Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Euch stets daran erinnert, daß Ihr gegen Lord Derfel Cadarn gekämpft habt, Aelles Sohn, und daß Ihr den Kampf verloren habt.« Ich ließ ihn blutend stehen. Die Zuschauer jubelten. Männer sind seltsame Geschöpfe. Eben noch hatten sie nach meinem Blut geschrien, jetzt brüllten sie Beifall, weil ich ihrem Champion das Leben geschenkt hatte. Ich holte mir Ceinwyns Brosche, dann griff ich nach meinem Schild und blickte zu meinem Vater empor. »Ich bringe Euch Grüße von Erce, Lord König«, sagte ich.
    »Sie sind mir willkommen, Lord Derfel«, antwortete Aelle. »Sie sind willkommen.«
    Er wies auf den Sessel zu seiner Linken, den einer seiner Söhne freigemacht hatte. So gesellte ich mich zu Arthurs Feinden an ihrer Hohen Tafel. Und feierte mit ihnen.

    Nach dem Ende des Festes nahm mich Aelle in sein Privatgemach mit, das sich hinter dem Podium an die Halle anschloß. Es war ein großer Raum mit hoher Balkendecke, in dessen Mitte ein Feuer brannte. An der Giebelwand stand ein Bett aus Fellen. Er schloß die Tür, vor der er Wachen postiert hatte; dann winkte er mir, ich solle mich auf eine Holztruhe an der Wand setzen, während er ans andere Ende des Raumes ging, seine Hose löste und in ein Abflußloch im Erdboden urinierte.
    »Liofa ist schnell«, sagte er zu mir, während er pißte.
    »Sehr schnell.«
    »Ich dachte, er würde Euch schlagen.«
    »Aber nicht schnell genug«, entgegnete ich, »oder das Ale hat ihn verlangsamt. Und jetzt speit hinein.«
    »Wo hinein?« wollte mein Vater wissen.
    »In Euren Urin. Um das Unglück fernzuhalten.«
    »Meine Götter achten weder auf Pisse noch auf Spucke, Derfel«, erklärte er mir belustigt. Dann ließ er Hrothgar und Cyrning, zwei seiner Söhne, hereinkommen, die mich neugierig musterten. »Also, wie lautet Arthurs Botschaft an mich?« fragte Aelle.
    »Warum sollte er Euch eine schicken?«
    »Weil Ihr sonst nicht hier wärt. Glaubt Ihr, ein Dummkopf hätte Euch gezeugt, Sohn? Also, was will Arthur von mir? Nein, nein, sagt nichts, laßt mich raten.« Er schnürte das Band seiner engen Hose und nahm in dem einzigen Sessel im Raum Platz, einem römischen Armsessel aus schwarzem, mit Elfenbein eingelegtem Holz, bei dem sich ein großer Teil des Elfenbeinmusters schon aus der Fassung gelöst hatte. »Er bietet mir die Sicherheit meines Landes, stimmt’s?« fragte Aelle. »Und zwar, wenn ich im nächsten Jahr Cerdic angreife.«
    »Ja, Lord.«
    »Die Antwort lautet nein«, grollte er. »Dieser Mann bietet mir, was ich bereits besitze! Was für ein Angebot soll das sein?«
    »Ewiger Frieden, Lord König«, erklärte ich ihm.
    Aelle lächelte. »Wenn ein Mann etwas auf ewig verspricht, spielt er mit der Wahrheit. Nichts dauert ewig, Sohn, überhaupt nichts. Sagt Arthur, daß meine Speere im nächsten Jahr für Cerdic marschieren.« Er lachte. »Ihr habt Eure Zeit verschwendet, Derfel, aber es freut mich, daß
    Ihr gekommen seid. Morgen werden wir über Erce sprechen. Wollt Ihr eine Frau für die Nacht?«
    »Nein, Lord König.«
    »Eure Prinzessin wird nichts davon erfahren«, neckte er mich.
    »Nein, Lord König.«
    »Und so was nennt sich mein leiblicher Sohn!« Aelle lachte, und seine Söhne stimmten in das Lachen ein. Sie waren beide hochgewachsen, und obwohl ihre Haare dunkler waren als meine, vermute ich, daß sie mir ähnlich sahen, genau wie ich argwöhnte, daß
    sie in das Gemach geholt worden waren, um Zeugen des Gesprächs zu sein und den anderen Sachsenführern Aelles glatte Absage weiterzugeben. »Ihr könnt vor meiner Tür schlafen«, sagte Aelle, und winkte seinen Söhnen, den Raum zu verlassen. »Dort seid Ihr sicher.«
    Er wartete, bis Hrothgar und Cyrning hinausgegangen waren; dann hielt er mich mit einer Hand zurück. »Morgen«, sagte mein Vater leise zu mir, »zieht Cerdic nach Hause, und Lancelot nimmt er mit. Cerdic wird mißtrauisch sein, weil ich Euch am Leben gelassen habe, aber ich werde sein Mißtrauen überleben. Morgen unterhalten wir uns, Derfel, dann werde ich eine ausführlichere Antwort für Euren Arthur bereit haben. Es wird nicht die Antwort sein, die er sich wünscht, aber vielleicht doch eine, mit der er leben kann. Geht nun, ich erwarte Besuch.«
    Ich schlief in dem schmalen Raum zwischen dem Podium und der Tür meines Vaters. Mitten in der Nacht schlüpfte ein junges Mädchen an mir vorbei zu Aelle ins Bett, während die Krieger in der Halle sangen und stritten und tranken und schließlich einschliefen, obwohl schon der Morgen

Weitere Kostenlose Bücher