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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bald geschehen, doch davon sagte ich meinem Vater nichts. Aelle krauste die Stirn. »Wir haben auch Götter«, sagte er.
    »Dann ruft sie herbei, Lord König. Sollen die Götter gegen die Götter kämpfen.«
    »Die Götter sind nicht dumm, Sohn«, knurrte er. »Warum sollten sie gegeneinander kämpfen, solange die Menschen das für sie übernehmen können?« Er ging weiter. »Ich bin jetzt alt«, erklärte er mir, »und in all meinen Jahren habe ich niemals die Götter gesehen. Wir glauben an sie, aber schenken sie uns überhaupt Beachtung?« Er warf mir einen besorgten Blick zu. »Glaubt Ihr an diese Kleinodien?«
    »Ich glaube an Merlins Macht, Lord König.«
    »Aber an Götter, die auf Erden wandeln?« Er überlegte eine Weile und schüttelte dann den Kopf. »Und wenn Eure Götter kommen, warum sollten die unseren nicht kommen, um uns zu beschützen? Selbst Euch, Derfel« – sein Ton wurde wieder ironisch – »würde es schwerfallen, gegen Thunors Hammer zu kämpfen.« Als er mich aus dem Schatten der Bäume herausführte, entdeckte ich, daß unsere Eskorte mitsamt den Pferden verschwunden war. »Wir können zu Fuß gehen«, sagte Aelle.
    »Dann werde ich Euch alles über Dumnonia berichten.«
    »Ich weiß alles über Dumnonia, Lord König.«
    »Dann wißt Ihr auch, Derfel, daß sein König ein Narr ist und daß sein Herrscher nicht König sein will, nicht einmal ein – wie nennt Ihr das noch – ein Kaiser?«
    »Ein Imperator«, berichtigte ich.
    »Ein Imperator«, wiederholte er, indem er sich mit seiner Aussprache über das Wort lustig machte. Wir gingen auf einem Pfad am Waldrand entlang. Nirgends war ein Mensch zu sehen. Zu unserer Linken senkte sich der Boden zu den dunstigen Ebenen der Themsemündung hinab, während im Norden die tiefen, feuchten Wälder standen. »Eure Christen sind rebellisch«, faßte Aelle seine Argumentation zusammen, »Euer König ist ein verkrüppelter Dummkopf und euer eigentlicher Herrscher weigert sich, diesem Dummkopf den Thron zu nehmen. Mit der Zeit, Derfel, und zwar schon bald, wird ein anderer Mann Anspruch auf diesen Thron erheben. Lancelot hätte ihn fast usurpiert, und es wird nicht lange dauern, bis ein besserer Mann als Lancelot einen neuen Versuch wagt.« Er hielt inne, runzelte die Stirn. »Warum hat Guinevere die Beine für ihn breit gemacht?« fragte er mich.
    »Weil Arthur nicht König werden wollte«, antwortete ich bedrückt.
    »Dann ist er ein Narr. Und nächstes Jahr wird er ein toter Narr sein –
    es sei denn, er nimmt einen Vorschlag von mir an.«
    »Welchen Vorschlag, Lord König?« erkundigte ich mich und blieb unter einer tiefroten Blutbuche stehen.
    Er blieb ebenfalls stehen und legte mir beide Hände auf die Schultern.
    »Sagt Arthur, er soll Euch den Thron überlassen, Derfel.«
    Fassungslos sah ich meinem Vater in die Augen. Einen Herzschlag lang dachte ich, er mache einen Scherz, aber dann erkannte ich, daß er es so ernst meinte, wie es nur möglich war. »Mir?« fragte ich verwundert.
    »Euch«, bestätigte Aelle. »Und dann leistet Ihr mir einen Treueeid. Ich werde Land von Euch fordern, aber Ihr könnt Arthur sagen, daß er Euch den Thron geben soll, dann könnt Ihr in Dumnonia herrschen. Meine Leute werden sich auf dem Land niederlassen und es bewirtschaften, und Ihr werdet sie regieren – aber als mein Vasallenkönig. Wir bilden eine Föderation, Ihr und ich. Vater und Sohn. Ihr regiert Dumnonia, und ich regiere Angeland.«
    »Angeland?« fragte ich, denn der Ausdruck war mir fremd. Er nahm die Hände von meinen Schultern und deutete mit ausholender Bewegung auf die Umgebung. »Hier! Ihr mögt uns Sachsen nennen, aber Ihr und ich, wir sind Angeln. Cerdic ist Sachse, doch Ihr und ich, wir sind anglisch, und unser Land ist Angeland. Dies ist Angeland!« Er sagte es stolz, während er sich auf der nassen Hügelkuppe umblickte.
    »Was ist mit Cerdic?« fragte ich ihn.
    »Ihr und ich, wir werden Cerdic töten«, erklärte er freimütig; dann nahm er meinen Ellbogen und setzte sich wieder in Bewegung, aber jetzt führte er mich auf einen Pfad, der zwischen den Bäumen hindurchführte, wo Schweine im frischen Laub nach Bucheckern wühlten. »Erklärt Arthur meinen Vorschlag«, sagte Aelle. »Sagt ihm, wenn er will, kann auch er den Thron haben, aber welcher von euch beiden ihn sich auch nimmt, er wird ihn in meinem Namen nehmen.«
    »Ich werde es ihm sagen, Lord König«, sagte ich, obwohl ich wußte, daß Arthur nur Verachtung für seinen

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