Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
Vom Netzwerk:
Füßen rührte sich nicht. Er leuchtete mit der Taschenlampe nach unten und sah ein Gesicht, geschwärzt von Ruß und unkenntlich. Vorsichtig, zögerlich streckte er die Hand aus. Sie berührte menschliches Haar. Roger riss die Hand zurück. Seine Finger waren feucht und klebrig. Er leuchtete mit der Lampe auf die Hand und sah, dass es dunkelrotes Blut war. »O mein Gott, o mein Gott, Blut …«, flüsterte er.
    In diesem Moment hörte er das Geräusch eines sich nähernden Wagens. Scheinwerfer wanderten über ihn. Er drehte sich zu ihnen um und wedelte wild mit den Armen, um die Aufmerksamkeit des Fahrers zu erlangen und zu signalisieren, dass er Hilfe brauchte. Der Wagen hielt an. Eine Tür wurde zugeschlagen. Schritte, und eine neue Gestalt, schlank und groß, kam rasch auf ihn zu.
    »Was gibt es denn für ein Problem?«, fragte die Gestalt in souveränem Ton.
    »J-jemand ist verletzt«, stammelte Roger. »Ich weiß nicht, wer es ist.« Er wusste auch nicht, wer der Neuankömmling war – ein Helfer oder der zurückgekehrte Angreifer von eben? Nein, nicht der Angreifer, der davongerannt war. Aber vielleicht jemand, der mit ihm unter einer Decke steckte?
    »Schwer verletzt?«, fragte der Neuankömmling.
    »B-blut«, stotterte Roger. »Jede Menge Blut.«
    »Roger, sind Sie das?«, fragte die Stimme unerwartet.
    »Ja. Wer sind Sie?«
    »Dr. Layton. Stephen Layton. Lassen Sie mich einen Blick auf den Verletzten werfen.«
    Keine Stimme und kein Name wären Roger in diesem Moment willkommener gewesen. »Gott sei Dank, Doc!«, rief er. »Wir brauchen einen Arzt!«
    Layton war bei ihm angekommen. Er streckte die Hand aus, und Roger reichte ihm wortlos seine Taschenlampe. Layton ging neben der reglosen Gestalt in die Hocke.
    »Das ist Gervase Crown!«, rief der Arzt überrascht. »Jemand hat ihn auf den Kopf geschlagen!«
    »W-was?«, krächzte Roger. »Wie kann das sein?« (Später sagte er sich, dass Menschen in Augenblicken voller Stress oftmals dummes Zeug reden. Warum hätte es nicht Gervase Crown sein sollen? Es war schließlich Crowns Haus.) »Blut« , krächzte er. Er wollte etwas anderes sagen, irgendetwas Vernünftigeres, doch die Worte sprudelten ohne sein Zutun aus ihm hervor. »Jede Menge Blut …« Herrgott und zugenäht, er klang wie Lady Macbeth.
    »Beruhigen Sie sich, alter Freund«, ermahnte ihn Layton. »Es muss ein ziemlich hässlicher Schock für Sie gewesen sein, aber beruhigen Sie sich, in Ordnung? Sicher, es ist eine Menge Blut, aber Kopfwunden bluten nun mal stark. Haben Sie schon einen Krankenwagen gerufen?«
    »Äh, nein«, gestand Roger. »Ich bin gerade erst …«
    »Ich mache das.« Layton gab ihm die Taschenlampe zurück und zog ein Mobiltelefon hervor. Roger stand daneben und hörte, wie der Arzt einen Krankenwagen bestellte und darum bat, auch die Polizei zu informieren – all die Dinge, die Roger eigentlich hätte tun sollen. Doch Roger war mit seinen Gedanken woanders. Sie waren bei der schemenhaften Gestalt, die über die Felder geflohen war. Roger war allein hier draußen gewesen, allein mit einem gewalttätigen Kriminellen, vielleicht sogar einem Mörder. Das ganze Entsetzen dieses Gedankens hielt ihn gepackt und schüttelte ihn. Die apokalyptische Gestalt, die aus der Ruine getorkelt kam, der mysteriöse Angreifer, der wie eine zu groß geratene Fledermaus durch die Nacht davongeflattert war, Gervase’ Blut an Rogers Händen, die Demütigung seiner eigenen Tatenlosigkeit, seiner Nutzlosigkeit, seiner Betäubtheit …
    »Sie sind unterwegs«, riss Layton ihn aus seinen Gedanken. »Alles wieder in Ordnung?«
    »W-was? Ich … nein. Bitte entschuldigen Sie«, murmelte Roger.
    Er machte ein paar unsichere Schritte zur Seite, weg von dem am Boden liegenden Mann, und übergab sich. Noch während er sich erbrach, wurde ihm auf peinliche Weise bewusst, dass er den Tatort eines Verbrechens kontaminierte.
    Jess, Carter und Millie hatten soeben ihre Pizzas aufgegessen, als Jess’ Mobiltelefon summte. Carter und seine Tochter blickten interessiert, als Jess den Anruf entgegennahm. Selbst die schwarzen Knopfaugen von MacTavish, dessen Kopf aus einer Stofftüte an der Rückenlehne von Millies Stuhl ragte, schienen einen zusätzlichen Glanz anzunehmen. Jess entschuldigte sich bei den beiden und ging nach draußen vor das Restaurant, um die Neuigkeiten entgegenzunehmen.
    »Gervase Crown wurde ins Krankenhaus eingeliefert«, sagte sie leise zu Carter, als sie zurückkam.
    Sie hatte es nicht leise

Weitere Kostenlose Bücher