine Belohnung gefordert. Von Mordred verlangte er bestimmt keine Belohnung, denn Sansums Komplott, wenn es denn eins war, sollte einzig Meurig nützen. Mordred und Arthur sollten sich auf den Tod bekämpfen, dann konnte Meurig Dumnonia übernehmen, und der Mäuselord würde in Meurigs Namen regieren.
Und Meurig wollte Dumnonia. Er wollte seine reichen Ländereien und seine wohlhabenden Städte; deswegen förderte er den Krieg, obwohl er dies heftig abstritt. Wenn Mordred seinen Onkel besuchen wollte, sagte er, wer sollte ihn daran hindern? Und wenn Mordred eine Eskorte von dreihundertfünfzig Speerkämpfern wünschte, wer war Meurig, daß er dem König seine Entourage verweigerte? Also gab er Mordred die gewünschte Erlaubnis, und als wir die erste Nachricht von dem Überfall erhielten, waren die Reiter, die Mordreds Heer voranritten, bereits an Glevum vorbeigezogen und ritten in Eilmärschen nach Westen auf uns zu.
So sollte, durch Verrat und den Ehrgeiz eines schwachen Königs, Arthurs letzter Krieg beginnen.
Wir waren bereit für diesen Krieg. Wir hatten den Angriff schon vor Wochen erwartet, und obwohl Mordreds Zeitpunkt uns überraschte, waren unsere Pläne schon lange fertig. Wir würden südwärts über das Severn-Meer segeln und dann nach Durnovaria marschieren, wo sich uns, wie wir erwarteten, Sagramors Männer anschließen würden. Dann würden wir mit vereinten Streitkräften Arthurs Bären nach Norden folgen, um Mordred zu stellen, wenn er von Siluria zurückkehrte. Wir erwarteten eine Schlacht, wir erwarteten, sie zu gewinnen, und dann würden wir Gwydre auf Caer Cadarn zum König von Dumnonia ausrufen. Es war dieselbe alte Geschichte: noch eine Schlacht, dann würde sich alles, alles ändern.
Boten wurden an die Küste geschickt, um dafür zu sorgen, daß jedes silurische Fischerboot nach Isca gebracht wurde, und während diese Boote mit der Flut den Fluß heraufkamen, bereiteten wir uns auf einen hastigen Aufbruch vor. Schwerter und Speere wurden geschärft, Rüstungen poliert und Proviant in Körben oder Säcken verstaut. Wir packten die Schätze der drei Paläste sowie die Münzen aus der Schatzkammer ein und warnten die Einwohner von Isca, sich darauf vorzubereiten, gen Westen zu fliehen, bevor Mordreds Truppen eintrafen.
Am nächsten Morgen lagen siebenundzwanzig Fischerboote unter der römischen Brücke von Isca im Fluß. Einhundertdreiundsechzig Speerkämpfer waren bereit, an Bord zu
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