Arztromane
dass ich mich nicht gegen die Untersuchung wehre.
„Wo ist Wodkas Salbe?“
Spaltherrs Fingerspitzen fahren über die angespannte Haut meiner Hoden und ich wünschte, ich könnte es genießen.
„Küche, Fensterbank“, krächze ich.
Er verschwindet, kommt gleich darauf mit der Tube wieder und streicht meine brennenden Eier mit der wunderbar kühlenden Salbe ein. Es ist eine Erleichterung und seine streichel n den Hände sind einfach nur schön. Er nimmt sie fort, schiebt mein T-Shirt hoch und betastet meinen Brustkorb, fachmännisch und ohne mir unnötige Schmerzen zu bereiten.
„Nur Prellungen“, murmelt er.
„Siehst du, ich brauche keinen Arzt“, versuche ich zu scherzen.
Er zwinkert und seine Mundwinkel wandern hoch.
„Ich bin Arzt, wenn auch Veterinär“, erinnert er mich schmunzelnd. „Du musst mir noch verr a ten, wo ich Wodkas Nassfutter finde, bevor der Tiger vor Hunger über mich herfällt.“
„Küchenschrank, unter der Spüle“, antworte ich und schaue dem scharfen Kerl hinterher, als er den Raum verlässt.
Ich bin zu erledigt, um mich auch nur ein bisschen zu bewegen. Was wäre, wenn der Doktor nicht rechtzeitig gekommen wäre? Hätten die Kerle mich wirklich so lange malträtiert, bis ich gestorben wäre? Plötzlich steigt Eiseskälte in mir hoch und ich beginne zu zittern. Es muss der Schock sein, der erst jetzt einsetzt. Als Spaltherr zurückkommt erkennt er die Lage s o fort, legt sich kurzerhand neben mich und umarmt mich vorsichtig.
Seine Körperwärme überträgt sich auf mich, das Zittern lässt nach und sein Duft dringt a n genehm in meine Nase. Ich versuche noch näher an ihn heranzurücken, ignoriere den Schmerz, der dabei durch meine Brust fährt.
„Danke für Ihre Hilfe“, flüstere ich, denn mir wird mit einem Mal bewusst, wie selbstlos dieser Mann mir hilft, mir, einem völlig Unbekannten.
„Ich heiße Kevin und es ist doch selbstverständlich, dass ich dir helfe.“
Mein Wohltäter streicht sanft mit den Fingern über meine Haut und als ich in seine Augen schaue, ist dort eindeutig Interesse zu erkennen. Doch im Augenblick bin ich nicht in der L a ge etwas anderes zu empfinden als Erschöpfung.
„Du wirst morgen zu einem richtigen Arzt gehen müssen. So kannst du nicht arbeiten. Was machst du überhaupt beruflich?“, fragt Kevin.
„Ich bin Gärtner.“
„Tja, dann wirst du jetzt wohl vier Wochen Pause haben.“
Er lächelt mich an, streicht zärtlich über mein Gesicht und gibt mir überraschend einen za r ten Kuss auf die Wange.
„Ich werde dann mal gehen. Muss noch arbeiten.“
„Auf einem Freitagabend?“ Enttäuscht gucke ich zu, wie er aufsteht und seine Kleidung z u rechtzieht.
„Ich bin selbständig, da hat man nie Feierabend. Ich kann aber morgen wiederkommen und dir helfen, wenn du magst.“
Kevin kommt jeden Tag, und wenn es nur für ein paar Minuten ist. Ich bin tatsächlich vier Wochen krankgeschrieben, denn mit den geprellten Rippen kann ich mich nur unter Schme r zen bewegen. Der Doktor hilft, wo er kann, nähert sich mir aber nicht. Vertraut werden wir trotzdem miteinander, stellen immer mehr fest, dass wir gut harmonieren. Nach schon zwei Wochen ist mir klar, dass ich mein Herz an ihn verloren habe. Wodka anscheinend auch, denn er streicht inzwischen Kevin um die Beine, sobald dieser das Haus betritt und hat ihn als Dosenöffner akzeptiert.
Doch wie denkt Kevin darüber? Wartet er nur, dass ich fickbereit bin oder fühlt er etwas für mich?
„Ich hab uns was Chinesisches zu Essen mitgebracht“, ruft er an einem Freitag, nachdem er die Tür aufgeschlossen hat.
Er hat inzwischen einen Schlüssel und es sind drei Wochen vergangen seit dem Überfall. Die Rippen schmerzen noch, die Eier nicht mehr. Ich bin voller Sehnsucht und will nicht lä n ger darauf warten, seine Gefühle für mich zu ergründen, sonst gehe ich noch an der Ung e wissheit ein .
Während des Essens bin ich so aufgeregt, dass ich fast nichts herunterbekomme. Kevin kommentiert das nicht, sondern mustert mich nur immer wieder besorgt. Nachdem er die Reste im Kühlschrank verstaut hat, holt er zwei Bier heraus und hält mir eines hin.
„Was ist los?“, fragt er geradeheraus.
„Ich – mir ist unwohl“, druckse ich herum.
„Das merke ich. Liegt es an mir?“
„Nein. Ja.“
„Soll ich gehen? Stört dich meine Anwesenheit? Mein Gott, ich hab mich dir ja auch fast au f gedrängt, entschuldige.“ Kevin stellt
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