Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
mir einfach nicht vorstellen, dass er sich hinsetzt und akribisch Buchstaben aus der Zeitung ausschneidet, obwohl in seinem Hotel eine Tageszeitung ausliegt, in der Regel ein Boulevardblatt. Das hat Crown selbst eingeräumt. Damit hätte er einen praktischen Zugang zu alten Zeitungen. Ich denke trotzdem, es ist eigenartig, dass der Brief auf diese Weise zusammengesetzt wurde. Es ist … Es ist einfach altmodisch .«
»Nicht so altmodisch, dass der Urheber nichts über moderne forensische Verfahren weiß«, erinnerte Carter.
»Das ist alles Teil von Crowns Spiel«, war Mortons Meinung. »Er ist schlau. Er hofft, dass wir ihn nicht verdächtigen, weil die Methode so altmodisch ist, als hätte der Verfasser keinen Computer und als würde er sich entweder nichts aus Orthographie machen oder als wäre er zu dumm. Crown will, dass wir nach jemandem mit geringer Bildung suchen, nicht nach einem Internatsschüler, wie er einer war. Auf der anderen Seite ist ihm klar, dass wir ihm vielleicht auf die Schliche kommen und erkennen, dass er uns hereinzulegen versucht. Also fotokopiert er das Original als Fingerzeig, dass der Verfasser vielleicht doch kein altmodischer Einfaltspinsel ist. Wir wissen am Ende nicht mehr, was wir von der Sache halten sollen. Abgesehen davon führen sämtliche Spuren, die wir auf dem Blatt finden, selbstverständlich zu ihm zurück – logischerweise, weil er den Brief ja schließlich gefunden und aufgehoben hat, um ihn zu lesen. Er führt uns an der Nase herum, oder zumindest versucht er es.«
»Ich denke, Sie haben da möglicherweise nicht ganz unrecht, Phil«, pflichtete Carter ihm bei.
Morton sah verblüfft drein. Endlich hatte eine seiner Ideen Anklang gefunden.
»Fest steht, dass jemand versucht, uns von der richtigen Fährte abzubringen. Aber ist es wirklich Crown? Manipuliert er die Leute in seiner Umgebung? Manipuliert er uns? Oder ist er aufrichtig und hat den Brief wirklich unter seiner Zimmertür gefunden, genau wie er sagt? Was meinen Sie, Jess?«
Jess nahm sich Zeit, bevor sie antwortete, während die beiden Männer warteten. »Ich denke, Crown war wirklich aufgeschreckt, als ich mit ihm gesprochen habe«, sagte sie zu guter Letzt. »Er hat versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber hinter seiner Fassade war er gründlich verunsichert. Man kann es drehen und wenden, wie man will – es hat einen Toten gegeben, als sein Haus abgebrannt ist. Vielleicht denkt er, dass wir seine persönliche Sicherheit nicht ernst genug nehmen. Vielleicht hat er aus diesem Grund den Drohbrief selbst angefertigt – um uns dazu zu bringen, seinen Schutz ernster zu nehmen. Aber wenn es nicht so ist, dann versucht jemand, ihm Angst zu machen. Er will, dass Crown wieder aus Weston St. Ambrose verschwindet. Übrigens war er sehr darauf bedacht, mir zu sagen, dass Kit Stapleton nicht als Täterin infrage kommt. Genauso wenig wie Petra Stapleton und die Mutter der beiden Schwestern. Ich stimme zu, dass Petra an den Rollstuhl gefesselt ist und im Royal Oak nicht ohne fremde Hilfe die Treppe hinaufgekommen wäre. Es gibt keinen Aufzug dort. Abgesehen davon wäre ein Rollstuhl auffällig. Niemand vom Hotelpersonal hat morgens dazu Zeit, auf ganz gewöhnliche Gäste zu achten, doch jemand im Rollstuhl – der wäre sicherlich aufgefallen. Genauso wie jemand, der sich auf Krücken fortbewegt, so wie Petra, wenn sie nicht in ihrem Rollstuhl sitzt. Kit Stapleton war bereits einmal bei Gervase im Hotel, um ihn zu warnen, dass er sich von ihrer Schwester fernhalten soll. Kit ist eine zähe Nuss, sehr entschlossen, meiner Meinung nach. Wenn Gervase keine Anstalten macht abzureisen, könnte sie sich etwas einfallen lassen, um ihm den Abschied zu erleichtern.«
»Beispielsweise einen Drohbrief schreiben?« Carter deutete auf das Blatt.
Jess blickte frustriert drein. »Ich hätte nicht geglaubt, dass es Kits Stil ist. Aber wer weiß? Sie hat versucht, Crown direkt zur Rede zu stellen. Er hat es von sich abprallen lassen. Sie wird sicher etwas Neues probieren.«
»Die Mutter der Stapletons?«, schlug Carter vor.
»Sie ist zu sehr Lady, nach Crowns Ansicht.«
»Vielleicht sollten wir trotzdem ein Wort mit ihr reden.«
»Schicken Sie Stubbs«, schlug Morton vor. »Er kann gut mit alten Ladys. Sie machen ihm Tee und füttern ihn mit Keksen und zeigen ihm das Fotoalbum der Familie.«
»Einverstanden. Schicken Sie Detective Constable Stubbs zu Mrs Stapleton. Die Foscotts dürfen wir ebenfalls nicht vergessen«,
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