Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Wahrscheinlich hat er die Antiquitäten bei einer Auktion angeboten. Ich erinnere mich dunkel an eine Versteigerung, die hier im Haus abgehalten wurde. Doch ich wüsste nicht, dass er auch sein Elternhaus verkauft hat. Ich denke, dass ich es erfahren hätte. Derartige Neuigkeiten sprechen sich schnell herum. Die Leute hier in der Gegend wollen wissen, wenn sie neue Nachbarn bekommen.«
Demonstrativ öffnete er die Autotür. Jess’ Informationsquelle war versiegt. Sie dankte ihm für sein Erscheinen.
»Alles Teil meiner Arbeit«, antwortete der Doktor gut gelaunt darüber, dass er sich endlich verabschieden konnte. »Schade, dass es kein Mord war, dann könnte ich ein höheres Honorar fordern.«
Jess blickte ihm nach, als er davonfuhr. Genau wie Layton wäre sie normalerweise nicht hier gewesen, nicht zu diesem frühen Zeitpunkt und ganz gewiss nicht in Abwesenheit jeglicher Hinweise auf eine Gewalttat. Doch die Polizeibeamten, die von der Einsatzzentrale ursprünglich hergeschickt worden waren, hatten unterwegs wegen eines Verkehrsunfalls auf der Hauptstraße anhalten müssen.
Jess war zufällig frei gewesen, als die Information hereinkam, dass man eine Leiche gefunden hatte. Sie hatte sich in ihr Auto gesetzt und war losgefahren.
Jetzt drehte sie sich zu den Schaulustigen um. Die beiden Pavee hatten ihre Aktionen vorausgeahnt und sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht. Jess war allein mit dem großen Mann und der Frau mit dem Boxer.
Sie wandte sich zuerst an den Mann, da er ohnehin darauf zu warten schien, und stellte sich vor. Er musterte sie abschätzend von oben bis unten, bevor er sie informierte, dass er Roger Trenton hieß. Er wohnte etwas weniger als einen Kilometer entfernt in Ivy Lodge und hatte vom Fenster seines Schlafzimmers aus das rote Leuchten des Nachthimmels gesehen, etwa um Mitternacht. »Es hat direkt ins Zimmer geleuchtet, wie eine Kerze.« Er hatte gleich gewusst, dass es sich um Key House handeln musste.
»Warum?«, fragte Jess.
Trenton reagierte ungehalten. »Weil man das Haus dem Verfall preisgegeben hat und es nur eine Frage der Zeit war, bis Hausbesetzer dort einzogen! Entweder die oder irgendein Taugenichts oder Landstreicher! Ich habe die Gemeinde schon mehrere Male wegen dieses Missstands angeschrieben, und zweimal den Eigentümer direkt, Mr Gervase Crown.«
»Sie haben die Adresse von Mr Crown?«, fragte Jess hoffnungsvoll.
»Nein. Ich habe die Adresse seiner Anwälte, die kann ich Ihnen gerne geben. Ich habe Crown über seine Anwälte kontaktiert. Ich nahm an, dass sie die Briefe weiterleiten würden. Ich erhielt keine Antwort. Jedenfalls, in meinen Briefen fragte ich Crown, ob und wann er etwas zu unternehmen gedächte. Das war ein großartiges Anwesen in gepflegtem Zustand, als er es geerbt hat. Er hat weniger als sechs Monate darin gewohnt, dann hat er Mobiliar und Hausrat in einer Auktion vor Ort verkauft. Das halbe County ist deswegen hier aufgelaufen! Crown hat das Geld eingesackt und sich davongemacht. Das Haus blieb leer und verlassen zurück. Der Mann ist ein Irrer.«
»Sie erwähnten Hausbesetzer«, sagte Jess. »Haben Sie in der letzten Zeit jemanden hier gesehen?«
»Nein«, gestand Trenton widerwillig. »Ich betrachte es nicht als meine Aufgabe, nach Key House zu sehen, wenn Crown keine Zeit dafür hat – oder keine Lust.«
Diese Aussage stand im Widerspruch zu seiner vorher geäußerten Behauptung, er habe zweimal den Eigentümer wegen des Hauses angeschrieben und die Gemeinde mit Beschwerdebriefen bombardiert.
»Denken Sie nur nicht …«, setzte Trenton an und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, ich wäre hier, weil ich einer von diesen abartigen Gaffern bin! Ich mache jeden Morgen einen Ertüchtigungsspaziergang. Ich komme oft hier lang.«
Bei diesem Satz drehte sich die Frau mit dem Hund zu ihnen und bedachte den Sprecher mit einem spöttischen Grinsen.
»Es wird später noch mal jemand bei Ihnen vorbeischauen, um Ihre Aussage zu protokollieren, Mr Trenton, falls Sie keine Einwände haben«, sagte Jess. »Ivy Lodge, ist das richtig?«
»Dort entlang, immer geradeaus …« Trenton deutete die Straße hinunter, vorbei an der Ruine. »Sie können es nicht verfehlen. Direkt dahinter steht eine prachtvolle uralte Eiche.«
Trenton ging davon, und Jess wandte sich der Frau mit dem Hund zu.
»So ein Schwätzer!«, sagte diese wenig zurückhaltend in Trentons Richtung. Der so titulierte große Mann entfernte
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