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Arztromane

Arztromane

Titel: Arztromane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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dass Wodka sein Gemächt behalten darf und die Rechnung würde ich schon irgendwie bezahlen können. Mein Gehalt als Gärtner ist nicht gerade üppig, es reicht gerade mal so zum Leben.
     
    Nach einer Weile bewegt sich mein Katerchen, kriecht aus dem Transportkorb und streckt sich ausgiebig. Es scheint, als würde es ihm gutgehen, auch wenn seine Bewegungen noch leicht verschlafen wirken. Dennoch verordne ich ihm für heute Hausarrest, was er mit gleic h gültiger Miene aufnimmt. Anscheinend hat er mich nicht verstanden, denn er scharwenzelt zur Katzenklappe und als diese nicht aufgehen will, beginnt er ein Maunzkonzert, das mir die Ohren klingen lässt.  
     
    Irgendwann gibt er auf und verzieht sich schmollend unters Bett, sodass ich den Rest des Tages Ruhe habe und ein wenig lesen und faulenzen kann. Gegen Abend schnappe ich mir meinen Liebling und salbe seine Hoden, so wie es der Doktor getan hat, ein. Dabei verpasst er mir ein paar Kratzer, denn einverstanden ist Wodka mit dieser Behandlung nicht, doch damit kann ich leben.
     
    Am nächsten Tag schärfe ich ihm ein, dass er sich von dem Stacheldraht fernhalten möge, nehme mir noch vor, den Zaun um mein Grundstück am Wochenende zu kontrollieren und mache mich auf zu meiner Arbeitsstelle. Ich arbeite für eine Gartenbaufirma, die Gärten von Privatleuten pflegt oder auch mal für die Stadt ein paar Anlagen in Ordnung bringt. Der Job macht mir Spaß, bin halt ein Naturbursche und nur zufrieden, wenn ich draußen sein kann.
     
    Das Wetter ist wunderschön, recht ungewöhnlich für einen Hamburger Sommer, sodass ich nach Feierabend noch einen Abstecher in das Tonndorfer Freibad mache. Dieses ist ein N a turbad, ein kleiner See mit Sandstrand und Liegewiese, ganz in der Nähe meines Heimes.  
    Ich breite ein Handtuch aus, schlüpfe aus den Klamotten und laufe zum Wasser, das sich im ersten Moment sehr kalt anfühlt. Nur langsam wage ich mich weiter vor, bis ich mit einem beherzten Sprung ganz hineintauche. Es schneidet mir für ein paar Sekunden schier die Luft ab, dann gewöhne ich mich an die Temperatur und schwimme ein paar Bahnen.
    Trotz der Hitze sind nicht viele Badegäste da, denn die meisten bevorzugen das klare Wa s ser in den künstlichen Freibädern. Hier kann man nicht bis zum Boden sehen und manchmal streift eine Alge meine Beine, was schon ein beunruhigendes Gefühl ist, mich vom Baden aber nicht abhält.  
     
    Während ich langsam zum Strand zurück wate, gleitet mein Blick über die anderen Leute. Nahe dem Wasser verweilt eine Familie mit zwei Kleinkindern, etwas weiter hinten tummelt sich eine Gruppe Jugendlicher. Ein einzelner Mann liegt nahe den schattenspendenden Bäumen und ich traue meinen Augen kaum, als ich in ihm den Tierarzt erkenne. Doktor Spaltherr liest in einem Buch und es hat den Anschein, als wäre die Welt um ihn versunken, daher mache ich mich nicht bemerkbar, obwohl er nur wenige Meter von meinem Lagerplatz entfernt ist.
    Nac hdem ich mich abgetrocknet habe  überlege ich, ob ich noch bleiben oder lieber nach Hause gehen soll, um nach Wodka zu schauen. Dabei wandern meine Augen immer wieder zu dem Arzt, um diesen heimlich zu mustern. Scharf sieht er aus in seiner Badehose. Die Beine sind lang und sehnig, von einem zarten, goldenen Flaum bedeckt. Seine blonden Ha a re glänzen im Sonnenschein, oberhalb des Bauchnabels deutet sich ein Sixpack an. Lecker. Anders kann ich den Anblick einfach nicht beschreiben.  
    Der Doktor schaut auf, unsere Blicke treffen sich und ein erfreutes Grinsen erscheint auf se i nem Gesicht. Er winkt, legt das Buch weg und setzt sich auf.  
    „Hallo, was für ein Zufall“, ruft er.
    Ich werte das als Einladung, raffe meine Sachen zusammen und gehe zu ihm hinüber.
    „Wie geht es Wodka?“, fragt Spaltherr, während ich mein Handtuch neben seines lege und mich darauf niederlasse.
    „Prächtig. Gestern war er sauer, weil er nicht raus durfte, aber heute Morgen war alles wi e der normal. Ich hoffe, dass er aus seinem Malheur gelernt hat.“  
    Der Doktor lacht, zieht die Beine an und legt die Arme darum.
    „Leider lernen Tiere nur bedingt.“
    „Tja, einsperren will ich ihn aber auch nicht. Der Zaun um mein Grundstück ist nicht sehr hoch, will ja schließlich nicht in einem Käfig leben.“ Ich rupfe einen Grashalm aus und stecke ihn mir zwischen die Lippen.
    „Das Leben ist eben ein einziges Risiko“, murmelt Spaltherr versonnen.
     
    Wir reden noch eine Weile über belangloses Zeug,

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