Ascalon – Das magische Pferd, Band 2: Ascalon – Das magische Pferd. Das Geheimnis der Maya (German Edition)
verscheucht, aber der Hund stand wie angewurzelt, starrte sie an und machte keine Anstalten zu fliehen.
»Lauf weg, du dummer Köter«, zischte Muriel ihm leise zu. Aber der Hund schien es nicht zu hören.
»Na los, schnapp ihn dir!«, hörte sie Chila rufen und Ahau fügte hinzu: »Beeil dich, dann können wir endlich zurückgehen. Ich habe Hunger.«
Der Hund winselte leise und setzte sich auf die Hinterpfoten.
Muriel atmete heftig. Ihre Herz raste. Nur noch zwei Schritte trennten sie von ihm. Sie liebte Tiere über alles und brachte es nicht übers Herz, ihnen etwas anzutun.
»Acna sei uns gnädig, das wird doch wieder nichts!« Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung, dann huschte Chila an ihr vorbei, schnappte sich den winselnden Hund und stopfte ihn mit geübten Handgriffen kopfüber in den Sack. »Was ist nur mit dir los?«, fragte sie Muriel kopfschüttelnd, als sie den Sack verschnürte. »Sag bloß, die Tiere tun dir leid.«
»Irgendwie schon.« Muriel senkte beschämt den Blick und versuchte, nicht auf den Sack zu achten, in dem sich der Hund strampelnd bewegte. »Ich mag nun mal Meerschweinchen und Hunde.«
»Ich mag sie auch. Am liebsten schön knusprig über dem Feuer geröstet.« Chila grinste und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Oder isst man da, wo du herkommst, etwa kein Fleisch?«
»Doch.« Das war nicht mal gelogen.
»Na, also.« Chila schien zufrieden. »Dann weiß ich nicht, warum du dich hier so anstellst. Und jetzt lasst uns zurückgehen. Die Priester warten sicher schon auf die Tiere.«
Von den obersten Plattformen der Pyramiden stiegen dünne Rauchsäulen auf, als die drei in den Tempelbezirk zurückkehrten. In der windstillen Luft hing der Geruch verbrannten Copalharzes* träge zwischen den Gebäuden. An diesem Nachmittag kam jedoch noch ein anderer Geruch hinzu – Gestank von verbranntem Fleisch.
»Ihr kommt spät.« Der Opferpriester, der die Säcke mit den Opfertieren am Fuß einer Stufenpyramide entgegennahm, verzog missbilligend das Gesicht, ging aber nicht weiter darauf ein und begann, gemessenen Schrittes die Stufen zu erklimmen.
Muriel fragte sich, was dort oben wohl mit den Tieren geschah, stellte dann aber fest, dass sie es eigentlich gar nicht so genau wissen wollte.
»Die Sonne steht schon tief.« Chila warf einen prüfenden Blick zum Himmel. »Es lohnt sich nicht, heute noch einmal auf die Jagd zu gehen.« Sie überlegte rasch und warf Ahau einen kurzen Blick zu, dann sagte sie: »Was meinst du, Ahau, wollen wir die Zeit nutzen und Mucen in unser Geheimnis einweihen?«
Ein Geheimnis? Muriel horchte auf. Was mochte das sein?
In den Tagen und Nächten, die sie nun schon mit den beiden Mädchen verbrachte, hatte sie nicht einen einzigen Hinweis darauf entdecken können, dass diese ein Geheimnis hatten. Sie mussten es wirklich sehr gut vor den anderen verbergen.
»Ist das nicht ein wenig früh?« Ahau wirkte unentschlossen.
»Also, ich vertraue ihr.« Chila zwinkerte Muriel zu. »Auch wenn sie Tiere etwas zu sehr mag.«
»Also gut.« Ahau nickte. »Aber Mucen muss bei den Göttern schwören, niemandem davon zu erzählen.«
»Ich werde schweigen. Das schwöre ich bei den Göttern«, erklärte Muriel mit feierlicher Miene. Sie war neugierig geworden und wollte unbedingt wissen, was die beiden ihr zeigen wollten.
»Gut, dann komm mit.« Chila winkte Muriel und Ahau, ihr zu folgen. Sie führte die beiden quer durch den Tempelbezirk und von dort auf verschlungenen Pfaden durch den Dschungel zu einem abgelegenen und halb verfallenen Gebäudekomplex, der von Ranken und Pflanzen schon fast überwuchert war.
Muriel schaute sich aufmerksam um. Was mochten die beiden hier für ein Geheimnis verstecken? Seit sie Tikal an der Seite von Ah Hunahpu betreten hatte, war sie nicht mehr im Dschungel gewesen, und obwohl sie wusste, dass es ein verrückter Gedanke war, hoffte sie insgeheim, irgendwo ein Lebenszeichen von Ascalon zu entdecken. Sie hatte große Sehnsucht nach ihrem treuen Begleiter und wenn sie auch wusste, dass Chila und Ahau ihn nicht sehen durften, lauschte sie unterwegs immer auf ein vertrautes Wiehern oder Schnauben, das von Ascalon stammte. Doch sosehr sie auch horchte, der Dschungel mit seinen exotischen Geräuschen blieb unergründlich. Nichts deutete darauf hin, dass Ascalon in der Nähe war.
Blutopfer
»Komm mit!« Chila duckte sich unter einem Rankengeflecht hindurch und huschte an der Wand des Gebäudes entlang. Muriel wollte ihr
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