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Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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sind, zeigen Sie sich!«, sagte er lauter.
    Plötzlich schien sich die Dunkelheit selbst zu bewegen, eine Art Wogen in den Schatten. Doch das Licht der Taschenlampe konnte die Schwärze nicht durchdringen – und indem er sie benutzte, verriet er der anderen Person seinen genauen Standort. Er schaltete die Lampe aus, und es herrschte wieder völlige Dunkelheit.
    Er war hellwach und genauso angespannt wie auf dem Surfbrett, wenn er den Brechern entgegenschwamm, die auf das Ufer bei Guincho zubrandeten. Irgendetwas würde passieren. Es hatte bereits angefangen. Er musste sich auf seine Instinkte verlassen.
    Neben ihm war eine Bewegung. Das Atmen war jetzt ganz nah, rau und animalisch. Er spürte den Atem auf seiner Wange. Versuchte die Lampe wieder einzuschalten. Er hätte sie nicht ausschalten sollen.
    Trotz seiner Anspannung, trotz des Adrenalins in seinem Kreislauf und obwohl er auf alles gefasst war, kam der Angriff so urplötzlich, dass er nichts weiter tun konnte, als mit der immer noch ausgeschalteten Taschenlampe wild um sich zu schlagen. Er traf irgendetwas. Irgendjemanden. Doch mehr vermochte er nicht mit Sicherheit zu sagen, bevor unerträglicher Schmerz durch sein Gehirn jagte, begleitet von einer Explosion winziger funkelnder Sterne vor seinen Augen. Er ließ die Taschenlampe fallen, taumelte einen Schritt vorwärts und sank inmitten der Trümmer und der Asche auf die Knie.

K APITEL 17
    Roger Trenton stand am Fenster und starrte nach draußen in die heraufziehende Dämmerung.
    »Wie lange noch bis zum Essen?«, fragte er.
    »Was?«, rief seine Frau aus der Küche. »Ich kann dich nicht verstehen!«
    »Abendessen!«, rief Roger. »Wie lange noch?«
    »Normale Zeit, sieben Uhr. Es gibt Spaghetti Bolognese!«, rief sie zurück, gefolgt von einem lauten Scheppern, als etwas zu Boden fiel. »Verdammt!«
    »Was war das?«, rief er.
    »Was war was?«
    »Was ist da runtergefallen?«
    »Der Deckel der Kasserolle.«
    Diese Unterhaltung führt wieder mal zu nichts , dachte Roger leicht verärgert, wie es inzwischen generell bei Unterhaltungen mit seiner langjährigen Ehefrau üblich zu werden schien. Roger empfand den Zustand als höchst unbefriedigend, doch hätte ein Außenstehender gewagt anzudeuten, dass seine Ehe unvollkommen war, hätte er sich indigniert dagegen verwahrt. Sie waren ein Bilderbuchpaar, sinnierte er jetzt. Vielleicht nicht sehr unternehmungslustig. Roger wäre nicht eine Sekunde lang in den Sinn gekommen, das Adjektiv »langweilig« zu benutzen. »Wenig unternehmungslustig« war seiner Meinung nach und bei den meisten Gelegenheiten nämlich gar keine schlechte Sache.
    Und so war er einigermaßen überrascht darüber, dass er sich nun unwillkürlich fragte, ob seine Frau wohl glücklich war. Sofort tat er jeden Gedanken beiseite, sie könnte irgendetwas anderes sein. Wie auch? Sie hatte ein hübsches Zuhause. Er war ein aufmerksamer Ehemann. Sie wusste seine Zuverlässigkeit zu schätzen, seine Ausgeglichenheit, sein Talent für Organisation, seine Geschäftstüchtigkeit. Würde ich heute Abend sterben … , dachte er und verbesserte sich sofort in Würde ich morgen sterben … weil ihm nicht danach war, an diesem Abend zu sterben. Was so viel hieß wie, er fühlte sich vollkommen gesund. Nun also, falls er am nächsten Tag sterben sollte, beispielsweise durch ein unvorhersehbares Ereignis wie einen Meteoriteneinschlag, hätte Poppy keine Sorgen. Sie wäre finanziell abgesichert und hätte ein Dach über dem Kopf. Natürlich würde sie ihn vermissen.
    Nichtsdestotrotz bedauerte er die Vergeblichkeit jeglicher Hoffnung auf eine vernünftige Unterhaltung mit Poppy über Dinge, die (für ihn) zählten: die Regierung, die Europäische Union, die Schlaglöcher in der Straße vom letzten Winter, die immer noch nicht ausgebessert worden waren, und – bis vor Kurzem – der Zustand von Key House. Letzteres blieb selbst als Ruine ein Problem. Er traute es dem jungen Crown durchaus zu, dass er sich wieder nach Portugal verzog und die Ruine so zurückließ, wie sie dastand. Nicht, wenn ich etwas dagegen unternehmen kann! , dachte Roger grimmig.
    Er kam zu einem Entschluss. Es war noch genügend Zeit vor dem Essen.
    »Ich mache eben einen kurzen Spaziergang die Straße hoch, um bei Key House nach dem Rechten zu sehen«, verkündete er.
    Darauf herrschte zunächst Stille, gefolgt von Schritten. Poppy erschien in der Tür. »Warum denn das?«, fragte sie.
    »Weil jemand nachsehen sollte. Die Ruine ist

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