Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
gekommen sind«, sagte er, während er emporstieg, »kann ich nicht sagen. Ihr alle habt zuviel erwartet, und vielleicht sind sie ja bereits hier. Wer weiß? Aber wir werden das Ganze ohne das Blut von Mordreds Sohn beenden.« Damit sägte er ungeschickt an dem Seil herum, das Gawains Füße hielt. Erst schaukelte der Leichnam so stark, daß das blutgetränkte Haar gegen den Rand des Kessels schlug, dann riß das Seil, und der Leichnam fiel schwer in sein eigenes Blut, das so hoch aufspritzte, daß es den Rand des Kessels befleckte. Merlin stieg langsam von der Leiter herab; dann befahl er den Schwarzschilden, welche die Auseinandersetzung schweigend beobachtet hatten, die großen Weidenkörbe voll Salz zu holen, die nur wenige Meter entfernt standen. Die Männer schaufelten das Salz in den Kessel und packten es fest um Gawains verkrümmten, nackten Leichnam.
    »Und nun?« fragte Arthur und steckte sein Schwert in die Scheide.
    »Nichts«, antwortete Merlin. »Es ist vorbei.«
    »Wo ist Excalibur?« erkundigte sich Arthur.
    »In der südlichsten Spirale«, antwortete Merlin und zeigte hinüber.
    »Obwohl Ihr vermutlich abwarten solltet, bis die Feuer niedergebrannt sind, bevor Ihr Euch das Schwert zu holen versucht.«
    »Nein!« Nimue hatte sich soweit erholt, daß sie wieder zu protestieren vermochte. Sie spie Blut aus der Innenseite ihrer Wange, die von Arthurs Schlag aufgerissen worden war. »Die Kleinodien gehören uns!«
    »Die Kleinodien«, sagte Merlin müde, »sind versammelt und eingesetzt worden. Jetzt sind sie wertlos. Arthur kann sich sein Schwert holen. Er wird es brauchen.« Damit wandte er sich um, warf sein langes Messer ins nächste Feuer und wandte sich den beiden Schwarzschilden zu, die den Kessel voll Salz packten, das sich rosa färbte, als es Gawains gräßlichen Leichnam bedeckte. »Im Frühling«, sagte Merlin, »werden die Sachsen kommen, und dann werden wir sehen, ob hier heute nacht Magie geschehen ist.«
    Nimue kreischte uns schon wieder an. Sie weinte, sie tobte, sie spie und fluchte; sie verhieß uns den Tod durch Luft, Feuer, Land und Meer. Merlin beachtete sie nicht, aber Nimue war noch nie bereit gewesen, sich mit Halbheiten zu begnügen, deshalb wurde sie in der Nacht zu Arthurs Feindin. In jener Nacht begann sie an den Flüchen zu arbeiten, mit denen sie sich an jenen Männern rächen würde, die es verhindert hatten, daß die Götter auf Mai Dun herabkamen. Sie bezeichnete uns als Zerstörer Britanniens und verhieß uns grauenvolle Schrecken. Wir blieben die ganze Nacht auf dem Hügel. Die Götter kamen nicht, und die Feuer brannten so heiß, daß Arthur sich Excalibur erst am folgenden Nachmittag holen konnte. Mardoc wurde zu seiner Mutter zurückgebracht, aber ich hörte später, daß er in jenem Winter an einem Fieber starb.
    Merlin und Nimue zogen mit den restlichen Kleinodien ab. Ein Ochsenkarren war mit dem Kessel und seinem grausigen Inhalt beladen. Nimue ging voraus, während Merlin ihr wie ein gehorsamer alter Mann folgte. Anbarr, Gawains unbeschnittenen, uneingerittenen schwarzen Hengst, und das große Banner von Britannien nahmen sie mit, aber wohin sie zogen, das wußte keiner von uns. Wir vermuteten nur, daß es sich um einen wilden Ort im Westen handelte, wo Nimues Flüche durch die Winterstürme noch schärfer zugeschliffen wurden. Bis die Sachsen kamen.

    Rückblickend ist es seltsam, daran zu denken, wie verhaßt Arthur damals war. Im Sommer hatte er die Hoffnungen der Christen zunichte gemacht, und nun, im Spätherbst, hatte er die Träume der Heiden durchkreuzt. Und wie immer schien er sich darüber zu wundern, daß er bei allen so unbeliebt war. »Was hätte ich denn sonst tun sollen?« fragte er mich. »Meinen Sohn sterben lassen?«
    »Cefydd hat es getan«, gab ich – wenig hilfreich – zurück.
    »Aber Cefydd hat dennoch die Schlacht verloren!« erwiderte Arthur scharf. Wir ritten gen Norden. Ich wollte heim nach Dun Caric, während Arthur mit Cuneglas und Bischof Emrys unterwegs war nach Gwent zu einem Treffen mit König Meurig. Das Treffen war alles, was Arthur interessierte. Er hatte sich niemals darauf verlassen, daß die Götter Britannien vor den Sais retteten, rechnete sich aber aus, daß acht-bis neunhundert gutausgebildete Speerkämpfer aus Gwent die Waagschale zu seinen Gunsten senken könnten. Den ganzen Winter über hatte er sich mit Zahlen beschäftigt. Dumnonia, so rechnete er, konnte sechshundert Speerkämpfer einsetzen, von denen vierhundert

Weitere Kostenlose Bücher