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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Rasen fiel.
    »Laßt das Kind leben«, sagte Arthur zu Merlin. Nimue drang mit ihren Klauen auf ihn ein, aber er stieß sie von sich, und als sie abermals mit gebleckten Zähnen und zu Krallen gekrümmten Händen auf ihn losging, schwang er sein Schwert so dicht an ihrem Kopf vorbei, daß sie ob seiner Drohung ruhiger wurde.
    Merlin machte mit der glitzernden Klinge eine Bewegung, die sie dicht vor Mardocs Kehle brachte. Trotz seiner bluttriefenden Ärmel und der langen Klinge in seiner Hand wirkte der Druide fast liebevoll.
    »Glaubt Ihr, Arthur ap Uther, daß Ihr die Sachsen ohne die Hilfe der Götter besiegen könnt?« fragte er.
    Arthur ignorierte seine Frage. »Schneidet den Jungen los!« befahl er. Nimue fuhr zu ihm herum. »Wollt Ihr wirklich verflucht werden, Arthur?«
    »Ich bin verflucht«, antwortete er bitter.
    »Laßt den Knaben sterben!« rief Merlin von der Leiter herunter. »Er bedeutet Euch doch nichts, Arthur. Das uneheliche Balg eines Königs, ein Bastard, geboren von einer Hure.«
    »Und was bin ich anderes«, rief Arthur zurück, »als das uneheliche Balg eines Königs, ein Bastard, geboren von einer Hure?«
    »Er muß sterben«, erwiderte Merlin geduldig, »denn sein Tod wird die Götter zu uns holen, und wenn die Götter hier sind, Arthur, werden wir seinen Leichnam in den Kessel legen, damit der Odem des Lebens in ihn zurückkehren kann.«
    Arthur deutete auf den gräßlichen, leblosen Leichnam seines Neffen Gawain. »Ist ein Tod denn nicht genug?«
    »Ein Tod ist niemals genug«, verkündete Nimue. Sie war um Arthurs Pferd herumgelaufen, um zu dem Galgen zu gelangen, wo sie Mardocs Kopf stillhielt, damit Merlin ihm die Kehle durchschneiden konnte. Arthur trieb Llamrei dichter an den Galgen heran. »Und wenn die Götter nach diesen beiden Toten nicht kommen, Merlin?« erkundigte er sich. »Wie viele müssen dann noch sterben?«
    »So viele, wie nötig«, antwortete Nimue.
    »Und jedesmal«, sagte Arthur laut, damit wir ihn alle hören konnten,
    »wenn es in Britannien Probleme gibt, jedesmal, wenn es einen Feind gibt, jedesmal, wenn es eine Seuche gibt, jedesmal, wenn Männer und Frauen sich fürchten – jedesmal werden wir ihre Kinder aufs Schafott bringen?«
    »Wenn die Götter kommen, wird es weder Seuchen noch Angst, noch Kriege geben«, behauptete Merlin.
    »Aber werden sie kommen?« fragte Arthur.
    »Sie werden kommen!« kreischte Nimue. »Seht doch!« Mit ihrer freien Hand wies sie nach oben, und wir alle sahen, daß die Lichter am Himmel matter wurden. Die leuchtenden Blautöne verblaßten zu Schwarzviolett, die Rottöne wurden rauchig und vage, und die Sterne kamen hinter dem sterbenden Vorhang hervor. »Nein!« jammerte Nimue. »Nein!« Und sie dehnte diesen letzten Schrei zu einer Klage aus, die nie mehr aufzuhören schien.
    Arthur hatte Llamrei direkt zum Galgen gelenkt. »Ihr nennt mich den Amherawdr von Britannien«, sagte er zu Merlin, »und ein Imperator muß regieren oder aufhören, Imperator zu sein. Aber ich will nicht in einem Britannien regieren, in dem Kinder getötet werden müssen, um das Leben von Erwachsenen zu retten.«
    »Seid doch nicht albern!« protestierte Merlin. »Das ist reine Gefühlsduselei.«
    »Ich will, daß man sich an mich als einen gerechten Mann erinnert, und es klebt schon jetzt viel zuviel Blut an meinen Händen.«
    »An Euch«, spie Nimue ihm entgegen, »wird man sich als Verräter erinnern, als Zerstörer, als Feigling!«
    »Die Nachkommen dieses Kindes werden anderer Ansicht sein«, entgegnete Arthur freundlich, hob den Arm und durchtrennte mit einem Schwerthieb das Seil, das Mardocs Füße fesselte. Nimue schrie auf, als der Knabe fiel; dann sprang sie Arthur abermals mit ihren Klauenhänden an, doch Arthur versetzte ihr mit der flachen Schwertklinge einen so harten Rückhandschlag gegen den Kopf, daß sie benommen zurückflog. Die Wucht dieses Schlages war deutlich über das Knistern der Flammen hinweg zu hören. Nimue stolperte mit offenem Mund und wirrem Blick; dann fiel sie zu Boden.
    »Das hätte er mit Guinevere machen sollen«, knurrte Culhwch neben mir.
    Galahad hatte meine Seite verlassen, war abgesessen und befreite Mardoc von seinen Fesseln. Sofort begann das Kind nach seiner Mutter zu rufen.
    »Lärmende Kinder hab ich noch nie gemocht«, verkündete Merlin milde und rückte die Leiter ein Stück weiter, so daß sie neben dem Seil stand, an dem Gawains Leichnam hing. Langsam kletterte er die Sprossen empor. »Ob die Götter nun

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