Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
genug gesagt. Millies scharfe Ohren hatten mitgehört.
»Ist das dieser Mann, mit dem du geredet hast, als Tante Monica und ich dich getroffen haben?«, fragte sie.
Sie gehörte nicht zu der Sorte von Kindern, deren Fragen man ignorierte.
»Ich fürchte ja, Millie«, antwortete Jess in einem Ton, der Millie hoffentlich klarmachte, dass das Thema nicht weiter zur Diskussion stand, zumindest nicht mit Beiträgen von Seiten Millies.
»Schwer verletzt?«, fragte Carter leise.
»Er ist bei Bewusstsein.«
»Ich dachte, er wäre der Mörder«, sinnierte Millie nachdenklich und blickte mit neuem Interesse auf. »Hat vielleicht jemand versucht, ihn zu ermorden?«
»Ich habe darum gebeten, ihm einen Bewacher vor die Tür zu setzen«, fuhr Jess fort. »Im Moment wird er noch von den Ärzten untersucht.«
»Du bleibst hier, während ich telefonieren gehe«, sagte Carter an Millie gewandt und verschwand seinerseits auf die Straße.
»Aber ich möchte auch wissen, was passiert ist!«, protestierte Millie. »Ihr dürft mich nicht übergehen! Das sind schlechte Manieren!« Sie beobachtete ihren Vater durch die Glasscheibe, wie er vor dem Restaurant mit dem Mobiltelefon am Ohr auf und ab lief.
»Ich weiß, dass du das möchtest, Liebes, aber es ist eine Polizeiangelegenheit, und du verstehst sicher, dass es nicht für die Ohren von Dritten bestimmt ist.« Jess versuchte die Zurückweisung mit einem Lächeln abzumildern.
Millie – und MacTavish in seiner Stofftasche – sahen sie voller Entrüstung an. »Wenn es nach euch geht, ist alles, was halbwegs interessant ist, nicht für die Ohren anderer bestimmt«, sagte sie anklagend.
K APITEL 18
Der Police Constable draußen vor dem Krankenzimmer erhob sich, als Jess durch den Gang auf ihn zukam. »Alles in Ordnung so weit, Ma’am!«, meldete er zuversichtlich.
»Gut. Haben Sie mit dem Opfer gesprochen?«
»Ich hab vorhin den Kopf durch die Tür gesteckt und ihn gefragt, wie er sich fühlt. Er meinte, ganz okay, bestens. Wenn Sie mich fragen, er sieht nicht so aus«, relativierte der Constable Crowns Behauptung. »Er hat den ganzen Kopf bandagiert, und sie haben ihn an einen Tropf gehängt. Bis jetzt war niemand hier, der zu ihm wollte. Den ganzen Morgen über sind Schwestern und ein Arzt rein und raus gelaufen, aber keine Besucher von außerhalb. Heute Nachmittag war noch überhaupt niemand da. Allerdings wage ich zu behaupten, dass sich die Nachricht noch nicht herumgesprochen hat, oder? Dass er hier ist, meine ich?«
»Sie wären überrascht«, antwortete Jess.
»Jedenfalls hat man mich angewiesen, keine Besucher zu ihm reinzulassen.« Der Constable sah Jess fragend an.
»Für den Augenblick bleibt es auch dabei. Niemand außer den Ärzten und der Polizei darf zu ihm. Aber notieren Sie bitte von jedem, der kommt und nach ihm fragt, den Namen und die Adresse. Und untersuchen Sie Blumen und Schokolade und Trauben und alle Geschenke, die vorbeigebracht oder geschickt werden. Oh, und notieren Sie bitte auch, von wem sie kommen.«
Gervase hatte nicht viele Freunde; es wäre sicher interessant herauszufinden, wer ihm Genesungswünsche schickte.
Wie der Constable bereits festgestellt hatte, war Gervase’ Kopf tatsächlich dick bandagiert, und eine Nackenstütze sorgte dafür, dass er ihn nicht bewegen konnte. Er saß auf Kissen gestützt in seinem Bett und hatte die Augen geschlossen. Beim Eintreten von Jess schlug er sie auf und hob grüßend eine Hand. »Hi, o Hüterin des Gesetzes«, sagte er heiser.
»Auch hi«, sagte Jess. »Tut mir leid, Sie hier zu sehen.«
»Besser, mich hier zu sehen als auf einem Metalltisch in der Pathologie.«
»Wer bin ich, Ihnen zu widersprechen? Sie klingen zurechnungsfähig. Können wir uns für ein paar Minuten unterhalten?«
»Die gefürchtete polizeiliche Befragung.« Er klang resigniert.
»Es ist allein Ihre Entscheidung. Der Arzt war nicht sonderlich glücklich über meine Bitte, mit Ihnen zu reden. Sie machen sich Sorgen wegen Ihrer Gehirnerschütterung. Er meinte, es wäre in Ordnung, wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen.«
»Oh, mein Verstand ist in Ordnung, oder zumindest denke ich das. Ich sehe gut. Ich sehe Sie nicht doppelt. Ich habe verdammte Kopfschmerzen – oder hätte welche, wenn sie mich nicht über diesen Hutständer mit Schmerzmitteln vollpumpen würden …« Gervase deutete schwach auf den intravenösen Tropf neben dem Bett. »Die beeinträchtigen höchstwahrscheinlich alles, was ich sage. Ich fühle mich,
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